Das Wing 4 Syndrom
erfüllen.“
„Bedürfnis?“ stieß Keth heiser hervor. „Das sehe ich nicht.“
„Das werden Sie aber.“ Die Maschine beugte sich etwas zu ihm hinunter. „Das müssen Sie logischerweise, weil Sie selbst uns gezeigt haben, daß Sie die Besorgnis unseres Schöpfers um die Zukunft Ihrer Rasse teilen. Wenn Sie zulassen, daß wir Sie zu einer korrekteren Interpretation der menschlichen Geschichte hinführen, werden Sie den Schluß ziehen, daß wir in Wahrheit für das Überleben der Menschen wesentlich sind.“
Er sah die Maschine mit zusammengekniffenen Augen skeptisch an.
„Ihre Evolution resultierte aus dem Zusammenwirken zweier einander widersprüchlicher Prozesse“, tönte es streng. „Bei diesen Prozessen handelt es sich um Wettbewerb und Zusammenarbeit. Der Wettbewerb um das Überleben schuf lebenskräftige und aggressive individuelle Tiere. Die Zusammenarbeit zwischen ihnen schuf die Gesellschaft und die Zivilisation.
Unter primitiven Umständen funktionierten die beiden Prozesse in scheinbarer Harmonie. Mit der Einführung der Technik jedoch wurde ihr altes Gleichgewicht zerstört. Unkontrollierte Aggression wurde zur tödlichen Gefahr. Wir wurden geschaffen, um Ihre Rasse zu retten.“
„Aber nicht vor mir“, protestierte Keth bitter. „Tatsächlich war ich nie aggressiv genug. Das hat mein Vater mir immer gesagt. Meine Lehrer und Ausbilder auch. Und Chelni Vorn. Sonst hätte ich sie vielleicht geheiratet und wäre Flotteneigner geworden.“
„Es gibt jetzt keine Flotten mehr“, erinnerte ihn die ruhige Maschine. „Wenn Sie tatsächlich ohne Aggressionen geboren wurden, dann sollte Ihnen das dabei behilflich sein, uns willkommen zu heißen. Wir müssen aber wiederholen, daß Sie sich bereits des schwersten Aktes der Aggression gegen uns schuldig gemacht haben.“
Die Maschine erstarrte, wirkte plötzlich inquisitorisch.
„Wir fragen noch einmal: Werden Sie uns unterstützen?“
„Ich … ich will darüber nachdenken.“ Keth schwankte auf dem Stuhl, und seine Sinne kreisten. Indem er nach Argumenten suchte, fand er nur die übelkeitserregende Überzeugung, daß jedes mögliche Argument als zusätzlicher Beweis gegen ihn ausgelegt werden würde. So wiederholte er schwach: „Ich will kein Euphorid.“
„In diesem Fall verlangen wir Informationen über die Menschen und die Kultur des Planeten Malili.“
„Ich weiß sehr wenig.“
„Sie sind dort geboren“, beharrte die Maschine mit weicher Stimme. „Sie sind mit einer Leleyofrau intim gewesen. Sie haben in letzter Zeit dort einen Besuch abgestattet und hofften offensichtlich, wieder dorthin zurückzukehren.“ Der graziöse Kopf der Maschine legte sich etwas zur Seite. „Worin besteht Ihr Interesse an Malili?“
„Ich bin Mitglied des Schutztrupps. “ Er sah der Maschine in die blinden Augen und richtete sich herausfordernd auf. „Unsere Mission war es – ist es –, Kai vor euch zu verteidigen. Wir nahmen an, ihr hättet irgendwelche Sonden oder Stationen auf Malili eingerichtet.“
„Das ist nicht der Fall.“ Irgendwie wirkte die schwarze Maschine mit dem leicht seitlich geneigten Kopf selbstgefällig und stolz. „Wir haben nie Einheiten dort gelandet …“
„Dann rate ich euch, das jetzt auch nicht zu versuchen“, murmelte Keth. „Sonst erwischt euch der Felsrost.“
„Wir sind dabei, Einzelheiten über die einfacheren Organismen Malilis zu sammeln, aber das ist nicht unser Problem. Mit Korrosion können wir fertig werden. Unsere größere Sorge gilt der angedeuteten Möglichkeit, daß die Leleyos zumindest über eine primitive rhodomagnetische Technologie verfügen und daß ihre Gesellschaft eine undisziplinierte Demokratie ist.“
„Ihr habt also Angst vor den Leleyos?“
Die Empfindung, die ihn durchpulste, war beinahe Triumph. Wenn die Leleyos den Rhodomagnetismus kannten, dann war es möglich, daß sie die Humanoiden besiegen konnten. Malili würde vielleicht die letzte Festung der Menschheit werden und vor ihnen sicher sein.
„Wir sind mechanischen Geschöpfe“, sang die Maschine. „Wir erleben keine Furcht. Wir folgen nur unserem Ersten Gebot. Wenn die Leleyos in der Tat eine illegale Technologie besitzen oder wenn ihre Institutionen gefährlich demokratisch sind, dann benötigen sie unsere sofortigen Dienste.“
Keth versuchte das Aufblitzen einer Hoffnung zu verbergen und runzelte erneut die Stirn. Er fragte: „Was stört euch an der Demokratie?“
„Sie ist selbstmörderisch, Sir. Wir
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