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Das wird mein Jahr

Das wird mein Jahr

Titel: Das wird mein Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Lange
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die ich seit Monaten geküsst hatte. Meine erste Westfrau. Aber wie und wann? Sollte ich warten, bis ich wieder zufällig bei ihr arbeiten musste? Oder vorher anrufen? Und wie lange sollte ich damit warten? Das Wochenende ließ ich verstreichen und auch den Montag. Nicht vor Mittwoch wollte ich mit ihr telefonieren, sonst würde ich doch wie ein fanatischer Teenie wirken.
    Am späten Dienstagnachmittag parkte ich nach der Arbeit den Transporter auf dem Firmengelände. Von weitem konnte ich Gärtnermeister Merk sehen, wie er mit jemandem durch das Gewächshaus lief. Als ich näher kam, erkannte ich neben ihm Elisabeth. Bam! Das Adrenalin knallte durch meine Blutgefäße. Sie trug wieder dieses schwarze Kleid und ich rang um Fassung.
    »Ah, Herr Blumenstrauß, gut dass Sie kommen.« Herr Merk winkte mich heran.
    »Guten Tag«, grüßte mich Elisabeth und gab mir ihre Hand. Sie sah mir dabei so unverschämt lange in die Augen, dass ich schon befürchtete, Herr Merk würde was mitkriegen.
    »Frau Albrecht möchte noch einige Pflanzen für ihrenGarten aussuchen«, erklärte er mir. »Wären Sie so nett und würden ihr bei der Auswahl behilflich sein? Ich habe noch einen dringenden Außentermin. Machen Sie dann bitte hier zu? Sie sind der letzte auf dem Gelände. Bis morgen.«
    »Ja gerne, Herr Merk. Kein Problem.«
    Kurz darauf stand ich mit Elisabeth alleine in dem riesigen Gewächshaus. »Na, Friedemann, wie geht’s?«, fragte sie mich, während sie langsam die Pflanztische abschritt und scheinbar überlegte, was sie mitnehmen könnte.
    »Alles bestens«, antwortete ich und ging ihr hinterher. »Hier, wie wäre es mit Chrysanthemen? Die blühen bis November, da hat man eine Weile was davon. Die haben wir auch in Buschform, in Gelb, Orange und Weinrot.«
    »Weinrot klingt gut«, sagte Elisabeth und blickte zu mir rüber. Wir standen uns an einem der Tische gegenüber. Zwischen uns Topf an Topf winterharte Herbstaster. »Und du wohnst hier in der Gärtnerei?«, fragte sie mich, und ich betete, dass in meinem Gesicht keine Erdreste von der Arbeit klebten.
    »Ja. Die erste Nacht habe ich übrigens im Gewächshaus verbracht. Gleich da drüben auf einer Luftmatratze.« Ich zeigte in Richtung Winterheide, und Elisabeth schaute kurz hin. Draußen hörte man, wie der Wagen von Herrn Merk das Grundstück verließ.
    »Und wo schläfst du normalerweise?«
    »Da vorn, über den Garagen, in einer kleinen Wohnung.« Ich merkte, dass ich schwitzte, und das kam nicht nur von der tropischen Wärme im Gewächshaus.
    Elisabeth schlenderte zu mir herüber und stellte sichganz nah vor mich. »Wollen wir dann mal?«, fragte sie, und ich konnte nur nicken.
    Meine Hand zitterte leicht, als ich meinen Wohnungsschlüssel in das Schloss steckte und ihr Atem mir sanft in den Nacken blies.
    Ich rief Double Trouble an und verkündete, dass ich meine erste Ernte eingebracht hatte. Wir verabredeten uns noch für den selben Abend bei Ali. Keine halbe Stunde später war ich da.
    Gleich an der Tür saßen vier von Alis Kumpels in Trainingshosen und spielten mit ihren Autoschlüsseln. Sie tranken Tee und unterhielten sich auf Türkisch. Double Trouble wartete an einem der hinteren Tische. Er war nicht allein. Ein blasser, hagerer Typ in viel zu großen American-Football-Klamotten, inklusive Basecap saß neben ihm. Ich begrüßte zunächst Ali, holte mir eine Cola aus dem Kühlschrank und setzte mich zu ihnen.
    »Na, alles klar, Homie?«
    Ich nickte. »Wollten wir uns nicht alleine treffen?«
    »Alles cool, Homie. Das ist nur mein Experte für die Ware.« Double Trouble klopfte seinem Sitznachbarn auf den Rücken und grinste mich an. »Ich bräuchte erst mal eine Kostprobe, und dann reden wir über den Preis.«
    »Logo.« Darauf war ich vorbereitet und holte unauffällig einen kleinen Beutel mit einigen Blüten aus meiner Jackentasche. Double Trouble reichte ihn unter dem Tisch an seinen »Experten« weiter. Der wiederum stand auf und ging nach draußen.
    Minuten vergingen, und mir fiel nichts ein, was ich mitDouble Trouble ansonsten zu besprechen hätte. Also schwiegen wir uns an. Ich versuchte so teilnahmslos wie möglich auszusehen. Mit wie vielen Hundertern ich wohl nachher nach Hause radeln würde? Ob ich anschließend noch Elisabeth anrufen sollte, um auf den Erfolg mit ihr noch anzustoßen oder zu …?
    Ali hatte die arabische Musik aus seinem Kassettenrecorder etwas lauter gemacht und schwatzte weiter mit seinen Kumpels. Nach einiger Zeit kam der

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