Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das wird mein Jahr

Das wird mein Jahr

Titel: Das wird mein Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Lange
Vom Netzwerk:
Schmale wieder rein. Er nickte Double Trouble lässig zu, und Double Trouble nickte ebenfalls. »Das Zeug scheint in Ordnung. Hast du den Rest hier?«
    »Wenn du die Kohle hier hast.« Wir bezahlten unsere Getränke und gingen raus.
    Hinter dem Imbiss parkte Double Troubles Mercedes neben den Mülltonnen. Auf dem weitläufigen Hof war es dunkel. Nur das Milchglasfenster vor Alis Küche ließ etwas vom Neonlicht nach draußen. Der Schmale öffnete den Kofferraum. In ihm befanden sich eine Küchenwaage und zwei Baseballschläger. Im ersten Moment beunruhigte mich dieser Anblick, aber dann versuchte ich mich locker zu machen. Ja klar, bei so vielen in der Gegend stationierten amerikanischen Soldaten werden die West-Kids öfter mal Baseball spielen. Ein bisschen Sport tat außerdem Double Troubles Figur bestimmt gut. Der hielt mir jetzt erwartungsvoll seine übergroße Handfläche hin.
    Ich holte aus meinem Rucksack die Ware. Eine halbe Ewigkeit begutachtete er den Inhalt. Ich entwickelte schon Horrorvisionen von quietschenden Polizeiautos, die mit Blaulicht gleich um die Ecke geschossen kamen. Ganzschwach hörte man die Musik hinter Alis angekipptem Küchenfenster. Der Schmale stand mit seinen Händen in den Hosentaschen da und schaute gelangweilt. Double Trouble wog die Tüte auf der Waage im Kofferraum und holte ein Bündel Geldscheine aus seiner Jacke. Er zählte zweihundert D-Mark ab und hielt sie mir wortlos hin.
    Ich hatte nach meinem Partygeschäft mehr als das Doppelte erwartet und schaute etwas ratlos auf die Kohle. »Ist das nicht ein bisschen wenig?«, fragte ich.
    »Denkst du, ich hatte keine Unkosten? Das waren meine Samen, verstehste?« Double Troubles Stimme klang merklich abgekühlt.
    »Machst du etwa Stress, Alter?«, nuschelte der Schmale plötzlich von der Seite in mein Ohr. Seine Hände steckten nicht mehr in den Hosentaschen, sondern schoben mich leicht gegen den Wagen. Double Trouble schloss den Kofferraum. Meine Ernte war noch drin.
    »Was soll denn das jetzt?«, rief ich empört.
    »Bleib ruhig, Homie. Nimm das Geld und hau ab. Wir sind hier doch nicht auf einem orientalischen Basar.«
    »Das waren vier Monate harte Arbeit. Da verdiene ich ja tausendmal mehr, wenn ich das selber verticke!«, rief ich Double Trouble zu. Dann stürzte ich auf den Asphalt. Nicht freiwillig. Der Schmale hatte mir von hinten seinen Turnschuh in die Rippen gedrückt. Ich versuchte wieder hochzukommen, aber Double Trouble stand plötzlich auf meiner rechten Hand. Kleine spitze Steinchen und ein Kronkorken bohrten sich langsam in meine Handinnenfläche. Ich unterdrückte mit Mühe den Schmerzensschrei. Einer wird immer beschissen, wie bei Miami Vice. Hätte ichdoch wissen müssen, sooft, wie ich die Serie gesehen hatte. Scheiße!
    Double Trouble hockte sich neben mich, immer noch mein Geld in der Hand. »Du kleiner Zonen-Homie. Du willst doch nicht etwa auf die Idee kommen, hier in meinem Revier zu wildern. Da werde ich ganz, ganz sauer. Du  bist eigentlich ein Russe, oder? Alle Zonis sind doch Russen.«
    »Ich glaube der West-Polake gibt es uns diesmal umsonst, oder?«, sagte der Schmale zu Double Trouble und lachte dabei ziemlich bescheuert.
    »Jetzt hört doch mal auf mit dem Scheiß!«, rief ich, doch der Schmale trat mir in die Seite und rief: »Schnauze, Russe.«
    »Homie, Homie, Homie«, raunte Double Trouble mir zu, »wieso musst du nur gleich so gierig sein? Das hast du nun davon.« Er steckte die Scheine geräuschvoll in seine Jacke zurück und nahm den Fuß von meiner Hand.
    Ich rappelte mich auf und wurde sogleich von dem Schmalen in Richtung Mülltonnen geschubst. Mit schnellen Handbewegungen angelte er einen der Baseballschläger aus dem Kofferraum. Sanft schlug er ihn immer wieder auf seine linke Handfläche, was ein dumpfklatschendes Geräusch ergab. So kam er langsam zu mir rüber. Double Trouble folgte ihm. Ich rechnete in Gedanken durch, wie schnell ich wohin rennen müsste, um ihnen zu entkommen. Aber da war nicht viel Platz. Langsam bekam ich ein ganz, ganz mieses Gefühl bei der Sache …
    Plötzlich ging neben mir eine Tür auf, ein Halogenstrahler beleuchtete den Platz, und Ali stand mit einem vollen Mülleimer da. Er schaute verwundert auf meine blutendeHand und dann auf meine taufrischen Ex-Geschäftspartner. »Kollegen, was geht denn hier ab?«, fragte er erstaunt in die Runde.
    »Verzieh dich, das geht dich nix an«, sagte der Schmale und schwang bedrohlich seinen Baseballschläger.
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher