Das Wirken der Unendlichkeit
und brennbare Abfälle verbrennen. Damals nahm in Los Angeles die Luftverschmutzung zu, weil immer mehr Leute ihren Müll selbst verbrannten.
Vielleicht lag es an der Nähe oder der Offenheit der jungen Frauen, jedenfalls verliebte ich mich über beide Ohren in Patricia und in Sandra.
Ich holte mir Rat bei einem sehr merkwürdigen jungen Mann, der zu meinen Freunden zählte. Er hieß Nicholas van Hooten. Er hatte zwei Freundinnen und lebte mit beiden offenbar in größter Eintracht zusammen. Er gab mir, wie er sagte, zunächst den einfachsten Rat. Was macht man im Kino, wenn man zwei Freundinnen hat? Er sagte, wenn er mit seinen beiden Freundinnen ins Kino gehe, richte er seine ganze Aufmerksamkeit auf diejenige, die links von ihm saß. Nach einer Weile verschwanden die beiden auf der Toilette, und bei ihrer Rückkehr ließ er sie die Sitze wechseln. Anna setzte sich dorthin, wo Betty gesessen hatte, und niemand in ihrer Umgebung merkte etwas. Er versicherte mir, es sei der erste Schritt auf dem langen Weg, die Mädchen dahin zu bringen, daß sie die Dreier-Situation einfach akzeptierten. Nicholas hatte einen Sinn für Kitsch und liebte die abgedroschene französische Phrase: Menage a trois. Ich befolgte seinen Rat und ging mit Patricia und Sandy in ein Stummfilmkino an der Fairfax Avenue in Los Angeles. Ich ließ Patricia links von mir Platz nehmen und richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf sie. Als die beiden zur Toilette gingen, sagte ich ihnen beim Zurückkommen, sie sollten die Plätze tauschen. Ich begann dann das zu tun, was Nicholas van Hooten mir geraten hatte, aber Patricia ließ sich auf einen solchen Schwachsinn nicht ein. Sie stand auf und rauschte empört, gedemütigt und rasend vor Wut aus dem Kino. Ich wollte ihr folgen und mich entschuldigen, aber Sandra hinderte mich daran.
»Laß sie gehen«, sagte sie mit einem boshaften Lächeln. »Sie ist erwachsen und hat genug Geld, um mit dem Taxi nach Hause zu fahren.«
Ich ließ mich überreden und blieb im Kino, um Sandra zu küssen. Ich tat es nervös und voller Gewissensbisse. Mitten in einem leidenschaftlichen Kuß spürte ich, wie mich jemand an den Haaren zog. Es war Patricia. Die Sitzreihe war nicht richtig befestigt und kippte nach hinten. Die sportliche Patricia brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit, bevor die Sitze auf die Reihe dahinter fielen. Ich hörte die erschrockenen Rufe von zwei Kinobesuchern, die am Ende der Reihe am Gang saßen. Nicholas van Hooten hatte mir einen schlechten Rat gegeben. Patricia, Sandra und ich fuhren schweigend nach Hause zurück. Mit sehr seltsamen Versprechungen und unter Tränen beendeten wir den Streit. Unsere Dreierbeziehung führte schließlich jedoch dazu, daß wir uns beinahe gegenseitig zerstörten. Wir waren auf ein solches Unterfangen nicht vorbereitet. Wir wussten nicht, wie wir die Probleme lösen sollten, die mit Zuneigung, Moral, Pflichten und Anstand zusammenhängen. Ich konnte keine von beiden verlassen und sie mich nicht. Eines Tages flohen wir alle drei auf dem Höhepunkt einer riesigen Auseinandersetzung aus reiner Verzweiflung in unterschiedliche Richtungen, um uns nie wiederzusehen.
Ich war am Boden zerstört. Nichts, was ich tat, vermochte ihre Wirkung auf mein Leben auszulöschen. Ich verließ Los Angeles und beschäftigte mich mit unzähligen Dingen, um meine Sehnsucht zu unterdrücken. Ohne jede Übertreibung kann ich aufrichtig sagen, ich geriet in die Klauen der Hölle. Ich glaubte, mich nie wieder daraus befreien zu können. Ohne den Einfluß von Don Juan auf mein Leben und meine Persönlichkeit hätte ich niemals die zerstörerische Kraft der eigenen Dämonen überlebt. Ich gestand Don Juan, mir sei bewusst, daß alles, was ich getan hatte, falsch war und daß ich kein Recht gehabt hatte, diese wundervollen Menschen in einen so scheußlichen und törichten Quatsch hineinzuziehen, auf den ich nicht vorbereitet gewesen war.
»Der Fehler dabei war«, sagte Don Juan, »daß ihr drei hoffnungslose Egoisten seid. Eure Selbstüberschätzung hat euch beinahe vernichtet. Ohne eure Selbstüberschätzung habt ihr nur noch Gefühle.
Tu mir den Gefallen«, fuhr er fort, »und mach etwas sehr Einfaches und Ehrliches, das alles für dich bedeuten kann: Lösch in deiner Erinnerung an die beiden Frauen alle Aussagen, die du in deinem Selbstdialog gemacht hast und die etwa so aussehen: >Sie hat dies oder jenes zu mir gesagt, und sie hat geschrien, und dann hat die andere MICH angeschrien!<
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