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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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Sonst hätte Jenna Sie nicht zurückholen können, glaube ich.« Er griff nach den obligatorischen Salt-and-Vinegar-Chips, betrachtete sie einen Moment misstrauisch und kaute nachdenklich. »Wenn ich mir das strategisch betrachte, ist der Jäger Jennas mythologischer Feind – und Sie sind sein Gegenspieler. Vielleicht haben auch Sie eine bestimmte Kraft, etwas, das uns weiterhilft?«
    Lagardère sah ihn verblüfft an. »Sie meinen, dass Jenna mich holen musste? «
    »Ich meine, sie braucht jemanden aus der Schattenwelt, der ihr hilft. Warum ausgerechnet Sie das sind, Antoine, weiß ich nicht. Und wenn wir dieses Abenteuer bestanden haben, können Sie sich gleich die nächste Frage stellen: Was wird sein, wenn Sie Ihre Aufgabe erfüllt haben, worin auch immer sie besteht?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe, dass wir gemeinsam nicht nur die Antworten für Jenna und Kim finden, sondern auch für mich.« Der Franzose fuhr mit dem Finger an seinem Bierglas entlang, an dem einige Wassertropfen glitzerten. »Mir war es schon immer verhasst, wenn jemand an den Fäden zieht, an denen ich hänge.«
    George konnte nicht umhin, den Franzosen für seinen Mut zu bewundern, für die Gelassenheit, mit der er nach außen hin mit der Situation umging. Hätte er nachgefragt, dann hätte er von Lagardère die Antwort bekommen, dass ihm seine alte Welt, seine Liebe für Sophie, langsam entglitt, dass sie Teil des Nebels zu werden schien. Was er jetzt erlebte, fühlte sich so real, so lebendig an, dass ihm sein erstes Leben vorkam wie ein Traum. Gleichzeitig lebte er ständig in der Angst, zu erwachen und sich erneut in der Schattenwelt wiederzufinden.
    Keiner von beiden nahm die Kellnerin wahr, die hinter der Schwingtür zur Küche stand und sie durch das Bullauge beobachtete. Sie hatte die Hände in den Taschen ihrer Schürze ver graben, wippte auf den Zehen auf und ab, offenbar unschlüssig, ob sie hinausgehen und die seltsame kleine Reisegruppe ansprechen oder ob sie, wie versprochen, einfach nur die Augen offen halten sollte.
    Die Schale sei ein Zeichen des Weißen Zirkels, bestätigte man schließlich den Verdacht des ungeduldigen Jägers. Man sei sich sicher, dass er zerschlagen worden war, aber die Symbole seien dennoch öfter zu finden. Es gäbe in England, oder möglicherweise in ganz Europa, vielleicht eine Handvoll Personen, die mit diesem Zeichen etwas anfangen könnten. Die Covingtons, eine der ältesten Familien Englands, hätte man schon länger in Verdacht gehabt, aber nie konkrete Hinweise erhalten. Man würde dort weiter nachforschen. Ob man noch mehr tun könne, Sire?
    Jonathan von Keysern lehnte im Salon des Hauptquartiers lässig in einem breiten Sessel, ein Glas Barolo vor sich, und ver neinte. Der junge Mann mit dem Notebook unter dem Arm, der ihm die Informationen überbracht hatte, war sichtlich erleichtert, den Raum wieder verlassen zu können. Die Aura, die den Jäger umgab, war auch für die unerfahrensten Mitarbeiter des Konsortiums spürbar. Der Jäger wusste es – der Tod war sein ständiger Begleiter, und wer aufmerksam genug war, konnte ihn sehen und spüren. Von Keysern ließ die blutrote Flüssigkeit im Glas kreisen. Die Hüterin war also dabei, Informationen zu sammeln, vielleicht bekam sie sogar Hilfe von irgendeinem wohlmeinenden Mitmenschen. Es würde ihr trotzdem nichts nützen. Der Tod verbündete sich schließlich nur mit einer Seite – und das war die seine.
    Seit Jahrtausenden …
    Von Keysern überlegte kurz, dann ließ er den Anführer rufen und stellte ein paar unauffällige Fragen. Kurz darauf war er sicher, dass das Konsortium nicht den Schimmer einer Ahnung hatte, worum es hier eigentlich ging. Die Männer waren effektiv und in mancherlei Hinsicht bewandert, hatten eine Menge Informationen zusammengetragen, besaßen weitreichende Befugnisse und kümmerten sich keinen Deut um Recht und Gesetz.
    Doch sie wussten es nicht.
    Ihnen blieb die Essenz des Geheimnisses verborgen. Das Konsortium strebte nach Kontrolle über politische Vorgänge, nach Einfluss. Macht. Noch mehr Macht? Von Keysern verzog verächtlich den Mund. Macht über wen – das war die entscheidende Frage. Er wusste noch genau, wer ihn damals getötet hatte, wer seinen Körper zerbrochen hatte, jedoch nicht seinen Willen. Zugegeben, er hatte einen gravierenden Fehler begangen. Er hatte eine Hüterin den Flammen überantwortet, hatte sich daran geweidet, sie brennen zu sehen – anstatt sie dem zu bringen, der auf

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