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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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nicht vergessen.« Damit legte sie eine dunkelrote Rose neben das Foto, drehte sich um und sah Dr. Berger an. Eine stumme Herausforderung lag in ihrem Blick, die diesmal niemandem entging.
    Nun trat einer nach dem anderen vor und legte Blumen auf den Tisch. Manche weinten, hielten sich aneinander fest. Dann war es vorbei. Kim würdigte Dr. Berger keines Blickes mehr, griff nach ihrem roten Parka, ging an Simone vorbei, die flüchtig ihre Hand drückte, und verließ die Aula mit hoch erhobenem Kopf und undurchdringlichem Gesichtsausdruck, erst draußen auf dem Schulhof sackte sie gegen die Hausmauer und atmete tief durch.
    Da spürte sie plötzlich eine kühle Hand in der ihren. Matthew stand neben ihr. »Komm mit«, sagte er leise, »wir gehen.« Sein Gesicht war blass unter der gebräunten Haut.
    Kim sah ihn fragend an. »Bist du sauer?«
    Er zog an ihrer Hand, lächelte mühsam. »Komm einfach.«
    »Okay«, gab Kim nach. »Ich brauche auch frische Luft. Wenn ich die Berger heute noch mal sehe, garantiere ich für nichts. Dieser heuchlerische Besen!« Sie war froh, dass Matthew hier war. Er war der Einzige, den sie im Moment ertragen konnte.
    Matthew hielt immer noch ihre Hand, als sie das Schulgelände verließen. Zwei Querstraßen weiter öffnete er mit der Fernbedienung einen kleinen grünen Ford Ka.
    »Deiner?«, erkundigte sich Kim verblüfft
    »Ja. Ich verkaufe ihn wieder, wenn ich nach Hause fahre.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte sie und lächelte zum ersten Mal heute. »Wohin fahren wir?«
    »Steig einfach ein.«
    Das war nun zwar keine Antwort auf ihre Frage, aber Kim ließ sich dennoch auf den Beifahrersitz sinken. Es war ihr egal, wohin sie fuhren. Nur nicht nach Hause. Dort wartete Jenna, die bestimmt wieder darauf erpicht war, mit ihr zu reden. Genauso wie Alex in den letzten Tagen. Reden war wirklich das Letzte, was sie jetzt wollte. Sie kramte in ihrer Tasche und zog eine Sonnenbrille heraus. »Es kann losgehen.«
    Eine knappe halbe Stunde später bugsierte Matthew seinen kleinen Ford in eine Parklücke nahe der Isar und stieg aus. Kim folgte seinem Beispiel. Und plötzlich war es, als wären sie in einer anderen Welt. Noch zeigten sich an den Bäumen keine neuen Blätter, kein Schneeglöckchen lugte keck hervor, doch ein warmer Föhnwind blies von den Alpen her, vertrieb die letzten Wolken und trug einen Hauch Frühling mit sich. Die Sonne hatte den Kampf gegen die Wolken heute gewonnen, es begann zu tauen.
    »Gute Idee«, lobte Kim nach ein paar Schritten. »So weit draußen an der Isar war ich schon ewig nicht mehr.« Der Fluss vor ihnen schlängelte sich träge und wie ein glitzerndes grünes Band durch die Wiesen. Vor einigen Jahren hatte man die Isar und ihre Ufer renaturiert und dem Fluss das steinige, unbefestigte Bett zurückgegeben. Ein breiter Streifen, der mit Felsen und Kies bedeckt war, säumte seine Ufer, und große Steinquader schauten aus dem Wasser, das um sie herumfloss und kleine Strudel bildete. Vereinzelte Eisschollen trieben in Richtung Innenstadt. Hie und da hüpften Saatkrähen am Uferstreifen entlang, gaben aber keinen Ton von sich. Es war still, nur das Rauschen des Wassers war zu hören.
    »So schön …« Kim konnte sich kaum sattsehen.
    Matthew griff wieder nach ihrer Hand, sagte aber nichts.
    Beide schauten einige Augenblicke schweigend auf das Wasser, dann bogen sie auf einen schmalen, geräumten Weg ein und folgten ihm flussaufwärts. Niemand war um diese Zeit un terwegs, nicht einmal einer der unvermeidlichen Spaziergänger mit Hund, die normalerweise das Ufer für sich reklamierten, war zu sehen.
    Zum ersten Mal seit Tagen verspürte Kim so etwas wie Sicherheit. Ihre Hand in Matthews fühlte sich gut an. Er hatte sich beim Autofahren offensichtlich wieder beruhigt und sah entspannt, fast fröhlich aus. Heimlich beobachtete sie ihn durch die Sonnenbrille. Er war noch ein Stück größer als sie – das wollte etwas heißen – und bewegte sich mit der lässigen Eleganz eines Sportlers.
    Als hätte er ihre verstohlenen Blicke bemerkt, wandte er den Kopf und lächelte sie an. Kim lächelte ertappt zurück.
    »Geht’s dir besser?«, fragte er nach einer Weile.
    »Mhm«, machte Kim. »Scheint, als wäre das schon das zweite Mal, dass du mich kurierst.«
    »Your’re welcome«, sagte Matthew. Dann hielt er plötzlich an und stellte sich vor sie hin, nahm ihr sanft die Sonnenbrille von der Nase und fragte: »Willst du nicht erzählen? Ich kann gut zuhören.«
    Sein

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