Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)
der eine Leine über dem Arm hängen hatte. »Den hast du aber abgehängt«, sagte Kim anerkennend. »Sorry, ich habe nicht mal einen Keks für dich.«
Der Hund schien das Kompliment zu verstehen und legte eine Pfote auf ihr Knie.
Matthew beugte sich ebenfalls vor, um den Hund zu streicheln, doch dieser wich bei der Geste ein Stück zurück und knurrte ihn an. »He, ganz ruhig, Kleiner«, beschwichtigte Kim. »Das ist Matthew. Der ist harmlos.«
Der Hund blickte Matthew weiterhin drohend an, knurrte erneut, drehte sich um und sprang in großen Sätzen zu seinem Herrchen zurück.
»Hast du eine Katze zu Hause?«, fragte Kim.
Matthew blickte sie verwirrt an. »Wieso?«
»Na, weil der Hund dich nicht mag.«
»Ach so. Nein.« Sie beobachteten den Hund, der jetzt mit sichtlicher Begeisterung und laut bellend einem Tennisball hin terherjagte, auch wenn er mehr durch den Schnee pflügte als über die weiße Pracht rannte.
»Träume sollten Träume bleiben, oder?«, fuhr Kim jetzt leise fort. »Besonders Albträume. Im wirklichen Leben brauche ich die nicht.«
Matthew saß schweigend da und sah sie nachdenklich an. Mit einem Mal war Kim das alles furchtbar peinlich, und sie war gar nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, Matthew so viel zu erzählen.
»Du könntest wenigstens sagen, dass es einen vernünftigen Grund für alles gibt«, machte sie einen halbherzigen Versuch, ihre Verlegenheit zu überspielen. »Außerdem wird mir kalt. Komm, wir gehen zurück.«
»Warte.« Matthew hielt sie am Ärmel fest. »Hast du deswegen heute Mittag gesagt, du würdest sie nicht vergessen? Soll das heißen, du willst deine Träume vergessen, aber Carolin nicht?«
Kim war verblüfft. Konnte er in sie hineinsehen? »Klingt ein bisschen pathetisch, ich weiß. Aber genau das habe ich gemeint.«
Unvermittelt stand Matthew auf und ging wenige Schritte auf und ab. Dann beugte er sich zu ihr hinunter, nahm ihre Hände in seine und sah ihr in die Augen. »Kim, ich … ich habe vielleicht eine Idee.«
»Eine Idee wofür?«, fragte Kim verwundert.
»Wie du deine Albträume beenden kannst.«
»Ach ja? Hast du eine Packung Schlaftabletten daheim?«
Matthew schüttelte den Kopf. »Nein. Ja … Also ich meine, ich hätte schon, aber das ist es nicht … Nein, ich …«, senkte er seine Stimme und näherte sein Gesicht dem ihren, sodass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte, »ich weiß, wie du erkennen kannst, was deine Träume dir sagen wollen. Es klingt vielleicht verrückt, aber dass wir uns hier begegnet sind, ist kein Zufall, Kim.« Er machte eine Pause. »Ich hatte diese Träume auch schon.«
Kim stellte erneut fest, dass sie nicht denken konnte, wenn Matthew ihr so nahe kam. Dann drang das, was er gesagt hatte, langsam in ihr Bewusstsein.
Zuerst dachte Kim, sie hätte sich verhört.
Sie wollte spöttisch fragen, ob er ein Buch über Traumdeutung gelesen hatte.
Doch dann sah sie den Ausdruck in seinen Augen und verschluckte ihre Worte.
Es war ihm tatsächlich ernst.
Also tat sie nichts von alledem, schaute ihn nur auffordernd an.
»Komm heute Abend zu mir. Ich zeig dir, wie du die Stimmen loswirst. Glaub mir, es ist einfacher, als du denkst. So ähnlich wie Hypnose, aber ohne Nebenwirkungen. Mir hat damals ein Freund dabei geholfen.«
»Klingt ja sehr geheimnisvoll«, gab Kim zurück, konnte aber nicht umhin zu fragen: »Brauchen wir irgendwas Besonderes dazu? Kerzen, Klangschale, Weihwasser?«
»Nur dich und eine große weiße Kerze«, antwortete Matthew, seine Stimme war ohne jegliche Ironie. »Und stell dir vor, die Kerze habe ich.«
Kim schluckte leer. »Ernsthaft?«
»Ernsthaft. Keine Angst, wie gesagt, ich habe das schon mal gemacht.« Nach dieser Ansage stand er auf, zog sie mit sich hoch und strich ihr kurz über die Wange. »Vertrau mir«, sagte er leise.
Der Weg zurück zum Auto erschien Kim viel länger als der Hinweg. Ihr schwirrte der Kopf. Was hatte er vor? Eine Séance? Geisterbeschwörung? Hypnose? Und wann hatte er diese Träume gehabt? Sie versuchte noch ein paarmal, Einzelheiten zu erfah ren, doch Matthew winkte jedes Mal ab. »Komm heute Abend zu mir. Ich erzähl dir alles«, wiederholte er und lächelte geheimnisvoll.
Die nächste halbe Stunde saßen sie schweigend nebeneinander in Matthews kleinem Auto, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
»Wir sind da.« Matthew stellte den Motor ab.
Kim blickte überrascht aus dem Fenster und erkannte die vertraute hellgraue
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