Das Wispern der Schatten - Roman
Mörder.
Jillan trank einen Schluck und sah sich dann schnell am Lagerfeuer um. » Wo ist mein Schwert?«
Der Schmied stieß eine Scheide mit dem Fuß an. » Hier. Ziehst du immer noch in Erwägung, es zu verkaufen?«
» Nein. Es steht nicht zum Verkauf.«
» Bist du dir sicher? Du bist etwas jung für solch eine Klinge. Ich zahle dir einen guten Preis dafür.«
» Rühr es nicht an! Es gehört mir!«, entgegnete Jillan heftiger, als er vorgehabt hatte.
Der Schmied hob die Hände. » Schon gut, schon gut. Sonnenmetall, nicht wahr? Woher hast du es?«
Vertrau ihm nicht. Du hast schließlich keinen Grund dazu.
» Das geht dich nichts an.«
Der Schmied nickte langsam. » Du hast recht, es geht mich nichts an. Und anscheinend habe ich dir dafür zu danken, dass du mich von der Schwelle des Todes zurückgeholt hast, Jillan.«
Jillan starrte Aspin böse an. » Was fällt dir ein, ihm meinen wahren Namen zu nennen? Du hattest kein Recht dazu! Es gibt auch Dinge, die ich ihm über dich verraten könnte.«
» Er wusste schon, wer du warst«, wandte Aspin ein.
Er ist ein Spion des Heiligen!
» Sieh mal, man muss doch nicht der Schlaueste sein, um darauf zu kommen, oder?«, gab der Schmied zu bedenken. » Alle in Erlöserparadies wussten, dass sie nach einem blonden Jungen in deinem Alter Ausschau halten sollten. Ich hatte auch gehört, dass ein Junge namens Jillan die Hand bei einem Mord in Gottesgabe im Spiel gehabt hätte, der Stadt, in der die Pest zuerst ausgebrochen ist.«
» Wie konntest du all das wissen, wenn du nicht für den Heiligen arbeitest? Er beobachtet uns jetzt durch deine Augen, nicht wahr?«, fragte Jillan herausfordernd und warf seine Decke ab.
In Windeseile packte Aspin einen dicken Ast aus dem Holzstapel und behielt den Schmied angespannt im Auge. Der Bergkrieger hatte offenbar in der möglichen Antwort des Schmieds etwas gelesen, das ihm nicht gefiel.
Die Augen des Schmieds huschten zwischen Jillan und Aspin hin und her. Er ließ den Kopf auf dem sehnigen Hals kreisen und spannte die Unterarme an, die so breit wie Jillans Oberschenkel waren. Dann ballte er die Hände zu hammergroßen Fäusten und drückte sie zusammen, bis seine Fingerknöchel knackten. Aspin packte den Ast fester.
Plötzlich lachte der Schmied herzhaft auf, sodass seine laute Stimme auf der Lichtung widerhallte. » Ich mache doch nur Spaß mit euch, Jungs! Ihr tut recht daran, auf der Hut zu sein, aber wenn ich euch etwas antun wollte, dann hätte ich es bereits getan, darauf könnt ihr Gift nehmen! Junger Aspin, dein Ast da könnte nicht viel mehr ausrichten, als mir den Schädel ein bisschen zu kitzeln, und der Zauberer da ist zu erschöpft, um dir auch nur in Ansätzen zu helfen. Es würde mehr als euch zwei Schlingel brauchen, um es Thomas Eisenschuh zu zeigen!«
Jillan sackte vor Erstaunen der Unterkiefer herunter. » Du bist Thomas Eisenschuh?«
» Ja, Zauberer, der bin ich. Du hast wohl schon von mir gehört?«
» Ich bin kein Zauberer«, sagte Jillan.
» Aber natürlich bist du einer! Komm schon, es ist doch keine Schande. Einer meiner besten Freunde ist Zauberer, aber verratet ihm ja nicht, dass ich ihn meinen Freund nenne, denn wir wollen doch nicht, dass ihm der Kamm allzu sehr schwillt oder dass er annimmt, ich wäre bereit, ihm Gefallen zu tun! Mit Zauberern ist das so eine Sache, wenn ihr versteht, was ich meine– aber das ist natürlich dir gegenüber nicht böse gemeint, Jillan.«
Aspin nickte. » Ich habe schon ähnlichen Ärger mit ihnen gehabt. Nur deshalb bin ich hier, und dabei bin ich auch noch im Gefängnis gelandet und musste um mein Leben kämpfen.«
» Du kennst noch andere Zauberer?«, fragte Jillan den Schmied. » Also bist du ein… ein…«
» Heide? Dämonenanbeter? Gespiele des Chaos? Finsterer Verderber der Unschuld? Das würden einige wohl sagen, und diese Leute würden genau das Gleiche über dich behaupten, Zauberer, meinst du nicht auch? Jillan, ich bin nur ein gewöhnlicher Mann, mit einer Familie, Hoffnungen, Träumen und Ängsten wie jeder andere. Nicht weit von hier liegt ein Weiler, in dem viele ähnlich geartete Leute leben, und wenn ihr wollt, nehme ich euch dorthin mit. Und um deine frühere Frage zu beantworten, nein, der Heilige beobachtet euch jetzt nicht durch meine Augen. Es gibt Möglichkeiten, den Geist zu umwölken, die dafür sorgen, dass er aus einer gewissen Entfernung sehr wenig ausspähen kann. Ich kann dir den Kniff beibringen, wenn du möchtest. Das ist
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