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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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fehlgegangen und zu der Art von Ungeheuer geworden war, die sie doch bekämpfen sollten. Der Einzige, der ihn anders behandelt hatte, war General Thormodius gewesen, und seine Reaktion war die schlimmste von allen gewesen, denn in seinem Blick hatte Mitleid gelegen. Der General war es gewesen, der entschieden hatte, dass Samnir lange genug im Osten gedient hätte und in den Großen Tempel zurückkehren sollte. Samnir war zornig gewesen und hatte den General beschimpft, der infolgedessen keine Wahl gehabt hatte, als seinen Offizier überwältigen und in Ketten aus dem Osten fortschaffen zu lassen.
    Dann hatten für Samnir lange Jahre des Diensts im labyrinthartigen Großen Tempel begonnen. Die anderen Helden dort waren im Umgang mit ihm immer höflich, aber keiner hatte ihm je seine Freundschaft angeboten. Und seine schwarzen Launen waren auch nicht verschwunden, sondern wenn überhaupt noch schlimmer geworden, da er sie nicht mehr wie im Osten in der Schlacht hatte ausleben können. Er hatte begonnen, laut auszusprechen, was auch immer ihm in den Sinn gekommen war, ganz gleich, ob jemand in der Nähe gewesen war und ihn hatte hören können. Er hatte eine ganze Reihe von Blasphemien geäußert und die meisten seiner Kameraden in Kämpfen zusammengeschlagen, bevor er am Ende aus dem Großen Tempel verstoßen worden war.
    Er war immer weiter vom heiligen Herzen des Reichs fortgeschickt worden, bis er schließlich in den Diensten des heiligen Azual geendet war, den man aufgrund der Geschehnisse in Neu-Heiligtum den verrückten Heiligen nannte. Doch selbst der Heilige hatte Samnir für zu tollwütig gehalten, als dass er nützlich hätte sein können, und ihn nach Gottesgabe geschickt, wo er seine einsame Wache am Südtor begonnen hatte. Er war sich nicht ganz sicher, wonach er Ausschau hielt, aber die Einsamkeit hatte mit der Zeit seine Launen abstumpfen lassen und ihm zu einer Art Frieden verholfen. Und dann war der Junge gekommen, der Junge, der er einst gewesen war, der Junge, der das genaue Gegenteil des Ungeheuers darstellte, zu dem Samnir geworden war.
    » Jedenfalls schwatze ich hier, obwohl du doch wahrscheinlich Hunger hast. Es ist wieder nur Suppe, so leid es mir tut. Entschuldige, aber es scheint das Einzige zu sein, was du magst. Riecht gut, oder? Ich habe etwas Bärlauch gefunden, also sollte sie schmackhaft sein.«
    Ich kann sie weder riechen noch schmecken, Kind. In vielerlei Hinsicht will ich sie gar nicht, weil sie mich in diesem Sarg am Leben hält. Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich weiß ja, dass es vielleicht undankbar von mir ist, aber du verlängerst nur mein Leid. Du sollst gesegnet sein, mein Kind, denn du kannst es ja nicht wissen. Du glaubst, dass alles Leben heilig ist, nicht wahr, dass es um jeden Preis erhalten werden sollte? Tut mir leid, so ist es nicht. Es betrübt mich, dass du allzu rasch erwachsen werden und das herausfinden wirst, falls die Pest dich so lange verschont. Falls du dich mit der Krankheit ansteckst, dann bring sie bitte auch zu mir, damit ich endlich frei werde. Und vielleicht wäre es das Beste, wenn du dich anstecken würdest, Kind, denn dann würde deine Unschuld nicht grausam von diesem Leben zerstört werden, und du müsstest dich nicht in ein Ungeheuer verwandeln.
    Die heilige Izat beobachtete und belauschte das Mädchen durch den Soldaten Samnir, den Izat vor Jahrzehnten zu den Erlösern gezogen hatte. Die Heilige beglückwünschte sich zu all den Intrigen und Mühen, mit denen sie einst dafür gesorgt hatte, dass der junge Samnir zu dem getriebenen und unbarmherzigen Mann wurde, der erst vom Großen Tempel auserkoren und dann nach Osten geschickt worden war. Es war schwierig gewesen, und Izat hatte eine ganze Reihe wertvoller Hilfsmittel einsetzen müssen, um sicherzustellen, dass Samnir seinen Dienst in der Wüste überleben und in den Großen Tempel zurückgerufen werden würde. Danach war es vergleichsweise einfach gewesen, dafür zu sorgen, dass Samnir in den gegnerischen Süden versetzt wurde. Izat war entzückt gewesen, als sie in der Lage gewesen war, Azual direkt auszuspionieren und mitzuhelfen, die Zerstörung von Neu-Heiligtum in die Wege zu leiten. Es war solch eine Freude gewesen, zuzusehen, wie Azual dem Wahnsinn verfallen war und ein derartiges Gemetzel angerichtet hatte! Schade nur, dass Azual den Vorfall bislang überlebt hatte.
    Nachdem Samnir aus Hyvans Kreuz verbannt worden war, hatte Izat das Interesse an dem Soldaten

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