Das Wispern der Schatten - Roman
Und Azual ist solch ein Schatz.«
» Hör zu, ich habe Wachen an meiner Südgrenze aufgestellt, um jegliche Händler und Flüchtlinge aus dem Süden zurückzuweisen, die durch die Mittelregion kommen. Ich schlage dir vor, deine Grenzen zur südlichen und mittleren Region entsprechend zu sichern. Wenn du das nicht tust, besteht ein Risiko, dass Leute aus dem Süden durch deine Region und dann über die Grenze zwischen Westen und Norden in meine reisen. Ich habe nicht genug Wachen, um sowohl meine südlichen als auch meine westlichen Grenzen wirksam zu schützen, besonders, da ich ständig meine Ostgrenze gegen Einfälle der Heiden und Barbaren sichern muss. Deshalb schlage ich vor, dass wir unsere Kräfte vereinen, um sowohl die Sicherheit unserer eigenen Regionen als auch die des Gesamtreichs zu gewährleisten.«
» Oh, Goza, das klingt nach einem ganz wunderbaren Einfall. Du bist solch ein schlauer Kerl, doch, wirklich, das bist du. Natürlich würde ich gern meine Kraft mit deiner Kraft vereinen. Das Zusammentreten deiner Stärke und meines Glanzes wäre etwas Schönes, eine Ehe, die den Kosmos selbst beflügeln würde!« Sie klimperte mit den Wimpern. » Wir können gleich anfangen, wenn du möchtest.«
Der heilige Goza nickte, runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und verdrehte dann die Augen. » Ich verstehe das als Einwilligung, Izat. Das ist alles, was ich mit dir abmachenwollte, wenn es also sonst nichts gibt, gehe ich dann wieder.«
» Derart kurze Flitterwochen? Ich habe sie ja kaum bemerkt! Und nun gehst du? Ich Arme.« Die heilige Izat winkte träge. » Aber so ist es eben mit Ehen. Allzu rasch verwelkt und vergeht die erste Blüte der Liebe und hinterlässt nur Dornen und Unbilden für den einst so glühenden Bewunderer. Doch solange wir weiter höflich miteinander umgehen können, sollte unser Zusammenleben nicht allzu beschwerlich sein. Leb wohl, grausamer Goza, leb wohl!«
D’Selle beobachtete und belauschte Goza durch die Sinne seiner heiligen Izat. Also warnte D’Zel ihn wohl davor, sich ja nicht im Süden einzumischen? D’Zel glaubte zweifelsohne, das Recht zu haben, D’Selle so zu kränken, nachdem er sich für diese Hexe D’Shaa erklärt hatte.
Er konnte nicht glauben, dass es ihr überhaupt gelungen war, so lange zu überleben, aber ohne Zweifel waren dies ihre letzten Todeszuckungen. Wie Izat zutreffend gefolgert hatte, würde der Süden so, wie er jetzt war, auf keinen Fall mehr lange überleben. Er würde bald genug der Pest, Aufständen oder den Vergeltungsschlägen des Sonderbaren anheimfallen. Also stellte sich die Frage, wer D’Shaa als ordnender Intellekt des Südens nachfolgen würde. Die Ältesten würden D’Zel gewiss nicht erlauben, D’Shaa nachzufolgen, denn aufgrund seiner Erklärung für sie würde die Schande von D’Shaas Sturz auch ihn treffen. Stattdessen würden die Ältesten doch gewiss D’Selle selbst den Vorzug geben, oder? Wenn der Süden erst gefallen war, konnte ihn sein gescheiterter Versuch, ganz offen D’Shaas sofortigen Sturz zu bewirken, nicht mehr in Verlegenheit bringen und ihm keinen Tadel mehr eintragen.
D’Zel wusste all das sicher auch. Was für ein Spiel spielte er also, wenn er sich erst für D’Shaa erklärte und dann D’Selle davor warnte, sich im Süden einzumischen? D’Zel war nie hochmütig oder übertrieben angriffslustig gewesen, also war es undenkbar, dass er einfach nur versuchte, den Süden und die andere Hälfte seiner Erklärung zu verteidigen. D’Zel glaubte doch gewiss nicht, dass der Süden und D’Shaa überleben konnten? Nein, lächerlich. In seinem Ehrgeiz würde D’Zel nicht wollen, dass der Süden überlebte, sich neu ordnete und womöglich noch zur künftigen Bedrohung seiner eigenen Interessen wurde.
Was war es also dann? Was war D’Zels Ziel? Es war einfach nicht möglich, dass D’Zel der nächste ordnende Intellekt des Südens werden würde, wenn man bedachte, dass die Region bald fallen und Schande über beide Hälften der Erklärung bringen würde.
Aha! Also musste D’Zels Ziel ein anderes sein. D’Zel hatte es nicht darauf abgesehen, zum ordnenden Intellekt des Südens zu werden, sondern auf… was?
Haha! Natürlich! Wenn D’Selle nicht im Wachtraum gewesen wäre, wäre er in Versuchung gewesen, vor Freude zu tanzen, obwohl er damit Gefahr gelaufen wäre, sich die Gliedmaßen zu brechen. Haha, ich hab’s! Keiner ist so klug und scharfsinnig wie ich. Ich weiß, worauf deine Intrigen abzielen, mein
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