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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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wenn er gewalttätig und entschlossen wurde.
    » Ich bin nicht hier, um dich um Vergebung zu bitten, Frau, sei versichert. Ich bin ein geweihter Heiliger, vergiss das nicht. Du schuldest mir Glauben und Treue. Du stehst dein Leben lang in meiner Schuld.«
    » Ja, Heiliger. Ihr könnt Euch meines Glaubens und meiner Ergebenheit gewiss sein. Ich bin mir bewusst, dass ich in Eurer Schuld stehe«, antwortete sie geschmeidig und versuchte sich einzureden, dass sie ihn täuschte.
    » Es steht dir nicht zu, mir zu vergeben, aber ich räume ein, dass die Umstände mich gezwungen haben, Dinge zu tun, auf die ich nicht besonders stolz bin.«
    » Ich bin mir sicher, dass sie unvermeidlich waren, Heiliger.« Du hast eine derart gespaltene Zunge, dass ich kaum glauben kann, dass sie sich nicht verknotet.
    » In der Tat. Ich möchte dir deine Familie zurückgeben, Maria.«
    Nein, du Teufel, sag das nicht. Alles, nur das nicht! Ich könnte jeder anderen Versuchung oder Folter leichter widerstehen. » Ich bete darum, dass es so sein kann.«
    » Ich hege keinen Groll gegen Jillan, musst du wissen. Wie wir alle hat er unter Verhältnissen gelitten, die ihn wie mich gezwungen haben, Dinge zu tun, auf die er vielleicht nicht stolz ist, die aber doch unvermeidlich waren. Wie kann ich ihn verurteilen, wenn ich mich doch genauso verhalte? Ich kann es nicht, Maria. Wie ich hat Jillan eine besondere Begabung, eine Begabung, die oft Verantwortung mit sich bringt, eine Begabung, die häufig eine Last ist, eine Begabung, die manchmal… ein Fluch ist. Verstehst du, was ich sage, Maria?«
    » Ja.« Ich möchte es nicht!
    » In der Hinsicht gleichen wir uns, Jillan und ich.«
    Sie schüttelte den Kopf und riss die Augen, vor denen ihr alles verschwamm, weit auf.
    » Ich weiß, dass dein Glaube davor zurückscheut, deinen Sohn in meine Stellung zu erheben, aber ich sage, dass es wahr ist, und deshalb muss dein Glaube es hinnehmen. Er wird eines Tages ein Heiliger sein, ein Beschützer des Volks, verehrt im Reich, ein göttlicher Vertreter der gesegneten Erlöser selbst.«
    Niemals! Er hat nichts mit dir gemein. Er wird nie zu dem Ungeheuer werden, das du bist. Der Totschlag war ein Unfall. Er hat sich nur verteidigt.
    » Und ich werde ihn dir zurückgeben. Ich lasse ihn an diesen Ort bringen, Maria. Im Gegenzug muss ich aber von dir verlangen, deine Schuld bei mir abzutragen. Begleichst du deine Schuld?«
    Nein! Sag nein. Denk nicht daran, dass Jillan dir zurückgegeben werden könnte. Es ist eine Lüge. Denk nicht daran, ihn als Mutter im Arm zu halten und ihn vor allem Bösen zu beschützen. Mein süßer Sohn, ich liebe dich! » Ich begleiche die Schuld«, würgte sie hervor.
    » Du verstehst, dass dies eine bindende Ägis ist, ein unausweichlicher Zwang?«
    » Ja.« Sie hatte das Wort doch nicht laut ausgesprochen, oder? Sie wollte es zurücknehmen.
    » Nun gut. Wenn er zu dir kommt, wirst du ihm sagen, dass er sich mir stellen soll. Versichere ihm, dass ich geschworen habe, dass er in Sicherheit sein soll und alles gut wird. Er wird es dir nicht abschlagen können. Du weißt, wie du Einfluss auf ihn nehmen kannst. Du bist seine Schöpferin. Verstehst du das und stimmst zu, Maria?«
    » Du wirst ihn nicht töten.«
    » Das werde ich nicht tun. Die Ägis wird mich ebenso binden wie dich. Ist der Handel zwischen uns geschlossen, für das Leben deines Sohnes?«
    Ein schwaches Nicken. Ein unmöglich sachter Hauch. Ein gespenstisches: » Ja.«
    Azual lächelte. Der Junge würde überleben und die wahre Natur des Leids kennenlernen. Er würde sich nach dem Tod sehnen, der ihm jedoch versagt bleiben würde, denn der Tod wäre eine Gnade gewesen, und Gnade war das Letzte, was Azual walten zu lassen gedachte. Der Junge würde zu einem lebendigen Schreckensbild gemacht werden. Er würde in gewisser Weise ein Sohn sein, der Sohn, den Azual nie gehabt hatte.
    Die heilige Izat tastete sich vorsichtig die matschige Straße entlang. Ihre grauen Stiefel bestanden aus feinstem Kalbsleder, also wäre es ein Verbrechen gewesen, sie zu besudeln. Sie konnte einfach nicht glauben, wie rückständig der Süden war: In ihrer Region im Westen war jede Straße ordentlich gepflastert und gewartet. Gut gepflegte Straßen bedeuteten einen schnelleren Warentransport, weniger Verluste, weniger Unfälle, einen wirtschaftlicheren Handel, niedrigere Preise, höhere Gewinne, ein glücklicheres Volk und letztendlich größere Macht für ihre Region. Die Pfützen in den Fahrrinnen

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