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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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zu den Erlösern gezogen worden sind, zu mir in den Tempel bringen, ganz gleich, wie alt sie sind.«
    » Wie Ihr wünscht, Heiliger.« Der Hauptmann verneigte sich, sodass Azual für einen Augenblick schwindlig wurde.
    » Jillan darf nicht getötet werden, versteht Ihr? Es wäre mir auch lieber, wenn der Krieger lebend ergriffen wird, aber wenn das nicht möglich ist, dann ist es eben so.«
    » Natürlich, Heiliger.«
    » Gut. Dann bleibt nur noch die Pest. Ich weiß, dass sie sowohl in Gottesgabe als auch in Erlöserparadies wütet. Ich werde die Hauptleute dort anweisen, jeden daran zu hindern, die jeweilige Stadt zu verlassen oder zu betreten. Aber Hyvans Kreuz ist bisher noch nicht betroffen. Hmm. Hauptmann, es wäre doch schrecklich schade für den Westen, wenn ein paar Pestopfer den Weg zwischen unseren Grenzwachen hindurch finden würden, nicht wahr?«
    » Ja, sehr, Heiliger«, antwortete der Hauptmann und gestattete sich dieses eine Mal ein kleines, gehässiges Lächeln.
    » Lasst alle Kranken, die noch aufrecht stehen können, zusammentreiben. Die heilige Izat wird ihre großzügige Einladung vielleicht noch bereuen.«
    » Zu Befehl, Heiliger.«
    Azuals Ersatzaugenpaar traf ein und gestattete ihm, den Blickwinkel zu wechseln und so sich selbst und den Hauptmann zugleich zu sehen. Azual nickte und erhob sich. » Dann muss ich jetzt die Mutter aufsuchen.«
    Maria sandte einen so starken Ruf aus, wie sie nur konnte, doch sie erhielt keine Antwort. Entweder war niemand von ihren Leuten in der Nähe, oder die Macht des Heiligen war an diesem Ort groß genug, all ihre Sendrufe abzuschirmen. Sie gab auf. Sie versuchte es jetzt schon tagelang und war erschöpft. Wenn sie sich nicht ausruhte, würde sie keine Kraft mehr haben, eine echte Gelegenheit zu nutzen, wenn sich eine bot.
    Sie wurde in einem kleinen, kahlen Raum festgehalten, der direkt in den Fels gemeißelt war. Es gab kein Fenster, nur eine dünne Decke, einen unnachgiebigen Boden und eine Metalltür– das war alles. Die Zelle enthielt nichts, was sie nutzen konnte, magisch nach Jillan, Jedadiah oder jedem anderen, der ihr hätte helfen können, Ausschau zu halten. Sie hätte es mit den Wasserbechern versucht, die ihr morgens und abends mit dem Essen gebracht wurden, aber einer der Wachsoldaten stand immer bei ihr, während sie aß, und räumte dann alles ab. Sie hatte einmal in ihre hohlen Hände uriniert, war aber, wie sie es im Voraus befürchtet hatte, nicht in der Lage gewesen, mithilfe ihrer eigenen Körperflüssigkeiten in die Außenwelt hinauszuspähen. Nein, das hier war ein Gefängnis, aus dem noch nicht einmal ihre Magie sie befreien konnte.
    Sie machte sich Sorgen um ihren lieben Jedadiah, der nie in der Lage gewesen war, sein Temperament zu zügeln, noch nicht einmal dann, wenn es in seinem eigenen Interesse lag. Sie hatte dennoch eine hohe Meinung von ihm, denn er war ein Mann voll starker Leidenschaften und Prinzipien, Eigenschaften, für die sie ihn nur lieben konnte, selbst wenn sie sie in Schwierigkeiten brachten. Er war ein guter Mann und guter Vater. Jillan hatte viel von ihm geerbt.
    Und wie sie sich um ihren geliebten Sohn sorgte! Mehr als sorgte. Ihre Nerven hingen in Fetzen. Sie fürchtete jetzt, dass sie nicht recht daran getan hatte, ihn vor der Welt zu verstecken. Vielleicht hätte sie die Magie in ihm fördern sollen, als er noch jünger gewesen war, so dass er sie jetzt hätte kontrollieren können. Sie hatte geglaubt, es wäre klug von ihr, mit ihrer jungen Familie aus Neu-Heiligtum zu fliehen und sich im abgelegeneren, unauffälligeren Gottesgabe niederzulassen, in der Annahme, dass es ihnen gelingen würde, dort unerkannt zu bleiben und ein gewisses Glück zu genießen. Jetzt fragte sie sich, ob sie nicht eher feige als klug gewesen war. Und das Leben, das sie in Gottesgabe geführt hatten, war eine ständige Prüfung gewesen: Immer waren sie gezwungen gewesen, sich in Acht zu nehmen, jedes Wort, das sie gesprochen hatten, sorgfältig abzuwägen und mögliche Freunde auf Abstand zu halten. Das hatte sie auf eine Art eingeschränkt, die sie nicht vorhergesehen hatte, Jedadiahs Freiheitsdrang grausam beschnitten und Jillans Entwicklung verzögert. Und wofür? Wohin hatte es sie gebracht? Jillan wurde des Mordes bezichtigt und war auf der Flucht, Jedadiah und sie selbst wurden von einem immer misstrauischeren und wahnsinnigeren Heiligen gefangen gehalten. Wenn der Vasall der Erlöser zu dem Schluss kam, dass sie mehr wussten,

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