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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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vor ihr waren nicht nur unansehnlich, sondern beleidigten zugleich ihre gesamte Philosophie und Wesensart.
    » Sieh, wie das Land die Natur seines Heiligen verkörpert! Sieh, wozu der Wahnsinnige diese Region gemacht hat.«
    Sie suchte sich einen Weg auf dem schmalen Streifen festen Bodens zwischen dem Schlamm und den Bäumen. Ihr Fuß glitt ab, und sie schrie so laut auf, dass Vögel, die im Wald geschlafen hatten, erschrocken daraus aufflogen. Izat nutzte ihre Fähigkeit, sich übernatürlich schnell zu bewegen, um das Gleichgewicht zurückzugewinnen und die Würde, die ihr noch blieb, zu wahren. Wenn es so weiterging, würde ihr die Magie schon ausgegangen sein, bevor sie tiefer als ein paar Meilen in Azuals Revier vorgedrungen war. Und sie konnte sich nicht einfach an irgendwelchen Leuten laben, denen sie begegnete, da sie dem verrückten Heiligen gehörten, der Izat vielleicht durch ihre Augen sehen würde, selbst wenn er nicht spürte, dass jemand aus seinem Volk ausgesaugt wurde. Izat musste sparsam mit ihrer Magie umgehen, sonst würde sie nicht mehr die Macht haben, sich mit dem Jungen zu befassen, wenn es an der Zeit dafür war. Hätte sie nicht darauf achten müssen, hätte sie ihren Gliedmaßen die Kraft einflößen können, mit gewaltigen Sprüngen das Land zu durchqueren und so rasch über den Boden dahinzuhuschen, dass er keine Zeit gehabt hätte, ihre Füße zu besudeln.
    Nicht zum ersten Mal fluchte Izat darüber, dass sie nicht daran gedacht hatte, ein Pferd mitzunehmen– nicht dass sie gewusst hätte, wie man auf einem ritt, denn dazu hatte sie bisher noch keinen Anlass gehabt, und nicht dass sie hätte ertragen können, dass es öffentlich kotete und urinierte, wann immer es Lust darauf hatte! Außerdem wäre das alles überhaupt nicht nötig gewesen, wenn der verdammte Gnom sich nicht als so unfähig erwiesen hätte. Bion war nicht nur daran gescheitert, den Jungen festzuhalten oder ihn zu überreden, sich nach Westen zu wenden, sondern war auch noch hingegangen und hatte sich umbringen lassen. Mehr als leichtsinnig! Es war geradezu rücksichtslos. Izat konnte schon unter den besten Umständen schlechte Manieren nicht ausstehen, und mit all den Pfützen und dem Schlamm ringsum waren dies nicht gerade die besten Umstände.
    » Ich bin heilig! Göttlich unbefleckt. Was für eine Schande, dass ich hier sein muss. Und dieser Geruch schwächt mich sehr. Es gibt hier noch nicht einmal Blumen, um die Luft zu versüßen. Dass es Winter ist, wäre keine Entschuldigung, wenn man nur zivilisiert genug wäre, schon von Mahonien, Winterjasmin und Buchsbaum gehört zu haben. Es sollte Alleen voll solcher Pflanzen für jedermann geben!«
    Wieder rutschte sie leicht aus und musste dem Drang widerstehen, erneut ihre Energie anzuzapfen. Stattdessen packte sie den schleimigen Ast eines Baums, um sich auf den Beinen zu halten. Sie drehte ihre Hand um und zuckte zurück, als sie grünliche Schwärze auf ihrer Handfläche sah. Sie streckte sie von sich weg, als wollte sie sie der Welt zeigen und diese so beschämen.
    » Alles hier ist verseucht! Ich glaube, die Pest wohnt allem Leben hier inne, so verderbt ist es. Nichts davon ist es wert, gerettet zu werden. Es ist gut, dass ich hier bin, um diese Region zu vernichten, denn dann wird ein Neuanfang möglich. Ja, ich werde diese Region reinigen und sie zu einem schönen Garten machen, einem Ort, an dem Leute unschuldig herumtollen, tanzen und umherstreifen können. Ich werde ihre heilige Gärtnerin und Künstlerin sein. Ich werde die Vernunft des Volkes mehren und es aus diesem Schlamm erheben, in dem es herumkriecht, als ob es noch darauf wartet, aus irgendeiner archaischen Ausscheidung oder Ursuppe geboren zu werden. Der Griff des Geas muss gebrochen werden, damit das Volk sich entwickeln kann und erkennt, wozu es taugt und was in ihm steckt. Ich werde die Menschen befreien, sodass sie eines Tages ihren Platz unter den Sternen einnehmen können, statt im stinkenden, verseuchten Sumpf dieser Region festzusitzen.«
    Die Region stellte in ihrem jetzigen Zustand einen persönlichen Angriff auf Izat dar. Es würde ein Akt der Selbstverteidigung sein, viele Leute hier auszusaugen. Einige würden sterben müssen, damit die anderen ein edleres Leben führen konnten. Und sie brauchte ihre Lebensenergie, wenn sie stark genug sein sollte, schnell zu reisen, den Jungen an sich zu bringen, womöglich sowohl Azual als auch den Sonderbaren abzuwehren und den Würgegriff des Geas

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