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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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Linderfall geschehen war. Er wollte sich verzweifelt losreißen, aber er fürchtete sich auch davor, weil er wusste, dass die Welt, in der er die Augen aufschlug, eine Welt voller Ruinen, Pest, Verlust und Schmerz sein würde.
    So schlimm ist es nun auch nicht!, wandte der Makel ein. Deine Eltern sind wahrscheinlich noch am Leben und Hella und Samnir auch, wenn auch etwas mitgenommen. Außerdem musst du aufwachen, um dem armen alten Ash und Aspin zu helfen, die einfach nicht wissen, was sie zu dem missmutigen, grüblerischen Schmied sagen sollen. Hör mal, ich werde nicht aufhören, dich zu piesacken, bis du aufwachst, also kannst du es genauso gut gleich hinter dich bringen.
    Jillan stöhnte.
    » Er ist wach!«
    Eine Tülle wurde an seine Lippen gesetzt, und das Wasser lief ihm in den Mund. Er schluckte und spürte, wie sich erfrischende Kühle in ihm ausbreitete. Er ließ die Augenlider flattern und aufklappen. Aspin hockte neben ihm auf der Ladefläche von Thomas’ Wagen.
    Jillan versuchte sich aufzusetzen, aber der Bergkrieger stieß ihn mit eiserner Hand wieder hinunter. » Warte einen Moment. Trink noch etwas Wasser. Ja, sehr schön. Wir sind anscheinend gut vorangekommen. Nach Ashs Einschätzung sind wir nicht mehr weit von Hyvans Kreuz entfernt.«
    Der Himmel bestand nur aus dunklen Schatten und hellen Flecken. Was sah er da? Die Schatten flogen schneller vorbei, als Wolken sich gewöhnlich bewegten.
    » Wo… was…?«, murmelte Jillan.
    Aspin folgte Jillans Blick nach oben. » Oh, wir sind in einer Art Hohlweg. Er ist sozusagen ein Tunnel, da Büsche und Unterholz ihn überwuchert haben. Erstaunlich, nicht wahr?«
    » Ich glaube, die Heiden haben ihn instand gehalten, um heimlich über Land reisen zu können«, rief Ash nach hinten, dessen Stimme vom Holpern des Wagens leicht zitterte. » Stimmt das, Thomas Eisenschuh? Wieder keine Antwort. Wie auch immer… Wie fühlst du dich, Jillan? Ich habe mir ziemliche Sorgen gemacht, als du ohnmächtig geworden bist, aber Aspin hat gesagt, es sei schon einmal geschehen. Das war eine ganz schön eindrucksvolle Vorstellung, ich muss schon sagen! Du hast uns die Haut gerettet, keine Frage. Schon wieder etwas, wofür ich in deiner Schuld stehe.«
    Aspins Blick wanderte von der Richtung, aus der Ashs Stimme ertönte, an einen Punkt daneben. Jillan erriet, dass sein Freund Thomas’ Rücken musterte. Aspin schüttelte traurig den Kopf und sah dann wieder auf Jillan hinunter. » Fühlst du dich in der Lage, dich aufzusetzen? Du solltest versuchen, etwas zu essen. Wir haben wahrscheinlich schon tagelang nichts mehr gegessen, erinnerst du dich? Ich glaube nicht, dass das, was wir in Linderfall gegessen haben, sehr viel Substanz hatte.« Er zuckte bei seinen eigenen Worten zusammen, und seine Augen richteten sich kurz wieder auf Thomas, bevor er Jillan half, sich aufzurichten und an die Seitenwand des Wagens zu lehnen.
    » Wir haben nur Dörrfleisch, so leid es mir tut«, berichtete Ash niedergeschlagen. » Obwohl hier außer uns noch viele Geschöpfe unterwegs sind, hat unser finster blickender Freund, der Schmied, uns sehr eindringlich deutlich gemacht, dass es alles andere als vertretbar ist, etwas zu töten, das in dem Hohlweg reist. Du weißt, wie diese Heiden sind, Jillan– Naturverehrung und so weiter. Ich vermute, dass diese Durchgangsstraße den Göttern, dem Geas oder sonst irgendwem geweiht ist. Auf jeden Fall war der Wolf eine Weile bei uns und ist einem Moschushirsch begegnet, der aus der Gegenrichtung kam. Der Wolf hat sich noch nicht einmal die Lefzen geleckt, das kann ich dir sagen! Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte dem Tier stattdessen respektvoll zugenickt! Das ist das Seltsamste, was ich je erlebt habe. Du weißt ja, dass es ihm gar nicht ähnlich sieht, seine Instinkte und seinen Appetit zu unterdrücken. Wenn ich in den Schenken von Erlöserparadies solch eine Geschichte zum Besten geben würde, würde mir niemand glauben. Alle würden annehmen, es wäre nur einer meiner Scherze oder dass ich verrückt geworden wäre, weil ich so einsam da draußen im Wald hause.«
    Jillan nahm ein Stück Dörrfleisch von Aspin entgegen und begann, beharrlich darauf herumzukauen. Es war so trocken, dass es kaum nach etwas schmeckte und ihn sofort wieder durstig machte. Er trank noch ein paar Schlucke Wasser, und schließlich gelang es ihm, den harten Klumpen herunterzuwürgen. Es mochte zwar unangenehm sein, aber er wusste, dass es ihn bei Kräften halten

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