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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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Freda.«
    Fredas Nase knackte, als sie sie krauszog. » Ich mag das Sonnenmetall nicht, Norfred. Es macht mir Angst und blendet mich, und es tut weh, wenn man es berührt.«
    » Das liegt nur an der Art, wie es leuchtet, Freda, das ist alles. Deine Augen sind nicht daran gewöhnt. Aber viele finden, dass es ebenso schön wie selten ist, und die Hohen Herrscher benötigen es, um ihre Waffen für den Krieg zu schmieden, den sie um unseretwillen ausfechten. Es gibt nichts Stärkeres als Sonnenmetall, verstehst du? Und es verbrennt unsere dunklen Feinde fürchterlich. Wir liefern den Hohen Herrschern das Sonnenmetall, und im Gegenzug bringen sie über Tage große Opfer, um dafür zu sorgen, dass wir hier unten in Sicherheit sind. Und sie verzichten oft auf Nahrung, um zu gewährleisten, dass wir genug zu essen haben.«
    Freda nickte, obwohl sie nicht viel von dem verstand, was Norfred sagte. Er hatte schon viele Male von solchen Dingen gesprochen, und es schien ihm wichtig zu sein, dass sie alles verstand und ihm beipflichtete. Aber sie aß die Nahrung der anderen nicht, weil sie dafür sorgte, dass sie sich schwach fühlte– sie war viel zufriedener mit dem Fließschlamm, der aus dem Festen hervorquoll. Er sorgte dafür, dass ihre Knochen nie weich oder brüchig wurden, anders als die Knochen der anderen.
    » Also ist das Sonnenmetall wichtig, verstehst du? Und du bist ein Segen für uns alle und ein Segen für mich in meinem hohen Alter, Freda, denn ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal etwas wie eine Frau oder ein Kind haben würde. Aber die Hohen Herrscher sind gütig gewesen, denn ich habe lange genug gelebt, um den Tag noch zu erleben.«
    Freda war sehr vertraut mit der Vorstellung von Kindern, denn es liefen immer einige von ihnen herum und spielten in der Hauptwohnhöhle, und die größeren arbeiteten regelmäßig an der Seite der Erwachsenen. Es schien zwei Arten von Erwachsenen zu geben: Männer und Frauen. Sie pflegten in Paaren zusammenzuleben, zur Gesellschaft und um sich um ein oder zwei Kinder zu kümmern. Freda war sich allerdings nicht sicher, ob sie sich darauf verstanden hätte, sich um ein Kind zu kümmern.
    » Was ist mit deiner Frau und deinem Kind von früher geschehen?«, fragte sie neugierig.
    Durch den dünnen Stoff über ihren Augen sah sie, wie Norfred das Gesicht auf eine Art verzog, die Freda damit in Verbindung brachte, dass er unglücklich war.
    » Der Felsaussatz hat mir meine geliebte Tasha genommen, aber unserem Sohn Jan ist die große Ehre zuteilgeworden, für die Armee der Hohen Herrscher auserkoren zu werden. Weißt du, er ist ein hübscher, strammer Bursche, und Jungen wie er werden oft von den Aufsehern ausgewählt. In der Wohnhöhle wurde ein großes Fest gefeiert, denn die ganze Ebene des Bergwerks ist stolz darauf, wenn einer der Ihren berufen wird.«
    Aber Norfreds Stimme klang eher traurig als stolz.
    » Bist du traurig, dass du ihn nicht mehr siehst und berührst?«
    Norfred lächelte. » Natürlich, Freda. Ich vermisse ihn ganz fürchterlich, obwohl er schon vor vielen Jahren abgeholt worden ist. Ich fürchte, dass die Kämpfe schlimm sind, ich frage mich, wo er ist, und ich vermute, dass er mittlerweile selbst Frau und Kind hat. Ein Enkelkind, verstehst du? Und vielleicht sieht dieses Enkelkind wie meine liebe Tasha aus. Nun hör dir an, wie ich ins Schwatzen gerate! Das ist nichts als versponnenes Gerede, über das man besser gar nicht länger nachdenkt.«
    » Vielleicht können wir aufbrechen und ihn suchen, wenn dich das glücklich macht, Norfred.«
    » Was sagst du da, Freda? Dort oben herrscht ein schrecklicher Krieg. Es wäre viel zu gefährlich. Und jeder Bergmann muss so lange und hart arbeiten, wie er nur kann, um Sonnenmetall zu finden. Wenn alle einfach losziehen würden, um ihre Kinder zu suchen, dann gäbe es kein Sonnenmetall mehr, keine Waffen und keine Armee. Dann wäre alles verloren, Freda! Die Hohen Herrscher sind von uns abhängig. Wenn ich mich davonmachen würde, müssten alle anderen Bergleute härter arbeiten, aber sie arbeiten doch schon so hart, wie sie können, also würden einige von ihnen daran zerbrechen, und das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, wirklich nicht. Außerdem bewachen die Aufseher und die Bergleute auf den höheren Ebenen den Weg und würden uns nicht hinauflassen.«
    Freda wunderte sich darüber und sagte dann versuchsweise: » Wir können einen eigenen Weg nach oben nehmen. Ich kann uns durch den Fels

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