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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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stürmte Freda auf den verhassten Steiger zu. Darus hatte zwei seiner kräftigsten Männer mitgebracht, und sie traten nun vor, um sich ihr entgegenzustellen. Einer schmetterte ihr die gewaltige Faust ans Kinn, aber sie spürte es kaum, während der Schläger aufschrie, als er sich mehrere Fingerknöchel brach. Sie rammte mit der Stirn seine Nase und verwandelte sein Gesicht augenblicklich in blutigen Brei. Dann schwang sie den rechten Arm und traf den anderen Bergmann damit an der Brust. Er flog nach hinten gegen die Stollenwand, sodass sein Kopf mit einem Übelkeit erregenden Knacken gegen den Fels prallte. Er glitt zu Boden, wo sich eine Blutlache um ihn auszubreiten begann.
    Nun drang Freda auf Darus ein, um ihn zu Staub zu zermalmen. Der Steiger wimmerte vor Furcht, und sie roch Urin.
    Ein schwaches Husten ertönte, und Norfred rief nach ihr. » Nicht, Freda! Ich brauche deine Hilfe. Lass ihn in Ruhe! Freda, komm her, heb mich hoch und bring mich in Sicherheit. Freda, ich brauche dich.«
    Sie zögerte, die felsbrockengleichen Fäuste über Darus’ Kopf erhoben. Dann ließ sie die Hände langsam sinken und wandte sich dem anderen zu, der sie vervollständigte, den sie nur glücklich machen und beschützen wollte. Aber sie hatte nicht genug getan, um ihn zu beschützen, und nun war er verletzt. Sie hatte plötzlich große Angst, dass er ganz stillstehen würde. Sie stolperte hastig zu ihm und hob ihn so sanft hoch, wie ihre unbeholfenen Hände es gestatteten. Er war so leicht und zerbrechlich. Sie erkannte, dass er schwächer wurde, und spürte etwas wie einen kleinen Einsturz in seinem Kopf, aber diesmal wusste sie nicht, wie sie ihn retten sollte.
    » Es tut Freda leid, Norfred!«, stöhnte sie.
    Er fuhr ihr mit zitternden Fingern über die Wange und flüsterte: » Sei nicht traurig, Freda. Ich habe ein langes Leben gehabt, länger als die meisten. Und ich habe größeres Glück als jeder andere, der je gelebt hat, da ich dich gekannt habe.« Er hustete schwach, und seine wässrigen Augen umwölkten sich vor Schmerz. » Versprichst du mir etwas?«
    Sie beugte den Kopf tiefer über seine Lippen. » Alles, Norfred.«
    » Versprich mir, zur obersten Ebene des Bergwerks und darüber hinaus zu gehen. Du hast es verdient, von Darus und seiner Grausamkeit befreit zu sein. Ich wünschte, ich hätte früher auf dich gehört, aber jetzt ist es zu spät, liebe Freda. Wenn du… wenn du Jan siehst, sag ihm, dass ich… dass ich ihn vermisse und lieb habe.«
    » Steh nicht still, Norfred, bitte, bitte!«
    Das Leben in ihm flackerte wie ein Bergmannslicht. » Ich habe keine Schmerzen, Freda. Bring mich zu den Frauen. Sie werden wissen, wie mit meinem Leichnam zu verfahren ist. Sei frei und glücklich, liebe Freda.«
    Und dann war alles Dunkelheit. Wo sie einst Trost, Nahrung und Struktur im Dunkeln gefunden hatte, war es nun leer. Es war ein klaffender Abgrund, in dem die Stille ewig und ohrenbetäubend war.
    » Dafür wirst du bezahlen, Missgeburt!«, drohte Darus dem Monster leise, als er beobachtete, wie es sich durch den Tunnel zurückzog und dabei den alten Sack Knochen wiegte.
    Die Frauen waren immer freundlich zu Freda gewesen, obwohl sie den mitleidigen Ausdruck nicht verstand, der stets in ihren Augen lag, wenn sie mit ihr sprachen. Jetzt allerdings war sie dankbar dafür.
    » Leg ihn hierhin, du armes Ding«, sagte Muhme Widders sanft. » Gut so. Wir kümmern uns um ihn und sorgen dafür, dass er hergerichtet wird, wie es sich gebührt. Er wird zu den Geistern derjenigen gehen, die vor ihm gestorben sind, meine Liebe. Er wird in den bodenlosen Abgrund geworfen werden, der einer der ewigen Orte ist.«
    Fredas scharfe Ohren nahmen Rufe in der Ferne wahr, aber niemand sonst schien sie bisher gehört zu haben.
    » Er hat ewig Bestand, verstehst du? Es gibt dort keinen Tod und kein Unglück. Er wird von den Hohen Herrschern willkommen geheißen werden, die ihm vorausgegangen sind, und behandelt werden, als ob er ihresgleichen wäre. Sie werden sein Leben feiern und ihn zu einem der Niederen Herrscher dieser Welt ernennen. Und er wird auf dich warten, Freda, und du wirst ihn eines Tages wiedersehen.«
    » Werde ich?«, fragte sie staunend und mit einem Mal hoffnungsvoll und lächelte so breit, dass Hautschuppen sich prasselnd von ihren Wangen lösten. » Wenn ich mich in den bodenlosen Abgrund stürze, kann ich ihn vielleicht sofort wiedersehen!«
    Muhme Widders machte ein entsetztes Gesicht. » Nein, Freda, das wäre

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