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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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müssen.«
    » Natürlich. Es ist uns eine Ehre, der Leibgarde des Heiligen zu helfen. Es ist zum Nutzen des Reichs.«
    Azual betrat den engen, kalten Tempel und fand dort das Mädchen, das zitternd dasaß und auf ihn wartete. Sein Innerstes regte sich hungrig, und er musste sich bezähmen, die Regung zu unterdrücken.
    » Sei unbesorgt, Kind. Du bist in Sicherheit.«
    » Ja, Heiliger«, erwiderte sie in pflichtergebenem Ton.
    » Du heißt Hella, ja? Und du warst Jillans Freundin?« Azual setzte sich neben sie, aber nicht so nahe, dass er sie einschüchtern oder erschrecken würde.
    Sie blinzelte langsam. Wenn sie lange genug lebte, würde sie später eine Schönheit sein. » Ja, Jillan und ich waren beste Freunde«, sagte sie mit schwacher Stimme. » Was werdet Ihr mit ihm tun, Heiliger?«
    Der Heilige seufzte. » Er hat einen eurer Klassenkameraden ermordet, Hella. Komm, trink das hier.« Er zog den Korken aus einer Glasphiole, die mit seinem angereicherten Blut gefüllt war, und reichte sie ihr.
    » Aber er ist ein guter Mensch, Heiliger, wirklich, das ist er!«, flehte sie. » Sie haben ihm nur ständig übel mitgespielt, das ist alles.«
    Dieses eine Mal war Azual sich nicht sicher, was er sagen sollte. Er runzelte die Stirn. Verfügte dieses Mädchen über die Fähigkeit, ihn zu verwirren oder zu beeinflussen? » Nun, trink es jedenfalls, damit du zu den Erlösern gezogen werden kannst. Dann wirst du die Sache mit Jillan besser verstehen.«
    Hella sah zweifelnd auf das Blut hinab. Sie rümpfte geziert die Nase. » Was ist das? Es stinkt.«
    » Es ist eine Art Wein. Er wird deinen Geist klären und mithelfen, dich zu den Erlösern zu ziehen, Hella. Nun komm schon.«
    Sie blickte flehend in sein Auge auf. » Was werdet Ihr mit Jillan tun?«
    » Ich…« Reiß dich zusammen. Sie ist nur ein Kind. » Das wird sich erweisen. Wohin ist er gegangen, Hella? Das zu wissen, würde mir helfen, ihn zu finden, bevor noch etwas Schlimmes geschehen kann, und das würde wiederum Jillan helfen. Du vertraust den Erlösern und glaubst an sie und ihre Heiligen, nicht wahr? Du betest doch zu ihnen?«
    » O ja, jeden Abend, Heiliger. Ich weiß nicht, wo er ist. Ich würde es Euch sagen, wenn ich es wüsste.«
    » Trink den Wein.«
    » Ich mag eigentlich keinen Wein. Ich habe einmal welchen probiert, und davon ist mir schlecht geworden. Es war so: Es hat Haal nicht gefallen, dass Jillan und ich befreundet waren. Und Jillan war immer ein bisschen anders als die anderen, und deshalb waren sie… ach, ich weiß auch nicht, etwas neidisch. Vielleicht hatten sie auch Angst vor ihm.«
    Wider besseres Wissen gefesselt, konnte der Heilige nicht umhin zu fragen: » In welcher Hinsicht anders, Hella?«
    » Ich weiß nicht. Er hat immer seltsame Sachen gesagt, lustige Sachen, und alles aus einem sonderbaren Blickwinkel betrachtet. Und es heißt, dass seine Eltern…« Sie brach ab.
    » Ich weiß über seine Eltern Bescheid, Hella. Gab es jemals Anzeichen, dass er schon früher… nun ja, heidnische Magie eingesetzt hat?«
    » Nein, Heiliger! Na ja, bis auf… Aber das war seltsam.«
    Sie weiß etwas. » Bis auf was?«
    » Haal und Jillan haben sich vor dem Unterricht gestritten. Sie hätten sich beinahe geprügelt, und ich hatte ein ganz eigenartiges Gefühl, dass Haal in Gefahr war. Aber es war nur so ein Eindruck.« Sie zuckte mit den Schultern. » Dann hat Prediger Praxis die Tür geöffnet, und wir sind alle hineingegangen.«
    » Trink den Wein«, sagte Azual strenger als zuvor. Er musste Verbindung zu ihren Gedanken aufnehmen, wenn er alles besser verstehen sollte als durch den Filter ihrer kindlichen Beschreibungen. » Es ist Blasphemie, den Geboten deines Heiligen nicht zu gehorchen.«
    Sie sah das Blut noch einmal an. » Was, wenn mir schlecht wird? Könnt Ihr mich nicht zu den Erlösern ziehen, ohne dass ich ihn trinke? Die gesegneten Erlöser können doch schließlich alles bewirken, nicht wahr? Und ich bin gläubig.«
    Spielt sie auf Zeit? Was kann sie zu erreichen hoffen? Noch nie hatte er ein Kind ertragen müssen, das so viele Fragen stellte und so herausfordernd auftrat. Die meisten zögerten nicht, seinen Anweisungen zu folgen, da sie darauf erpicht waren, den Makel so schnell wie möglich loszuwerden, um in ihrer Gemeinde als Erwachsene zu gelten und in den Genuss neuer Rechte und Freiheiten zu kommen. Woher rührte ihr Widerstand? Die Pest, der Held Samnir, das Mädchen, die Eltern… Und es gab bestimmt noch andere, die von

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