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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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erlangen, die sie ihrerseits gegen ihn verwenden konnte.
    » D’Selle«, krächzte sie. » Was willst du von mir?«
    Der ältere Erlöser wirkte selbstgefällig, als er sich verneigte und aalglatt erwiderte: » Ich komme nur, um mich zu erkundigen, ob in deiner Region alles zum Besten steht.«
    Das war eine so große Beleidigung, dass die Ältesten nicht gezögert hätten, gegen ihn vorzugehen, aber sie würde als schwach gelten, wenn sie sich in solch einer Angelegenheit an sie wandte. Als ordnender Intellekt hätte sie in der Lage sein sollen, eine derart empörende Kränkung vorauszuahnen und zu vereiteln, bevor sie auch nur ausgesprochen wurde. Also war D’Selle ebenso listig wie furchtlos. Ihre eigene Furcht steigerte sich nur noch, obwohl sie ihren Gesichtsausdruck beherrschte, um sich ihre Schwäche nicht anmerken zu lassen.
    » Wie kannst du es wagen, solch eine Frage zu stellen?«, entgegnete sie streng. » Noch einmal, D’Selle: Was willst du von mir?«
    Er zuckte leicht mit den Schultern. » Ich möchte dir nur meine Hilfe für den Fall anbieten, dass irgendetwas in deiner Region nicht zum Besten steht. Der Westen ist immer bereit, dem Gesamtreich zu dienen.«
    Unglaublicherweise hatte er auf die erste Beleidigung eine noch größere folgen lassen. Seine Kühnheit und Angriffslust waren wahrlich empörend. » Wie könnte etwas nicht zum Besten stehen, da ich doch immer alle Schwierigkeiten vorhersehe und im Voraus verhindere? Wenn wirklich etwas nicht zum Besten stehen und meine Fähigkeiten, es zu richten, übersteigen sollte, hätte ich es dann zum Wohle des Reichs nicht schon längst vor die Ältesten gebracht, bevor es irgendjemandem eingefallen wäre, sich nach dem Zustand meiner Region zu erkundigen? Wie kannst du es wagen! Noch einmal: Was willst du von mir?«
    » Ich dachte, du solltest wissen, dass sich manches schneller als nützlich herumspricht, wenn eine Region zu viel Handel mit den anderen zu treiben versucht. Kaufleute aus der östlichen Region sind in meine westliche Region gekommen und haben von einer Seuche im Süden erzählt. Das erwähne ich nur aus Sorge um das Gesamtreich.«
    Er hat wohl eher Spione im Süden, dachte D’Shaa bei sich, und möchte dem erfolgreichen Handel zwischen Süden und Osten Steine in den Weg legen. Doch so simpel konnte D’Selles Grund dafür, diesen Zusammenstoß zwischen ihnen zu provozieren, nicht sein. » Glaubst du, das wüsste ich nicht?«, fragte sie ungläubig. » Wie kannst du es wagen!«
    » Wenn ich dich gekränkt habe, entschuldige ich mich.« Ihr Feind lächelte sie an. » Ich lasse dich jetzt allein.«
    Sie sah zu, wie er aus der Galerie hinausschwebte, und schloss die Augen, um nachzudenken. Was versuchte er zu bewirken? D’Shaa wusste, dass gewöhnlich die sicherste Vorgehensweise in einer solchen Lage darin bestand, für lange Zeit gar nichts zu tun, sodass sie für alle Wechselfälle planen konnte, um dann zu handeln, wenn die Umstände klarer zu erkennen waren. Aber empfahl sich dieser Ansatz auch, wenn eine Seuche wütete? Wenn sie die Dinge zu lange schleifen ließ, konnte das verhängnisvolle Folgen haben, und sie würde von den Ältesten dafür zur Verantwortung gezogen werden. Die Pest musste nur auf eine andere Region übergreifen, dann konnte der betroffene Erlöser mit gutem Recht um ihre Vernichtung ersuchen. Sie hätte es D’Selle durchaus zugetraut, selbst für die Ausbreitung der Pest zu sorgen, wenn sie nicht gewusst hätte, dass der stets wachsame Älteste Thraal um all seine Gedanken und Taten wusste und dass es D’Selle die Existenz kosten würde, wenn ebendiese Gedanken und Taten nicht den Interessen des Reichs dienten.
    Sie zog in Erwägung, sofort Schritte zu unternehmen, um die Seuche aufzuhalten, aber D’Selles Besuch bei ihr hatte gewirkt, als sei er darauf berechnet, sie genau dazu zu verleiten, und so widerstand sie der Versuchung. Wenn er sie gar nicht besucht hätte, wäre sie geneigt gewesen abzuwarten, um festzustellen, ob die Pest tatsächlich einen letzten verzweifelten Versuch des Geas darstellte, sich und seine Welt zu retten. Sie hätte abgewartet, bis es sich noch weiter hervorwagte, sodass es nicht würde entkommen können, wenn das Reich sich anschickte, es ein für alle Mal einzufangen. Der Ruhm, der ihr zuteilwerden würde, wenn sie beim Fang des Geas eine entscheidende Rolle spielte, würde gewiss dafür sorgen, dass sie in den Rang einer Ältesten erhoben wurde.
    Und so durchschaute sie das

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