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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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diesem Jungen in Mitleidenschaft gezogen und verdorben worden waren. Sein Einfluss wirkte weiter, obwohl er nicht mehr in Gottesgabe war. War er nun dort draußen und trug den Widerstand in andere Gemeinden? Der Junge war eindeutig ein Brennpunkt für das Chaos, die Macht, die die Heiden als Geas bezeichneten. Es war zwingend notwendig, dass Azual aus dem Mädchen und Jillans Eltern Antworten herausbekam, damit er rasch auf die Jagd nach dem Jungen gehen konnte. » Trotzt du mir etwa, Mädchen?«, flüsterte er drohend.
    Hellas Hände begannen zu zittern, und sie zuckte vor dem Heiligen zurück. Die Glasphiole fiel auf den Steinboden und zerbarst.
    Azual brüllte vor Zorn. Nun würde er sie zwingen müssen. Sein Innerstes verlangte mit Macht nach dem, was ihm zustand. Wie konnte sie es wagen, ihm etwas abzuschlagen! Er packte sie am Handgelenk und zerrte sie zu sich.
    » Neeiin! Bitte nicht, Ihr tut mir weh!«
    » Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Deine Ketzerei und dein Trotz haben nichts Besseres verdient.«
    » So helfe mir doch jemand!«
    » Es gibt niemanden, der dir helfen könnte, du eigensinniges Kind. Bist du so verderbt, dass du dich dagegen sperren willst, zu den Erlösern gezogen zu werden? Sogar dein eigener Vater würde wollen, dass du gereinigt wirst.«
    Die Kraft des Mädchens war nichts im Vergleich zu Azuals. Er schüttelte Hella lässig, und sie konnte sich kaum noch wehren. Aufsässiges Gör! Gewiss war sie von ihrem Vater verwöhnt worden und stand unter dem Einfluss des Jungen. Ihre Augen starrten ihn böse an. War das Hass? Erstaunlich. Prediger Praxis hatte seinen Schülern eingetrichtert, viel zu vieles zu fürchten und zu verabscheuen. Es war allerdings sonderbar, dass die Auswirkungen so deutlich waren. War das ein anderer Teilbereich der Seuche und des Widerstands, der Falschheit, die vom Geas verursacht wurde?
    Es schien an diesem Ort viel zu viel Falschheit zu geben, wann immer er das Gedankenmuster in Augenschein nahm. Das Muster! Da war noch mehr Falschheit, aber diesmal außerhalb von Gottesgabe! Der Junge war in einem Gasthaus an der Weggabelung, die nach Erlöserparadies und Heldenbach führte. Er hatte schon wieder jemanden getötet! Fluchend erkannte Azual, dass er in der vergangenen Nacht an Jillan vorbeigekommen sein musste.
    Er schleuderte Hella von sich, ohne sich darum zu kümmern, wie sie landete. Er hatte keine Zeit mehr für sie, nicht, wenn Jillans Eltern doch sicher viel mehr wussten. Er bückte sich, trat aus dem Tempel hervor und rief: » Hauptmann Hamir, ruf meine Leibgarde zusammen. Ich muss sofort aufbrechen. Lass die Eltern in Ketten legen. Wir nehmen sie mit, damit sie später ganz nach Bedarf verhört werden können. Und das größte Pferd soll für mich selbst gesattelt werden!«

Kapitel 5
    ODER JENEN,
DIE UNS VORAUSGEGANGEN SIND
    S äle voll Staub, die sich bis ans Ende der Zeit erstreckten. Sie machten natürlich sauber, und das ständig, aber die Flure waren so endlos, dass es den Dienern nur gelang, den Staub von einer Stelle an die andere zu kehren. Trotz des Gesindes lag eine Stille über diesen Sälen, die von der Ewigkeit sprach. Es war kein Gefühl von Frieden im eigentlichen Sinne, eher ein Eindruck unerbittlicher und unendlicher Geduld. Alles würde sich dereinst erfüllen wie geplant, sobald ausreichend Zeit verstrichen war. Auf diese Weise war ihr Wille unausweichlich.
    Als lebende Statuen beobachteten die Erlöser die Welt in einem Wachtraum. Sie erwachten nur zum Leben, wenn die Ereignisse im Wachtraum weltbewegend genug waren, es erforderlich zu machen, dass sie sich persönlich darüber austauschten, oder wenn ihre hageren Körper danach verlangten, sich von magisch aufgeladenem Blut zu nähren, um für ein weiteres Jahr am Leben zu bleiben. Dieses körperliche Bedürfnis nach Nahrung, diese Schwäche, trat nur bei den jüngeren Erlösern zutage, jenen, die vor einigen Jahrtausenden in dieser Welt geboren worden waren. Die Älteren hatten kein solches Verlangen, wenn sie in ihrem Wachtraum waren, denn sie waren so uralt, dass ihr Fleisch schon vor langer Zeit versteinert und härter als jeder Fels geworden war. Nur wenn sie wünschten, wiederbelebt zu werden, verlangten sie Blut von ihren Dienern.
    Etwas veränderte sich. In einem der endlosen Korridore ertönte ein leises Wispern. Einer der Erlöser regt sich!, erkannten die Diener schlagartig alle zugleich. Versteckt euch, rührt euch nicht! Seht und hört nichts! Die Diener waren stumm,

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