Das Wispern der Schatten - Roman
versuchen!«
» Was ich glaube, Hager, ist, dass du in der Lage bist, dich aus fast allem herauszureden. Ist es so verrückt anzunehmen, dass jemand mir nachts die Kehle durchschneiden könnte? Ist es so verrückt anzunehmen, dass man, wenn ich am Morgen tot und kalt gefunden würde, vermuten würde, dass über Nacht irgendein Dieb ins Lager eingedrungen ist? Ist es verrückt anzunehmen, dass die Kinder durchsucht werden würden und man bei einem von ihnen ein blutiges Messer finden würde, ein Messer, von dem das Kind nichts zu wissen behaupten würde? Ist es verrückt anzunehmen, dass du am lautesten danach schreien würdest, mich zu rächen, Hager? Nein, es ist nicht verrückt. Sei still, Hager! Gibt es irgendjemanden hier, der etwas zu seiner Verteidigung zu sagen hat?«
Keiner der Männer meldete sich zu Wort, obwohl der Jüngste von Gesicht zu Gesicht sah, bevor er sich entschloss, den Mund zu halten.
» He, warte mal, Hauptmann. Das hier ist kein Geschworenengericht oder Militärtribunal«, protestierte Hager. » Das kannst du nicht machen! Es ist Mord!«
» Du wirst jetzt gehenkt oder kommst in der Alten Festung vors Kriegsgericht. Ich verschwende nicht die Zeit eines Tribunals auf dich, Hager, und ich traue es dir auch durchaus zu, ungeschoren davonzukommen, also lasse ich dich hier und jetzt hängen, wie es in mein Ermessen als Offizier der gesegneten Erlöser gestellt ist. Harald, Pferd, haltet ihn. Du«, wandte sich der Hauptmann an den Jüngsten, » holst ein Seil.«
Hager wehrte sich wild, aber der Große Harald hielt ihn im Schwitzkasten.
» Ich verlange, vom heiligen Goza gehört zu werden, wie es mein gutes Recht ist! Der Heilige wird wissen wollen, warum du dich mit diesem heidnischen Ungeheuer gegen einen Mann aus dem Volk gestellt hast, das unter seinem Schutz steht. Es gibt noch nicht einmal einen Beweis gegen mich. Er wird euch alle hinrichten lassen und bis in alle Ewigkeit verdammen! Du wagst es nicht, mir mein geheiligtes Recht zu verweigern!«
» Ich übernehme die volle Verantwortung für die Hinrichtung«, erklärte der Hauptmann seinen Männern. » Pferd, kneble ihn und bring ihn dann zwischen die Bäume. Die Kinder sollen das hier nicht mit ansehen müssen.«
» Hauptmann, er hat ein Recht auf letzte Worte. Was, wenn er bereuen möchte, bevor er gehenkt wird? Oder wenn er zu denen beten möchte, die ihm vorausgegangen sind?«
Der Hauptmann schwieg einen Augenblick. » So sei es. Sollen doch alle seine Lügen und sein Geschrei hören.«
Freda trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und zog so dank ihrer Körpergröße die Aufmerksamkeit aller auf sich. » Ihr… ihr wollt ihn töten? Ich mag es nicht, wenn jemand getötet wird. Ich habe H…Hager aufgehalten, damit niemand getötet wird. Was, wenn Hager sagt, dass es ihm leidtut, und verspricht, es nicht wieder zu tun? Oder könntet ihr ihn nicht vielleicht bestrafen, ohne ihn zu töten?«
Der Große Harald sah sie ausdruckslos an, der Jüngste so, als wäre sie wahnsinnig.
» Seht ihr? Es ist nicht bei Verstand. Ihr könnt das Wort einer Kreatur des Chaos doch nicht über meines stellen. Das ist es! Es ist ein Teil des Chaos und wandelnde Verderbtheit. Es lügt von Natur aus!«, schrie Hager.
» Wenn ich du wäre, Hager«, schlug Pfeife vor, » würde ich einen Augenblick still sein. Vielleicht versteht sich das Ungeheuer besser darauf, deine Haut zu retten, als du selbst.«
Der Hauptmann schüttelte den Kopf. » Ich danke dir, dass du eingegriffen hast, um Hagers bösen Absichten zuvorzukommen, aber das hier ist jetzt eine Armeeangelegenheit. Wenn ein Mann versucht, mein Blut zu vergießen, dann darf ich im Gegenzug seines vergießen. Wenn Hagers Verbrechen sich nur gegen mich allein gerichtet hätte, wäre ich vielleicht geneigt, irgendeine andere Wiedergutmachung anzunehmen. Aber sein Verbrechen war auch gegen die Armee, das Reich, die Heiligen und die gesegneten Erlöser selbst gerichtet. Der Tod ist das Mindeste, was er verdient hat. Eine Armee ist nur so stark und schnell wie ihre Disziplin und ihre Strafen. Wenn ich jetzt keine angemessene Strafe verhängen würde, würde ich mich nur mit dem Verbrechen verschwören und es noch weiter schüren. Man kann Hager nie mehr Vertrauen schenken, nachdem er das Vertrauen und die Gemeinschaft seiner Kameraden verraten hat.«
Alle Männer bis auf Hager nickten auf die Worte des Hauptmanns hin.
» Führt ihn ab.«
» Neeiin!«, schrie Hager jämmerlich. » Habt
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