Das Wispern der Schatten - Roman
vielleicht an meinen Ohren.«
» Ich glaube, er hat gesagt, dass Pferds Freundinnen ziemlich stinken müssen«, warf Pfeife hilfreich ein.
Pferd wandte den Kopf zum Ältesten und fragte sanft: » Darf ich ihn diesmal schlagen, Hauptmann?«
Der Älteste dachte einen Augenblick darüber nach, schüttelte dann aber den Kopf. » Ihr habt alle genug Spaß für heute Abend gehabt. Noch mehr und ihr seid so aufgekratzt, dass ihr nicht ordentlich schlafen könnt. Dann seid ihr morgen müde und gereizt. Ihr wisst doch, wie ihr seid!«
» Stimmt«, räumte Pferd ein.
» Hager, du übernimmst die erste Wache«, sagte der Älteste zu dem leidenden Mann mit dem Maulwurfsgesicht. » Versuch, nicht allzu laut zu sein, ja? Je mehr Schönheitsschlaf dieser hässliche Haufen hier bekommt, desto besser.«
Freda träumte wieder vom Felsgott. Warum sie ihn für den Felsgott hielt, wusste sie nicht, und sie hatte auch keine Ahnung, ob es wirklich der Felsgott war. Es war schließlich ein Traum, und Träume ergaben für Freda nur selten einen Sinn.
» Warum hilfst du mir nicht?«, stöhnte das gewaltige Wesen, während es qualvoll gegen den Schaft aus Sonnenmetall in seinen Gedärmen ankämpfte.
» Ich weiß nicht, wie«, gestand Freda. » Das Sonnenmetall tut mir auch weh. Sag mir, was ich tun soll.«
» Ich habe nicht mehr viel Zeit. Finde Freistatt«, sagte der Felsgott mit ersterbender Stimme.
» Erst muss ich Jan finden, das habe ich Norfred versprochen. Was ist Freistatt?«
Sie erhielt keine Antwort und verlor den Felsgott aus dem Blick.
» Wenn du Freistatt nicht findest, dann trotzt du Gar und bist seine Feindin«, zischte eine Stimme hinter ihr.
Freda drehte sich um und sah, wie sich ein gewundenes Wesen aus grünem Stein durch die Erde auf sie zuschlängelte. Sie wich schnell zurück. » Ich bin niemandes Feindin… außer vielleicht Darus’ Feindin, weil er Norfred verletzt hat. Ich bin nicht deine Feindin. Ich kenne dich ja nicht einmal.«
» Ich bin der Jadedrache von Gars fabelhaftem Willen. Du wirst Freistatt finden, sonst wirst du dich vor meinem Zorn hüten müssen. Wach auf und gib acht!«
Gib acht!
Freda fuhr aus dem Schlaf hoch. Alles war dunkel. Einer der schweren Männer bewegte sich durchs Lager… leise, um sich heimlich anzuschleichen, oder in dem rücksichtsvollen Bemühen, die anderen nicht aufzuwecken? Gedämpft wie die Schritte waren, war sie sich nicht sicher, um wen es sich handelte. Sie hob den Kopf aus dem Boden hervor und konnte im Feuerschein Hager erkennen. Ein Messer funkelte in seiner Hand, und er näherte sich dem schlummernden Hauptmann!
Freda tauchte wieder in die Erde ab, unter dem Lagerfeuer hindurch und dann zurück nach oben, um die Steinhände um Hagers Knöchel zu schließen. Er schrie auf und stach mit der Messerspitze nach unten, sodass sie stumpf wurde.
Freda stieg weiter auf, bis Hager kopfüber etwa einen Fuß über dem Boden hing. Er wand sich, zappelte und stach mit dem Messer um sich. Zu Fredas Glück hatte er sein Schwert aus Sonnenmetall bei seinem Bettzeug zurückgelassen, weil die leuchtende Klinge ihn zu verraten gedroht hätte. Hager erkannte, dass er sich ihrem Griff nicht würde entwinden können, und so begann er, um Hilfe zu rufen.
Die anderen schweren Männer wälzten sich von ihrem Lager hoch und kamen auf die Beine. Der Hauptmann schwenkte sein Sonnenmetall vor ihr. » Wer da?«
Freda ließ Hager fallen und senkte die Hände, um nicht allzu bedrohlich zu wirken.
» Es hat sich an mich herangeschlichen und mich angegriffen!«, rief Hager. » Ich habe versucht, mich zu verteidigen! Holt die Missgeburt von mir weg!«
Die Augen des Hauptmanns richteten sich auf Freda.
» Ich musste ihn aufhalten«, sagte sie und strengte sich an, ihre Stimme nicht zu rau und furchterregend klingen zu lassen. » Er hatte sein Messer in der Hand und wollte dir etwas antun.«
Der Hauptmann drehte sich mit grimmiger Miene zu Hager um.
» Nein, das ist nicht wahr, Hauptmann. Du kannst doch nicht einem Ungeheuer wie dem da eher glauben als einem deiner eigenen Männer! Es muss das Ding sein, das aus dem Bergwerk ausgebrochen ist, das Monster, das wer weiß wie viele Leute getötet hat. Es sagt nur, was nötig ist, um seinen eigenen Hals zu retten.«
» Oder hat getan, was nötig war, um meinen Hals vor deinesgleichen zu retten, Hager.«
» Aber Hauptmann, das kannst du doch nicht glauben!«, winselte das Maulwurfsgesicht. » Ich wäre doch verrückt, so etwas zu
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