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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Enriques betraf?
    Â»Selbst wenn ich es wüsste – warum sollte ich es Ihnen sagen?« Sie schob das Kinn vor. »Sie kommen her und erzählen mir alle möglichen Geschichten, die ich nicht überprüfen kann. Wer sagt mir, dass das stimmt? Und wer sagt mir, ob Sie nicht nur hinter Viktors Notizbuch her sind, so wie die anderen auch?«
    Winter hob die Handflächen. »Keine Einwände, Frau Apostolidis. Ich kann Ihre Position gut verstehen. Natürlich bin ich ebenfalls an Professor Vaus Erkenntnissen interessiert. Im Gegensatz zu meinen Kollegen lege ich nur Wert darauf, sie freiwillig ausgehändigt zu bekommen. Obwohl die Zeit dafür vorbei scheint.«
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Ihr Besucher seufzte. »Wenn sich der Staat erst einmal einmischt, dann gewinnen die Dinge ihre eigene Dynamik. Durch die Verschleppung von Professor Vau und Enrique da Soza besitzen die beiden Sicherheitsdienste jetzt ein Faustpfand, das sie nicht so schnell hergeben werden. Es sei denn, man bietet ihnen etwas, das sie noch mehr begehren.«
    Â»Das Wörterbuch?«
    Er nickte. »Zum Beispiel. Sehen Sie, wenn Sie tatsächlich wissen, wo Professor Vaus Notizbuch ist, dann verfügen Sie über eine ausgezeichnete Verhandlungsposition. Fitzsimmons hat Vau in seiner Gewalt, de Moulinsart Ihren Enrique. Aber ohne die Aufzeichnungen können sie mit den beiden nicht viel anfangen. Und da kommen Sie ins Spiel.«
    Astarte merkte, wie Winter es in seinem letzten Satz bereits als bewiesen ansah, dass sie Viktors Notizbuch besaß. Das stimmte zwar, zugleich aber auch wieder nicht. Sie beschloss, nicht mehr länger um den heißen Brei herumzureden.
    Â»Was genau wollen Sie von mir?«
    Â»Erstens möchte ich Ihnen anbieten, Sie in Sicherheit zu bringen, denn es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie ebenfalls festgenommen werden. Zweitens schlage ich vor, dass wir alle Beteiligten an einen Tisch rufen, um zu einer für alle Seiten befriedigenden Lösung zu kommen. Und drittens würde ich gerne vorher eine Kopie des Notizbuchs anfertigen.«
    Â»Und warum sollte ich auf Ihren Vorschlag eingehen?«
    Â»Weil Sie die Einzige sind, die noch Handlungsfreiheit besitzt und damit ihren Freunden helfen kann.«
    Astarte sprang auf. Angenommen, Winter erzählte ihr die Wahrheit. Dann war sein Vorschlag tatsächlich ihre einzige Alternative. Andererseits würde sie mit Viktors Notizbuch ihren einzigen Trumpf aus der Hand geben. Sie wünschte sich, sie wäre ihrem ursprünglichen Instinkt gefolgt und hätte es sofort zerstört! Aber dafür war es jetzt zu spät.
    Â»Also gut«, sagte sie schließlich. »Vereinbaren Sie ein Treffen.«
    Â»Und das Notizbuch?«
    Â»Befindet sich an einem sicheren Ort. Und da werde ich es erst dann hervorholen, wenn wir eine für alle Seiten zufriedenstellende Vereinbarung getroffen haben.«
    Wenn er enttäuscht war, dann ließ er es sich nicht anmerken. »Einverstanden. Dann packen Sie ein paar Sachen. Ich bringe Sie bis dahin sicher unter.«
    Â»Und woher weiß ich, dass Sie mich nicht foltern werden, bis ich Ihnen das Versteck des Notizbuchs verrate?«
    Winter lächelte. »Foltern? Das kenne ich nur aus alten Filmen. Frau Apostolidis, wenn ich so etwas vorgehabt hätte, hätte ich es längst getan. Machen Sie bitte nicht den Fehler und unterschätzen mich. Und vor allen Dingen nicht Fitzsimmons und de Moulinsart. Gegen die beiden bin ich ein Waisenknabe.«
    Sie musterte ihn prüfend. Dann machte sie eine hilflose Geste mit den Händen und ging in den Nebenraum zum Packen.
    5.
    Die Heizung funktionierte mal wieder nicht. Fellner trat gegen den alten, gusseisernen Heizkörper, der ununterbrochen pfeifende und gluckernde Geräusche von sich gab. Zum zehnten oder zwanzigsten Mal an diesem Tag drehte er den Regler auf und zu, wobei er genau wusste, dass das keinerlei Wirkung haben würde. Es war eher ein Ritual, das zu seinem Alltag in diesem Gebäude gehörte, ein Alltag, der vielleicht schon bald Vergangenheit sein würde.
    Die Heizung füllte den Raum unverdrossen mit ihrer Wärme. Fellner ging zum Fenster und riss es auf. Der Wind blies ihm einen Schwall Regentropfen ins Gesicht. Fluchend stieß er das Fenster wieder zu.
    Â»Hat jemand den verdammten Handwerker angerufen?«, rief er in den Raum.
    Â»Wir haben dem Hausmeister Bescheid gesagt«, erwiderte einer seiner

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