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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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war.
    Â»In diesem Trakt sind die Arbeitsräume und Labors untergebracht«, erklärte Volante. Eine Tür am anderen Ende des Gangs führte in eine Art Kontrollraum. Durch eine große Scheibe konnte man in die nur schwach erleuchtete Halle sehen, in der die Raumkapsel auf einem Podest aufgebockt war. Ein langer Tisch vor der Scheibe war mit Monitoren, Schaltpulten und Tastaturen bedeckt.
    Â»Von hier aus werden üblicherweise die Vorgänge in der Halle gesteuert«, sagte Volante. »Für unsere Arbeit ist das natürlich nicht nötig.«
    Er führte seinen Begleiter durch eine weitere Tür in einen kleinen Nebenraum, in dem eine Glasvitrine auf vier Beinen stand, so wie man sie auch in Museen findet. In der Vitrine war ein Blatt Papier von der Größe einer Zeitungsseite aufgespannt.
    Â»Panzerglas«, erklärte Volante und pochte gegen eine der Scheiben. Er deutete auf zwei Schlösser an der Seite. »Die Schlüssel dazu werden im Ministerium verwahrt. Jeder Versuch, es zu entwenden, löst einen Großalarm aus.«
    Die Vitrine war rundum mit LED s bestückt, die jeden Quadratmillimeter des Papiers in gleicher Lichtstärke ausleuchteten.
    Â»Warum diese Sicherheitsvorkehrungen?«, fragte Viktor. »Das Papier ist doch, wie du mir erzählt hast, fotografiert worden?«
    Â»So ist es«, nickte sein Kollege. »Aber die Regierung von Dagombé legt großen Wert darauf, dass alle Untersuchungen nur hier in diesem Gebäude stattfinden. Und falls dabei etwas herauskommt, was eine erneute Analyse des Dokuments erforderlich macht, will sie auf jeden Fall die Kontrolle darüber behalten.«
    Viktor beugte sich neugierig vor und betrachtete das Blatt näher. Auf den ersten Blick sah es aus wie mit arabischen Schriftzeichen oder fremdartigen Hieroglyphen beschrieben. Er stutzte und legte seinen rechten Zeigefinger auf das Glas, so als wolle er ihn unter den einzelnen Linien entlangführen.
    In dem Augenblick klingelte Volantes Mobiltelefon und riss Viktor aus seiner Konzentration. Sein Kollege sprach ein paar Sätze und steckte das Gerät wieder weg.
    Â»Ich muss dich leider kurz allein lassen«, sagte er und lächelte gequält. »Im Hotel gibt es einen kleinen Notfall. Offenbar hat sich Brodhagen mit Wakken angelegt, und jetzt will Rasmus alles hinschmeißen. Ich hätte Cornelius nie dazuholen sollen! Mit seiner Arroganz und ewigen Besserwisserei stiftet er nur Unfrieden in der Gruppe!«
    Â»Du weißt, wie er ist«, murmelte Viktor, ohne die Augen von der Vitrine zu lassen.
    Â»Kommst du zurecht?«
    Â»Ja, geh nur.«
    Volante verschwand aus dem Raum, und Viktor wandte sich wieder dem Studium des Dokuments zu. Er runzelte die Stirn. Dann griff er in seine Jackentasche und zog sein abgegriffenes Notizbuch hervor. Er löste das Gummiband und blätterte darin, bis er eine bestimmte Stelle gefunden hatte, die er mit dem Papier in der Vitrine verglich.
    Seine Lippen bewegten sich stumm. Mit zitternden Fingern suchte er einen anderen Eintrag in seinen Notizen und dann noch einen, bis er die Hand sinken ließ und sich aufrichtete. Langsam steckte er das Buch in die Tasche zurück und fuhr sich mit der Hand durch das jetzt schweißnasse Haar. Seine Wangen waren kalt und blass geworden. Er atmete so lange ein und aus, bis er das Gefühl hatte, wieder Luft zu bekommen, und machte sich dann erneut daran, das Dokument in der Vitrine zu studieren.
    3.
    Zehn Minuten später stand Viktor immer noch innerlich zitternd vor der Scheibe und starrte auf die Raumkapsel.
    Hinter ihm saß ein Mann an einer der Workstations und studierte Datenreihen. Er hatte sich Viktor als einer der Ingenieure vorgestellt, die für den technischen Teil der Untersuchung zuständig waren.
    Viktor drehte sich zu ihm hin. »Darf ich mir die Kapsel einmal ansehen?«
    Der Mann blickte von seinem Monitor auf. »Kein Problem, Professor.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich werde Sie allerdings nicht begleiten können. Ich habe gleich Feierabend und noch eine Verabredung.« Er lächelte vielsagend.
    Â»Gehen Sie nur. Ich komme auch allein zurecht. Sind denn noch weitere Kollegen von Ihnen hier?«
    Â»Wir sind zu dritt, haben aber alle jetzt Schluss. Es ist schließlich schon spät. Sie müssen doch auch müde sein.«
    Â»Ich komme mit wenig Schlaf aus.«
    Â»Eine beneidenswerte Eigenschaft.«
    Â»Sie

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