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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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MagZep bin? Und daheim gibt es Leute, die mir weiterhelfen können.«
    Jonathan verfolgte die Diskussion mit großem Interesse. Vor wem war dieser eigentümlich angezogene Professor auf der Flucht? Und wer war es, der ihn dabei durch die Anheuerung Leslies unterstützte, deren Dienste, das wusste er, nicht gerade billig waren?
    Er fragte sich, ob Vau nicht ein besseres Geschäft war als die Partnerschaft mit seiner alten Bekannten und beschloss, sich für die nächsten Stunden alle Optionen offen zu halten.
    In diesem Moment erklangen die ersten Schüsse.

nu:
Jagdbeginn
1.
    Dagombé
    Â»Bitte hier hinein, Professor Volante.«
    Winter schob den schwitzenden Wissenschaftler in den fensterlosen Konferenzraum, dessen Bau er vor zwei Jahren selbst überwacht hatte. In die Wände waren Matten aus einem speziellen Metall eingelassen, die jedes Funksignal abfingen. Das leise Surren der Klimaanlage verdeckte das weiße Rauschen, das von mehreren Generatoren erzeugt wurde und jegliches Abhören des Raumes von außen unmöglich machte.
    Das sichtbare Mobiliar bestand lediglich aus einem großen Tisch und zehn Stühlen, von denen zwei bereits von Roderick Fitzsimmons und Armand de Moulinsart besetzt waren, die sich vielsagend anschwiegen. Winter wies Volante den Stuhl am Kopfende des Tisches zu und nahm selbst neben Fitzsimmons Platz.
    Der Wissenschaftler rutschte nervös auf seinem Sitz herum. Trotz der Klimatisierung rann ihm der Schweiß in Strömen über Gesicht und Nacken.
    Winter lächelte ihm aufmunternd zu. »Entspannen Sie sich, Professor. Hier gibt es niemanden, der Ihnen einen Vorwurf macht. Wir wollen uns lediglich von Ihnen auf den neuesten Stand der Entwicklungen bringen lassen. Immerhin ist es Ihnen gelungen, zumindest einen Teil der Botschaft zu entschlüsseln. Außerdem können Sie uns sicher mehr über Ihren Kollegen Professor Vau erzählen, der sich so rasch und unhöflicherweise unangemeldet aus Agua Caliente entfernt hat. Vielleicht finden wir ja gemeinsam heraus, was dahintersteckt.«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann.« Flavio Volante machte einen übernächtigten Eindruck. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine Finger zitterten unmerklich.
    Â»Lassen Sie uns doch einfach mal gemeinsam die Tatsachen durchgehen, Professor. Wie wir wissen, haben Sie ausdrücklich um die Unterstützung durch Professor Vau gebeten, gegen den Willen eines Teils Ihrer Kollegen. Vielleicht erklären Sie uns, was seine Forschungen so besonders macht.«
    Volante leerte sein Glas in einem Zug, bevor er antwortete. »Dazu müsste ich weiter ausholen.«
    Â»Nur zu«, ermunterte ihn Winter. »Wir haben alle Zeit, die nötig ist.« De Moulinsart verdrehte die Augen.
    Â»Was wissen Sie über Plansprachen?«, begann der Linguist.
    Â»Ich kenne nur Planwirtschaft«, gab Fitzsimmons zurück. De Moulinsart sah ihn missbilligend an.
    Â»Plansprachen, auch Universalsprachen genannt, sind künstliche Sprachen«, fuhr Volante fort. »Bekannteste Beispiele sind Esperanto, Ido oder Volapük. Insgesamt gibt es fast einhundert davon, die in den letzten Jahrhunderten erfunden worden sind. Ihr Ziel war es, eine einheitliche, möglichst einfache und unmissverständliche Sprache zu schaffen, die von allen Menschen auf der Welt gesprochen werden kann.
    Die Wissenschaft hat sich inzwischen von der Vorstellung einer künstlichen Universalsprache verabschiedet, die einmal zentral definiert und dann unverändert gesprochen wird. Sprachen, auch die rigidesten wie Latein, leben und entwickeln sich im Alltag fort. Damit schleichen sich notgedrungen Elemente in jede Sprache ein, die widersprüchlich sind oder keiner klar festgelegten Regel folgen. Universalsprachen sind damit von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
    Â»Zumal wir ja das Englische haben«, warf Fitzsimmons ein. »Wenn ich mich nicht irre, hat sich das Problem so auf natürliche Weise gelöst.«
    Â»Nicht ganz.« Volante zog aus der Innentasche seines Sakkos einige zusammengefaltete Zettel hervor, legte sie vor sich auf den Tisch, entfaltete sie und strich sie glatt. »Viktor wollte nicht nur eine neue Universalsprache entwickeln, es sollte auch eine Sprache sein, welche die Anforderung an strenge Logik erfüllte, wie sie August Theodor von Grimm, einer der Ahnherren der Interlinguistik, definiert hatte. Um das zu erreichen,

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