Das Wörterbuch des Viktor Vau
dem Kristall verschwunden.« Er drehte sich zu Winter. »Er kann doch noch nicht auÃer Landes sein, oder?«
»Wir haben die Häfen und den Flughafen bereits überprüfen lassen. Auf diesem Weg hat er Dagombé nicht verlassen.«
»Haben Sie Ihre Grenzposten alarmiert?«
»Sehen Sie sich doch mal die Karte dieses Landes an!«, lachte Winter. »Das sind mehrere Tausend Kilometer Grenze, die zumeist durch irgendeinen Dschungel verläuft.«
»Unser Freund will sagen, dass wir nicht auf seine Hilfe rechnen können«, meldete sich Fitzsimmons zu Wort. Er nestelte am Revers seines Jacketts herum. »Wir sind auf uns allein gestellt, mein Lieber. Es wird wohl das Beste sein, wenn wir uns umgehend auf die Heimreise machen. Irgendwann muss ja auch Vau wieder daheim auftauchen, falls er nicht von einem Krokodil gefressen wird oder sich nicht schon längst im Gewahrsam des Kollegen Winter befindet.«
Er erhob sich. »Sie entschuldigen mich. Ich muss meine Abreise vorbereiten.« An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Beim nächsten Mal befinden Sie sich auf unserem Terrain, alter Freund. Denken Sie daran.«
De Moulinsart starrte Winter warnend an und folgte Fitzsimmons hinaus. Auch Volante erhob sich.
»Wir bleiben noch ein wenig, Herr Professor«, lächelte Winter und drückte den Wissenschaftler sanft zurück in den Stuhl.
»Aber ich habe alles gesagt, was ich weië, protestierte der Linguist.
»Das glaube ich nicht. Ich bin mir sogar sicher, dass Sie uns eine wichtige Information verschwiegen haben.«
Volante schüttelte trotzig den Kopf.
»Der Vorsitzende des Schriftstellerverbandes von Dagombé ist ein ehemaliger Assistent von Ihnen, nicht wahr? Gestern Morgen um drei Uhr haben Sie mit ihm telefoniert. Eine etwas ungewöhnliche Zeit für eine kleine freundschaftliche Plauderei, finden Sie nicht?«
Volante erbleichte. »Sie überwachen unsere Telefone?«
Winter lachte. »Was glauben Sie, in welcher Welt Sie leben, Professor?«
Der Wissenschaftler fiel in sich zusammen wie eine Gummipuppe, aus der man die Luft heraus lässt. Er tat Winter fast leid.
»Viktor ist gestern Nacht zu mir gekommen und hat mich um Hilfe gebeten«, flüsterte Volante. »Er sagte, er müsse unverzüglich das Land verlassen und könne weder einen MagZep noch ein Schiff oder einen der offiziellen Grenzübergänge benutzen. Mehr wollte er mir nicht mitteilen. Das sei nur, um mich zu schützen, sagte er. Je weniger ich wisse, desto besser sei es für mich.«
»Also haben Sie Malango angerufen.«
»James Malango ist der einzige Kontakt, den ich hier habe. Er war sofort bereit, Viktor zu helfen.«
»Professor Vau ist also nach Benké gereist?«
Volante nickte unglücklich. »Mehr weià ich allerdings auch nicht. Sie werden Malango doch nichts antun? Er hat Viktor nur geholfen, weil ich ihn darum gebeten habe. Wenn hier jemand die Verantwortung trägt, dann bin ich es.«
Winter lehnte sich zurück. »Das kommt darauf an, ob Sie mit mir kooperieren, Professor.«
»Sofern es in meiner Macht steht und niemandem schadet«, erwiderte Volante.
»Im Gegenteil«, versicherte Winter. »Sie helfen Ihrem Freund Malango und letztlich auch Professor Vau. Sie haben meine Kollegen ja kennengelernt. Wenn Vau ihnen in die Hände fällt, werden sie ihn sicher nicht mit Samthandschuhen anfassen. Was meinen Sie, wird sich Viktor auf schnellstem Wege in seine Heimat zurück begeben? Oder würde er sich anderswo verstecken? Vielleicht sogar hier im Land?«
Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern. »Genau weià ich es natürlich nicht, aber so, wie ich Viktor kenne, wird er sich auf dem Weg nach Hause befinden.«
»Dann muss ich schnellstens dorthin, um ihn vor Fitzsimmons und de Moulinsart zu finden. Allerdings hätte ich Sie hier gerne vor Ort, falls es mir gelingt, den Kristall in meine Hände zu bringen. Was halten Sie von einem kleinen Forschungsstipendium in Agua Caliente?«, fragte er sein Gegenüber. »Ohne Bezahlung, versteht sich. Ich bin mir sicher, die Regierung Dagombés würde sich freuen, einen Mann Ihres Kalibers einige Zeit an unserer Universität beherbergen zu können.«
Volante wiegte den Kopf hin und her. »Ich weià nicht â¦Â«
»Kommen Sie, Professor, sehen Sie es als einen Urlaub an. AuÃerdem sind Sie
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