Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert
einem Lächeln. » Er gehört zu mir. «
Feiqing taumelte unbeholfen auf die Füße. Er war so aufg e bracht, dass er sogar seine Angst vor dem Riesenvogel vergaß. Anklagend richtete er einen seiner dicken Krallenfinger auf den Fangshi.
» Du bist einer von ihnen! «
Nugua rückte von Li ab, stolperte auf die Füße, wusste aber nicht recht, wohin sie eigentlich wollte. » Mondkind hat gegen einen wie dich gekämpft. Er hat versucht, sie zu töten! «
Li nickte. » Und uns allen wäre geholfen, wenn es meinem Bruder Guo Lao gelungen wäre und ihr euch nicht eingemischt hättet. «
» Du hast von Anfang an gewusst, wer wir waren! « Ihre Sti m me überschlug sich fast. » Deshalb hast du uns vor den Räubern gerettet und uns hergeführt. Das war kein Zufall! «
» Du hast Recht. Ich bin eurer Spur bis zu diesem Gasthaus gefolgt. «
Feiqings Stimme zitterte. » Du bist einer der Unsterblichen! Einer der Acht! «
» Acht waren wir einma l «, sagte Li bedrückt. Er saß noch immer am Rand des Plateaus, während sein Kranic h d ie Schwingen anlegte und abwartend verharrte. » Jetzt sind wir nur noch drei, fürchte ich. « Seine Stimme bekam einen eisigen Unterton. » Mondkind hat fünf von uns getötet. «
» Mondkind? « Nugua hatte das Gefühl, als neigte sich der Fels unter ihr und drohte in die Lava abzurutschen. » Sie war nicht stark genug, einen von euch zu besiegen. Sie hat Niccol o « – sie wollte verhext sagen, überlegte es sich aber im letzten Auge n blick anders – » a ngezapft, seine Kraft, um überhaupt lebend aus diesem Kampf herauszukommen. «
» Das hat sie geta n «, bestätigte Li. » Und dabei ist sie eine Bindung mit ihm eingegangen. Sie wird ihn suchen, früher oder später. Und dann werde ich sie vernichten. «
Begreifen spülte wie eine Woge über Nugua hinweg. » Du benutzt Niccolo als Lockvogel! Deshalb hilfst du uns. Um so an Mondkind heranzukommen! «
» Aber habe ich euch damit in irgendeiner Weise geschadet? Ihr wolltet zu den Lavatürmen, und ich habe euch hingebracht. Zweimal habe ich euch gerettet, im Gasthof und draußen auf dem Lavastrom. « Er brachte es fertig, selbst bei diesen Worten bescheiden und freundlich zu klingen. » Durch mich habt ihr kein Leid erfahren. Alles, was ich will, ist Mondkinds Kopf. Und Niccolo ist der Schlüssel zu ihr. «
Nugua ballte die Fäuste. » Aber warum? «
» Mondkind war die Schülerin einer Unsterblichen, um selbst einmal eine zu werden, so viel wisst ihr. Sie ist kein Mensch mehr, aber auch keine von uns, sondern etwas dazwischen. Und sie hat Niccolos Chi benutzt, um meinen Bruder Guo Lao zu besiegen. « Wieder blickte er zu de n T ürmen hinüber und suchte den Himmel ab. » Wesen wie Mondkind gehorchen anderen Gesetzen als gewöhnliche Sterbliche. Was sie getan hat, mit Niccolo … nun, das führt unweigerlich dazu, dass sie ihn liebt. Bis zur Selbstaufgabe liebt! Es ist wie ein Fluch. Man greift nicht in einen Menschen hinein und entzieht ihm sein Chi, ohne einen Preis dafür zu zahlen. Ihrer ist die Liebe. Wo auch immer sie gerade ist – und ich hoffe, nicht weit von hier –, ganz sicher verzehrt sie sich nach Niccolos Nähe. «
Nugua starrte ihn aus großen Augen an. » Liebe als Preis? «, wiederholte sie. » Was für eine Art Handel ist das? «
» Einer, an dem weder sie noch Niccolo etwas ändern können. Er wurde geschlossen, und er hält sie nun beide gefangen. «
» Du meinst … « Sie schluckte. » Du meinst, Niccolo liebt sie auch? «
Er nickte. Sie hasste das Mitleid, das dabei in seine Augen trat. » Auf immer und ewig. «
» Das kann nicht sein! «
» Es tut mir Leid, Nugua. «
Feiqing kam von hinten heran und legte ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter. Unwillig schüttelte sie ihn ab, auch wenn sie es gleich darauf bereute. Er wollte sie nur trösten, wollte ihr Freund sein. Aber sie ertrug im Augenblick weder Trost noch Nähe.
» Diese Lieb e «, stammelte sie, » d as ist keine echte Liebe! Das ist so was wie … ein Bann. Und einen Bann kann man br e chen. «
» Nicht diese n «, entgegnete Li. » Mondkind ist jetzt an Niccolo gebunden. Und er an sie. «
Nugua wandte sich ab und starrte zu den Türmen hinüber. Die Hitze der Lava trocknete ihre feuchten Augen, bevor die anderen sehen konnten, dass sie mit den Tränen kämpfte. Sie verstand nicht einmal, warum sie Niccolo überhaupt mochte. Sie war ein Drache, verdammt! Und Drachen verliebten sich nicht in Menschen.
Sie musste sich
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