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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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das wissen wir nicht. Überhaupt wissen wir viel zu wenig über ihn, außer dass er aus dem Atem der Drachen entstanden ist und immer noch weiter wächst, mit jedem Atemzug, den sie tun. « Leiser fügte der Xian hinzu: » Wohin auch immer sie ve r schwunden sein mögen. «
    Nugua erinnerte sich an das feine goldene Flirren, das die Drachen aus ihren Nüstern ausgestoßen hatten. Sie war damit aufgewachsen, sie kannte es nicht anders. Für sie war das etwas ganz Alltägliches gewesen. Und nun sollte dieser goldene Dunst eine Bedrohung darstellen? Das war schwer zu glauben und noch viel schwerer zu begreifen.
    » Die Unsterbliche He Xiang u «, rekapitulierte Feiqing, » h at also mit dem Aether experimentiert. Dabei hat er auf irgendeine Weise Macht über ihre Schülerin Mondkind erlangt und sie dazu gebracht, He Xiangu und vier weitere Unsterbliche umzubri n gen. Richtig? «
    »Ja.«
    » Und nun versuchst du, über Niccolo an Mondkind heranz u kommen, um sie zu töten, bevor sie auch dich und die letzten deiner Brüder ermorden kann. «
    Noch ein Nicken des glatzköpfigen Kolosses.
    » Bleibt eine Frag e «, sagte Feiqing und massierte sich die Lefzen; in Wahrheit waren noch hundert Fragen offen. » Warum überhaupt will der Aether die acht Unsterblichen vernichten? «
    Li seufzte. » Was wisst ihr über uns Xian? «
    » Nur dass ihr einst sterbliche Menschen wart, die de m h eiligen Weg des Tao gefolgt sind, den Lehren des Laotse. Und dass ihr darüber das ewige Leben erlangt habt. «
    Nugua blickte von einem zum anderen. Langsam schien sich alles zu einem Ganzen zusammenzufügen. Die abgestürzte Wolkeninsel und Niccolos Suche; die mythischen acht Unster b lichen; und das Verschwinden der Drachen. Es gab einen Schlüssel zu diesem Rätsel, und das war – auf die eine oder andere Weise – der Aether.
    Meister Li stützte sich wieder auf seine Lanze. » Wir waren gewöhnliche Menschen, und ich bin tatsächlich ein Fangshi gewesen, ein Magier am Hof des Kaisers. Mein voller Name ist Zhongli Quan. Einige von uns erlangten die vollkommene Einsicht in die Lehren des Tao durch Meditation und Geleh r samkeit, andere durch alchimistische Experimente, einige sogar durch besondere Gottgefälligkeit. Vielleicht war es bei den meisten eine Mischung aus all dem. Bliebe uns mehr Zeit, so könnte ich euch die Geschichte jedes einzelnen Xian erzählen. Und meine eigene. Aber vielleicht ist dazu ein andermal Gelegenheit. Wahr ist jedenfalls, dass wir die Gunst des Hi m mels erlangten, die Gunst Tiandis und seiner göttlichen Gemahlin Xiwangmu. Es waren die Götter selbst, die uns das ewige Leben verliehen. Sie machten uns zu Auserwählten, zur Nahtstelle zwischen dem Himmel und der Welt der Menschen. Wir sind ihre Boten, ihre Diener, ihre Stellvertreter aus Fleisch und Blut. Der Himmel hätte längst die Verbindung zur Erde verloren, wenn es uns nicht gäbe – und, glaubt mir, ich sage das in aller Bescheidenheit. «
    » Die acht Säulen des Himmel s «, raunte Feiqing.
    Li pflichtete ihm bei. » Auch so hat man uns genannt. Wenn es wahr ist, was wir über den Aether glauben – das s e r das gesamte Universum erfüllen will, auch jenen Teil, den jetzt der Himmel und die Welt der Menschen einnehmen –, dann wird er als Erstes versuchen, die Bande zwischen beidem zu kappen. Und diese Bande sind wir Xian. Er vernichtet uns, damit Himmel und Erde voneinander getrennt sind, denn die Götter selbst haben seit Äonen verlernt, mit den Menschen zu sprechen. « Seine Blicke wanderten wieder über das kochende Lavapanorama. Erst dann, zögernd, kehrten sie zu Nugua und dem Rattendr a chen zurück. » Andersherum ist es möglich: Menschen können in Kontakt zu den Göttern treten, aber das gelingt allein auf dem Weg des Tao. Nur wer die Lehren Laotses bis zur Vollendung verinnerlicht, der kann zu den Göttern sprechen. Und lediglich acht Menschen ist das jemals gelungen, außer vielleicht Laotse selbst, aber über ihn wissen wir zu wenig. Nur uns acht. Wenn der Aether uns vernichtet, uns die Unsterblichkeit raubt, dann kann er sich danach in aller Ruhe die Menschenwelt und zu guter Letzt den Himmel selbst einverleiben. Er ist zu groß und seine Macht zu undurchschaubar, als dass er nicht als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen könnte. «
    Nugua stand da, den Kopf leicht geneigt, die Lippen geöffnet. Ungläubig, fassungslos – und doch von einer wachsenden Gewissheit erfüllt, dass Li sie nicht anlog, dass all dies tatsäc h lich der

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