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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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zusammennehmen. All die anderen dränge n den Fragen stellen. Vielleicht lenkte sie das eine Weile lang ab.
    » Du glaubst, dass Mondkind hier auftaucht? «, fragte sie, als sie sich wieder zu Li und dem betreten auf seine Füße starrenden Rattendrachen umdrehte. » Und dann willst du sie töten, ric h tig? «
    Der Unsterbliche nickte.
    » Warum? «, fragte sie.
    » Warum? Sie hat fünf meiner Brüder und Schwestern getötet. Fünf Xian! «
    » Das meine ich nicht. Warum hat sie es getan? Uns hat sie erzählt, sie habe vor euch fliehen müssen, weil sie irgendwelche Geheimnisse mitangehört habe. Das war gelogen, oder? «
    Li nickte wieder. » Mondkind war die Schülerin meiner Schwester He Xiangu. Bis sie unter einen Einfluss geriet, den keiner von uns voraussehen konnte. Eine Macht, die … « Er brach ab, suchte nach den richtigen Worten. » He Xiangu trug vielleicht selbst einen Teil der Schuld – und sie hat mit ihrer Unsterblichkeit dafür bezahlt. Sie war die Erste, die hinterrücks von Mondkind ermordet wurde. Das alles hat mit dem Aether zu tun. «
    » Der Aether? « Nugua spürte einen Stich in ihrer Schläfe wie von einem plötzlichen Kopfschmerz.
    Abermals suchte Lis Blick die glühende Wolkendecke ab. Nugua wusste jetzt, dass er Ausschau nach Mondkind hielt. » Was weißt du über den Aether? «, fragte er schließlich.
    » Nicht vie l «, gab sie zu. » Niccolo hat davon erzählt. Wenn Drachen ausatmen, dann steigt ihr Atem zum Himmel empor … über den Himmel. Dort sammelt er sich und bildet eine Art … Schicht. Und darin ist Magie. «
    Feiqing meldete sich nach langem Schweigen zu Wort. Er warf einen argwöhnischen Blick auf den reglosen Riesenkr a nich. » Die Alchimisten arbeiten mit Aether. Er ist eine geheimnisvolle Substanz, die es ihnen ermöglicht, bestimmte Experimente durchzuführen. Manche sagen, einfach alles gehe auf den Aether zurück. Magie, der Himmel selbst, die Götter … die Unsterblichkeit. «
    » Die meisten Alchimisten suchen ihr Leben lang vergeblich nach dem Aethe r «, sagte Li.
    » Einer hat ihn offenbar gefunde n «, behauptete Nugua. » Der Große Leonardo. «
    Li runzelte die Stirn. » Wer ist das? «
    In wenigen Sätzen berichtete sie ihm, was Niccolo über die Wolkenstadt und ihren geheimnisvollen Schöpfer erzählt hatte.
    » Das ist interessan t «, sagte Li nachdenklich. » Pumpen, die den Aether in die Tiefe saugen … Wirklich interessant. Und sie haben Wolken damit verfestigt? Und leben sogar darauf? « Er schüttelte staunend den Kopf. » Es gibt Wunder, die selbst den Unsterblichen verschlossen sind. «
    » Die Pumpen haben den Kontakt zum Aether verlore n «, erklärte Nugua. » Jedenfalls hat Niccolo das gesagt. Darum sucht er die Drachen. Um neuen Aether einzufan gen, mit dessen Hilfe die Wolkeninsel wieder aufsteigen kann. «
    Li stand auf, sichtlich erschüttert von dem, was er da hö r te. » Solche Kreise zieht es also bereits! Bei den Göttern, alles ist viel schlimmer, als ich geglaubt hatte! «
    Nugua spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. » Was meinst du? «
    » Ich … ich muss darüber nachdenken. In Ruhe. Und mit meinen Brüdern Guo Lao und Tieguai darüber beraten. Aber dazu ist jetzt keine Zeit. «
    Feiqing räusperte sich. » Du sagst, Mondkind habe ihre Leh r meisterin He Xiangu getötet. Außerdem noch vier weitere Unsterbliche. « Eine wulstige Rattendrachenbraue zuckte nach oben. » Und das alles, weil der Aether sie dazu gebracht hat? «
    Li nickte nur geistesabwesend.
    » Erklär uns da s «, forderte Nugua. Sie war nicht sicher, ob sie auch nur die Hälfte von all dem verstehen würde, aber es war besser, als sich in Selbstmitleid und Wut über Mondkind und Niccolo zu ergehen.
    » Wir alle haben geglaub t «, begann Li, » d er Aether sei nur eine Substanz, so wie Wasser oder Stein oder Luft. Beseelt wie jedes Ding auf Erden, gewiss, das lehrt uns der Weg des Tao. Aber eben doch kein lebendiges Wesen. Nun, wir haben uns g e täuscht. Der Aether besitzt nicht nur Leben, er besitzt einen wachen Verstand und maßlose Gier. Und sie ist es, die ihn antreibt, die ihm einflüstert, er allein müsse über das Universum herrschen. Denn nichts, das wir kennen, ist größer als der Aether – er umspannt sogar den Himmel! «
    Nugua fand in ihrer Vorstellungskraft keine Bilder fü r s eine Worte. Das alles war zu gewaltig, zu fern von allem, was sie je mit eigenen Augen gesehen hatte.
    » Der Aether ist erwacht – oder war schon immer wach,

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