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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Wahrheit entsprach.
    » Wenn die Verbindung zwischen Himmel und Erde zerstört wird, wenn der letzte der acht Xian stirbt, dann sind beide der Willkür des Aethers ausgeliefert. Und er wird nicht zulassen, dass irgendetwas oder irgendjemand neben ihm existiert. Nicht einmal die Götter. «
    Mit einem erschöpften Stöhnen löste der Unsterblich e e ine Hand von der Lanze und deutete auf die flimmernden Lavatü r me. » Niccolo ist nur dort drüben, weil Mondkind ihn dorthin geschickt hat. Und ich bin sicher, das hat sie aus einem einzigen Grund getan: Sie will ihn hier wiedersehen, weil sie ihn liebt! Er weiß es noch nicht, aber nur deshalb ist er hier. Und wenn sie herkommt, dann werde ich mich ihr stellen und sie vernichten. Ehe ich den Weg des Tao einschlug, habe ich für den Kaiser ganze Armeen bezwungen. Ich bin der mächtigste unter den Xian, und der einzige, der ihr vielleicht noch gewachsen ist. Das wichtigste aber ist: Mondkind braucht besondere Waffen, um uns zu töten. Waffen, die die Götterschmiede in diesen Türmen geschaffen haben. He Xiangu war nachlässig, und so hat Mondkind ihr die beiden Schwerter Jadestachel und Silberdorn stehlen können. Mit ihnen hat sie He Xiangu und die anderen getötet. Aber nun hat sie die Schwerter verloren, sonst hätte sie sie im Kampf gegen Guo Lao eingesetzt. «
    Nugua nickte. » Sie hat uns erzählt, dass sie ihr gestohlen wurden. Von Wisperwind, der Anführerin des Schwerterclans der Stillen Wipfel. «
    » Wer sie jetzt besitzt, spielt keine Roll e «, sagte Li. » Wichtig ist nur, dass Mondkind nicht mehr genug Macht besitzt, um mich zu töten. Und wenn sie kommt – nun, ich bin bereit. «
    Nugua hatte Zweifel. Li stützte sich auf die Lanze wie auf einen Wanderstab, aber etwas sagte ihr, dass es ebenso gut eine Krücke hätte sein können. Der Unsterbliche war keineswegs so machtvoll, wie er ihnen – und vielleicht sich selbst – weism a chen wollte. Er war geschwächt, womöglich vom Tod der fünf anderen Xian, vielleicht vo n d er Magie, die er aufgewandt hatte, um den Weg hierher zu verkürzen. Nun wusste sie, dass er das nicht für sie getan hatte, sondern nur, um sicherzugehen, dass er Mondkind auf jeden Fall zuvorkam.
    » Du hättest Niccolo mit dem Kranich hinüberbringen kö n ne n «, sagte Nugua vorwurfsvoll.
    Das riesenhafte Tier stand noch immer auf dürren Beinen im hinteren Teil des Felsplateaus und pickte mit der Schnabelspitze Ungeziefer aus seinem Gefieder.
    Li schüttelte den Kopf. » Dann hätte ich Niccolo die Wahrheit sagen müssen. Glaubst du, er wäre dann wirklich dort hinübe r gegangen? « Er hielt kurz inne. » Niccolo liebt Mondkind. Und wenn er es jetzt noch nicht tut, dann wird er sie lieben. Er hat gar keine andere Wahl, seit sie von seiner Kraft gekostet und er ihren Geist in sich gespürt hat. «
    » Aber dann liebt er sie nicht freiwillig! «
    Der Rattendrache lächelte gequält, als erinnerte er sich plöt z lich an etwas aus seiner Vergangenheit. » Die Liebe sucht sich uns aus, nicht wir uns die Liebe. «
    Sie wollte seine Worte mit einem Wink abtun, aber dann hielt sie inne. Vielleicht hatte er Recht. Sie hatte nicht darum gebeten, Niccolo zu mögen. Nein, das hatte sie wahrlich nicht.
    » Der Aether will uns alle vernichte n «, sagte Li. » Mondkind ist der Schlüssel dazu. Wenn ich sie besiege, dann hat er womö g lich niemanden mehr, der seine Befehle ausführt. Der Aether mag mächtig sein, aber er selbst ist nicht aus Fleisch und Blut. In der Welt der Menschen ist er auf Diener angewiesen, die seinen Willen für ihn ausführen. «
    » Vielleicht gibt es noch ander e «, wandte Nugua ein.
    » Vielleicht, ja. Aber kaum jemand besitzt die Macht, es mit einem Xian aufzunehmen. Mondkind ist etwas Besonderes. « Fast ein wenig wehmütig fügte er hinzu: » Das war sie schon immer. «
    » Trotzdem willst du sie töten. «
    » Und es wird mir gelingen – jedenfalls solange sie Jadestachel und Silberdorn nicht in Händen hält. «
     
    ZWILLINGSKLINGEN
     
    » Mondkind? «, entfuhr es Niccolo, als er die runde Fläche auf der Spitze des Lavaturms betrat.
    Sie wandte sich zu ihm um. » Hallo, Niccolo. «
    Er zuckte unmerklich zurück.
    Es war nicht Mondkind, die da saß, auch wenn sie das gleiche schwarze Haar hatte, einen ähnlich schlanken Körper.
    » Wisperwind! «
    Die Herrin des Clans der Stillen Wipfel, die Kriegerin, die ihn vor den Raunen gerettet hatte, nahm ihren pilzförmigen Hut vom Boden und setzte ihn auf. Als

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