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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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nicht, dass noch viel Menschliches an ihnen war. Sie haben auf blankem Stein geschlafen – falls sie geschlafen haben –, und sie scheinen weder gegessen noch getrunken zu haben. Ganz abgesehen von irgendwelchen Vergnügungen. Ich habe nicht einmal Würfel gefunden oder Spielsteine. Kannst du dir eine ganze Horde von hart arbeite n den Männern vorstellen, die sich die Abende nicht mit Würfelspielen vertreibt? Oder mit Wein? Aber hier gibt es nichts von alldem. « Wisperwind schüttelte den Kopf, während sie über die umliegenden Turmspitzen blickte. » Das hier war schon ein Friedhof, als noch der Lärm der Schmiedehämmer zwischen den Türmen widerhallte. Die Wenigen, die bis zuletzt hier waren, waren längst zu etwas anderem geworden. Zu Untoten, wenn du so willst. Zu Menschmaschinen, durch deren Adern schwarzes Blut floss, das sie auf irgendeine Weise in einem Zustand des Nichtsterbenkönnens festgehalten hat. «
    » Weißt du das alles – oder sind das Vermutungen? «
    Zwei Schritte vor ihm blieb sie stehen. » Ich habe Augen, die sehen. Und einen Kopf, der denken kann. Es gibt noch weitere Spuren. Jemand hat sich große Mühe gegeben, die Körper der Schmiede verschwinden zu lassen. Sie wurden erschlagen, einer nach dem anderen – oder erlöst, wenn du mich fragst –, und dann hat man ihre Körper in der Lava verbrannt … zusammen mit allen Waffen, die in den Schmiedehallen zu finden waren. «
    » Aber dann müsste es Schleifspuren geben. Irgendwelche Beweise, dass alles so – «
    » Dass alles wirklich so stattgefunden hat? Nicht wenn derjen i ge den Federflug beherrscht und die Körper aus der Luft in die Lava werfen konnte. Aber ich denke nicht einmal, dass es darum ging, Beweise verschwinden zu lassen. Warum auch? Ich glaube vielmehr, jemand hat verhindern wollen, dass irgendwer, vielleicht die Götter, die Schmiede zu neuem Leben erwecken würden. «
    » Warum das alles? «
    » Um zu verhindern, dass je wieder Waffen von solcher Macht geschaffen werden. « Sie berührte Jadestachels Knauf, und Niccolo glaubte schon, sie wollte das Schwert abermals ziehen. Dann aber ließ sie die Hand wieder sinken. » Diese Klingen wurden für die Götter gefertigt. Das behaupten jedenfalls die Legenden, und ich denke, wir sollten ihnen glauben. Die Schmiede in diesen Türmen wurden über Jahrtausende am Leben erhalten, um das Kriegswerkzeug für Schlachten zu erschaffen, die nicht in unserer Welt geschlagen werden. «
    » Die Götter sind also hierher gekommen, um sich die Waffen abzuholen? « Zweifelnd verzog er das Gesicht. » Sie waren hier? Sie selbst? «
    Wisperwind schüttelte den Kopf. Ihr weiter Mantel bauschte sich in einem plötzlichen Windstoß auf. » Die Götter wandeln nicht mehr auf der Erde. Aber sie haben Diener unter uns Menschen, die solche Botengänge für sie erledigen. «
    » Die acht Unsterblichen? «
    » Die Xian, ganz richtig. Sie kennen die Geheimnisse dieses Ortes, und falls nicht alle, so doch sicher einige von ihnen. «
    » Du glaubst, einer von ihnen war hier und hat das getan? All diese Männer … einfach ausgerottet? «
    » Ich habe dir erzählt, dass ich die Schwerter gestohlen hab e «, sagte sie statt einer direkten Antwort. » Sie haben zu mir gespr o chen, mich gedrängt, sie zu nehmen und damit zu fliehen. Dir ist es am Flussufer ganz genauso ergangen. Erinnerst du dich? «
    Er nickte widerwillig.
    » Ich habe sie von einem Mädchen gestohlen. Sie war g e schwächt von einem Kampf. Ich habe sie beobachtet, sie und den anderen Mann, den sie mit diesen Klingen erschlagen hat. Und beide … beide, Niccolo … sind auf Kranichen geritten. « Sie schluckte, als könnte sie selbst nicht glauben, was sie da sagte. Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass sie all das laut aussprach. » Die Kraniche wurden während des Duells getötet, und auch der Mann starb. Das Mädchen blieb als Siegerin zurück, aber es war erschöpft und kaum noch bei Bewusstsein. Das war der Moment, als mich die Schwerter zu sich riefen. Und ich habe ihnen gehorcht. Bevor das Mädchen erwachen oder mich gar aufhalten konnte, war ich bereits auf und davon. « Sie sah ihn durchdringend an, so wie damals, be i i hrer ersten Begegnung. » Man tötet einen Xian nicht mit einer gewöhnlichen Klinge, Niccolo. Wenn es etwas gibt, das ihn vernichten kann, dann die Waffen, die in diesen Türmen geschmiedet wurden. Und wenn ich eine Xian wäre, die mit ihren Brüdern und Schwestern in tödlichem Streit liegt, was würde

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