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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ich wohl tun? Vor allem doch die Quelle zum Versiegen bringen, aus der sie die Klingen beziehen, die mich töten können. «
    » Du glaubst allen Ernstes, dass sie so etwas hätte tun kö n nen? «
    » Allerdings. «
    Niccolo atmete tief durch. » Ihr Name ist Mondkind. «
    » Was? «
    » Der Name des Mädchens … sie heißt Mondkind. «
    Die beiden Klingen glitten so schnell aus den Schwertsche i den, dass Niccolo die Bewegung kaum sah. » Ist sie diejenige, die dich hergebracht hat? «, fragte Wisperwind grimmig.
    Er schüttelte den Kopf. Im Augenblick konnten ihn nicht einmal mehr die blanken Schwerter einschüchtern. Wisperwinds Vermutung war absurd, und er wusste, wie er sie vom Gegenteil überzeugen konnte. » Nein. Aber ich bin ihr begegnet. « Und dann erzählte er ihr, wie er und die anderen Mondkind und Guo Lao im Wald beobachtet hatten und wie sie in ihn hineingegri f fen hatte, um ihm sein Chi zu entziehen. Er berichtete ihr, dass Mondkind die Schülerin einer Unsterblichen gewesen war und Geheimnisse erfahren hatte, die nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen waren. Dass die Xian sie deshalb jagten und sie auf Silberdorn und Jadestachel angewiesen war, um sich ihrer zu erwehren.
    » Sie wird sterbe n «, schloss er niedergeschlagen, » w enn du ihr die Schwerter nicht zurückgibst. «
    Wisperwind blinzelte unter ihrem Strohhut. » Und sie hat dich hergeschickt? Zu diesem Ort? «
    » Ja. Deshalb kann ich nicht glauben … ich meine, welchen Sinn hätte es, wenn sie mich herlockt, nur damit ich sehe, dass sie all diese Männer umgebracht und in die Lava geworfen hat? Dass sie eine Mörderin ist? « Er ballte die Faust um den Dolch, den er noch immer in der Rechten hielt. » Sie wäre zu so etwas gar nicht fähig! «
    Leise fragte sie: » Wie gut kennst du sie? «
    » Ich … « Er verstummte. Stattdessen horchte er in sich hinein, folgte den Spuren, die ihr Griff in sein Innerstes hinterlassen hatte. Sie waren noch immer überall in ihm, wie ein Duft, den selbst der stärkste Luftzug nicht vertreiben konnte. Er fühlte sie, sah sie vor sich, spürte ihre Berührung.
    Sie konnte keine skrupellose Mörderin sein. Nicht Mondkind.
    Und falls doch?, wisperte es böse in ihm. Würde das etwas an deinen Gefühlen für sie ändern? Wäre das wirklich dieselbe Mondkind wie die, die du in dir spürst? Die jetzt dein Chi in sich trägt, so wie du die Erinnerung an sie?
    » Glaubst du, sie will dich wiedersehen? «, fragte Wisperwind.
    » Du meinst … hier? « Er starrte sie an, und aus anfänglichem Unglauben stieg ein Hauch von Hoffnung empor. War das möglich? Hatte sie ihn hergeschickt, um sich mit ihm zu treffen? Zweifel und Glücksgefühl rangen in seinem Herzen miteina n der, keines von beidem fähig, di e O berhand zu gewinnen. » Wenn es so wäre, wenn sie mich wirklich hierher gelockt hätte … warum dann ausgerechnet an einen Ort, an dem sie so viele Menschen getötet hat? «
    Wisperwinds Blicke durchbohrten ihn, versuchten ihn abz u schätzen, seine Empfindungen auszuloten. » Hast du dich etwa in sie verliebt? «
    Er gab keine Antwort.
    » Oh, ihr Götter! « Sie machte einen wütenden Schwertschlag ins Leere und ließ die eine Klinge dann wieder auf ihrem Rücken verschwinden.
    » Und wenn es so wäre? «, brüllte er sie an, schrecklich hilflos und zugleich zornig auf die ganze Welt. Er war hier, um Leben zu retten, um ein ganzes Volk zu retten … nicht um mit einer Schwertmeisterin über Liebe zu debattieren. Das alles ging sie nichts an. Dieses Gefühl gehörte ihm allein. Ihm und Mondkind.
    Sie stieß ein tiefes Seufzen aus. » Das ergibt keinen Sinn. Du verliebst dich in sie, und vielleicht, nur vielleicht, mag sie dich auch … Aber warum sollte sie dich dann herführen, nach allem, was sie hier angerichtet hat? «
    » Davon rede ich doch die ganze Zeit! «
    » Es sei denn … « Sie verzog das Gesicht wie von einem ve r gessen geglaubten Schmerz, der sich unerwartet zurückmeldet.
    » Was? «
    Wisperwinds linker Mundwinkel zuckte, aber Niccolo war nicht sicher, ob daraus ein Lächeln werden sollte. Eigentlich sah es eher gequält aus. » Was, wenn sie dich warnen wollte? «
    » Warnen? «
    » Vor sich selbst. Vor ihr. «
    Er schnaubte abfällig. » Unfug. «
    Wisperwind schloss für einen Herzschlag erschöpft die Augen, öffnete sie dann wieder. » Mag sein. Wahrscheinlich spielt es nicht einmal eine Rolle. Ich bin hier, weil ich die Wahrheit über diese Schwerter herausfinden wollte. Aber es

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