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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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zerbrachen viele Klingen , und einige Götter wurden schwer verwundet. Das entfesselte ihren Zorn auf den Schmied, und sie verfluchten ihn, seine Lehrlinge und alle ihre Nachfahren zu einem Dasein auf den Wogen eines Lavastroms. Hier sollten sie bis in alle Ewigkeit die wunderbarsten und stärksten Waffen schmieden, die allein für die Götter und ihre Diener, die Unsterblichen, bestimmt wa ren. Ihr Leben würden länger währen als das anderer Me n schen, und sie würden in der Lage sein, größere Werke zu vollbringen als irgendein anderer Schmied. Doch sobald einer von ihnen die Türme verlassen und die flüssige Lava überqueren würde, sollte er auf der Stelle zu Asche zerfallen. «
    » Gefangene in ihrer eigenen Stad t «, murmelte Niccolo und dachte an das Volk der Hohen Lüfte. Zugleich wurde ihm einmal mehr schmerzlich bewusst, dass ihm die Zeit davo n lief. » Aber was hat das alles mit den Drachen zu tun? «
    » Nu n «, sagte Feiqing, » m an erzählt sich, dass es eine alte Freundschaft zwischen den Drachen und den Bewohnern der Lavatürme gibt. «
    Niccolo sah Nugua fragend an. » Weißt du irgendwas da r über? «
    Sie zuckte die Achseln. » Ich hab gerade mal vierzehn Jahre bei den Drachen gelebt. Sie denken in anderen Zeitspannen, und vielleicht ist das bei den Leuten vom Lavastrom genauso. Wenn ein Drache vor hundert Jahren einen anderen getroffen hat, dann wird er sagen, das war neulich. Tausend Jahre sind für ihn ein Weilchen. Und zehntausend … Diese Freundschaft kann Jahrhunderte oder Jahrtausende alt sein. Dass ich nichts davon mitbekommen habe, muss überhaupt nichts heißen. «
    Niccolo dachte, wie einfach und unkompliziert doch das Leben auf der Wolkeninsel gewesen war. Beim Großen Leona r do, in was für ein Durcheinander war er da nur geraten!
    » Ich glaube, es führt kein Weg daran vorbe i «, erklärte Fe i qing. » Wir brauchen einen Mönch. «
    » Fang nicht schon wieder davon a n «, seufzte Niccolo finster.
    » Ich meine es ernst. « Der Rattendrache pulte sich nachden k lich irgendein Grünzeug zwischen den Zähnen hervor. » Mönche wissen mehr als andere Menschen. Und viele von ihnen wa n dern ihr ganzes Leben lang umher. Gut möglich, dass einer von ihnen mehr über den Lavastrom und die Türme weiß. Oder über den Drachenfriedhof. Außerdem wissen wir nicht mal, ob Mondkind die Wahrheit gesagt hat. «
    » Ich will nichts mit irgendwelchen Priestern zu tun habe n «, sagte Niccolo beharrlich.
    » Was hast du denn gegen sie? «
    » Da, wo ich herkomme, kontrollieren die Priester alles und jeden. Der Herzog entscheidet nichts ohne ihre Zustimmung. Sie reden den ganzen Tag von irgendwelchen Verboten, von Verstößen gegen die Gesetze des Zeitwinds, von Sünden und von Strafen. Sie verbieten Bücher und sorgen dafür, dass diejenigen, die trotzdem lesen, ausgestoßen werden. «
    Feiqing schlug ihm lachend auf die Schulter. » Du hast wir k lich keinen blassen Schimmer von unseren chinesischen Mönchen. «
    * * *
    Zwei Tage später stießen sie wieder auf einen Weg, unbefe s tigt und kaum breit genug für drei Menschen nebeneinander. Feiqing nannte ihn die alte Kaiserstraße. Niccolo fand das ziemlich übertrieben.
    » Du glaubst, der Kaiser ist wirklich schon mal hier gew e sen? «, fragte er zweifelnd.
    » Nein. «
    » Warum heißt dieser Weg dann Kaiserstraße? «
    » Weil er angelegt wurde für den Fall, dass der Kaiser einmal hierher reist. «
    » Was sollte er wohl hier wollen? Das sieht aus wie das Ende der Welt. «
    » Einmal im Jahr besucht der Kaiser einen der Heiligen Berge des Reiches und betet zu den Göttern. Die Bewohner dieser Gegend hoffen seit hunderten von Jahren, dass er irgendwann auch einmal auf ihren Heiligen Berg steigen wird. «
    » Und da haben sie ihm vorsichtshalber schon mal einen Pfad freigetrampelt? «
    » Du verstehst das nicht. « Feiqing klemmte pikiert seinen Drachenschwanz unter den Arm und stapfte voraus. » Du bist kein Chinese. «
    Niccolo zuckte die Achseln und verlor sich wieder in Geda n ken an Mondkind. Seine Finger strichen über das Seidenband an seinem Gürtel. Ihr Antlitz verfolgte ihn, Erinnerungen an sie waren überall. Beim Anblick der Birkenstämme dachte er an ihre helle Haut. Beim Blütenduft vom Wegesrand an ihren Geruch. Beim Säuseln des Windes in den Wäldern an ihr Flüstern. Er fühlte sich töricht dabei und konnte doch nichts dagegen tun.
    Gegen Mittag kamen sie an ein einsames Gasthaus i m S cha t ten uralter

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