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Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht

Titel: Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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allem, was geschehen war. » Der Aether zwingt dich dazu, hast du gesagt. «
    » Aber das macht keinen Unterschied. Ich habe Tieguai und die anderen Xian getötet. Nur noch Guo Lao ist übrig, und ihn werde ich – «
    » Und L i «, ging er dazwischen. » Er ist kein Einsiedler wie Tieguai. Er ist ein Krieger. Wahrscheinlich wird er dich töten, wenn du ihn angreifst. « Und warum, fügte er in Gedanken hinzu, mache ich mir dabei mehr Sorgen um dich als um ihn?
    Betrübt verzog sie die Mundwinkel. » Der Aether kann Li nicht mehr spüren. Irgendetwas ist geschehen. «
    » Vielleicht ist Li einfach nur schlauer als er. «
    Sie schüttelte schwach den Kopf. » Die Verbindung zwischen Erde und Himmel hängt nur noch an einem einzigen Faden. Nur einer der Acht ist noch übrig. «
    » Aber Li kann nicht tot sein! « Seine Augen weiteten sich. » Und Nugua? … Sie ist bei ihm! «
    » Was immer geschehen ist, ich habe nichts damit zu tun . Ich weiß nur, dass es vorbei sein wird, wenn ich Guo Lao getötet habe. Der Aether hat mit versprochen, dass ich dann frei bin. «
    Verzweifelt krallte er seine Hände in ihre Schultern . » Aber wie hat er dich zu seiner Sklavin gemacht? Warum gehorchst du ihm? «
    Sie wich seinem Blick aus, schaute einen Moment zu Boden, dann steil nach oben in das Licht unter der Grottend e cke. » Mondlich t «, flüsterte sie blinzelnd.
    Er sah sie verständnislos an.
    » Ich bin süchtig nach Mondlich t «, sagte sie.
     
    SKLAVIN DES MONDES
     
    N iccolo folgte Mondkinds Blick zu der gleißenden Kugel unter der Grottendecke. » Süchtig nach dem da? «
    » Nei n «, erwiderte sie mit dünner Stimme. » Das ist nur ein Trick. Billige Taschenspielerei. Was ich meine ist echtes, reines Mondlicht. «
    Er ließ sie los und vernahm ein leises Säuseln in seinem R ü cken. Silberdorn wisperte ihm zu, sie endlich umzubringen: Es liegt in deiner Hand; du kannst die Welt retten, wenn du sie aufhältst; solange sie Guo Lao nicht tötet, kann der Aether nicht siegen.
    Aber das war nichts als Augenwischerei. Der Aether würde andere Diener finden, vielleicht keinen, der so mächtig war wie die Schülerin einer Xian, aber doch stark genug, um es früher oder später mit dem einen verbliebenen Unsterblichen aufzune h men.
    Dem einen verbliebenen … Niccolo konnte nicht glauben, dass Li etwas zugestoßen war. Seine Angst um Nugua kehrte zurück, lag wie ein Stein in seinem Magen.
    » Ich verstehe das nich t «, sagte er. » Wie kann man süchtig sein nach Mondlicht? Nachts ist es da draußen … es ist überall. «
    Sie schüttelte zaghaft den Kopf. » Alles Licht da draußen wird durch den Aether gefiltert. Er liegt über de m H immel wie eine Glasglocke, und alles Licht, das zur Erde fällt, scheint durch ihn hindurch. Die Sonne, die Sterne … und der Mond. « Ihre Hand tastete nach seiner, lag ganz schmal und kühl darauf, und plöt z lich hatte er entsetzliche Angst, dass er sie verlieren könnte. Er versuchte, sich Tieguais Tod vor Augen zu rufen, dieses letzte schreckliche Bild seiner Enthauptung. Doch nicht einmal das half.
    » Reines Mondlich t «, wiederholte er. » Du hast ja keine A h nung, wie das klingt! «
    » Etwa sonderbarer als › Ich wohne auf einer Wolke ‹?«, en t gegnete sie. » Der Aether hat es mir gezeigt. Er kann Öffnungen erschaffen – Öffnungen in sich selbst, durch die er pures Licht scheinen lässt. Es bereitet ihm Schmerzen, und es schwächt ihn, aber er kann es tun. Wenn du es einmal gekostet hast und spürst, wie es deine Haut berührt … und mehr als das. Es strahlt hinab in deinen Verstand, erleuchtet deine Gedanken, alles, was du bist und denkst und fühlst. Nichts ist danach wie zuvor. Es sagt dir, dass alles, was du tust, richtig ist. Keine Zweifel mehr, keine Fragen. Nur Trost und Güte und die Überzeugung, dass du auf dem wahren, gerechten Pfad bist … Aber dann plötzlich erlischt es, und alles erscheint dir wieder grau und falsch und künstlich – viel schrecklicher als vorher . Es ist, als hättest du dein Leben hinter geschlossenen Fensterläden verbracht, und mit einem Mal stößt sie jemand auf, die Sonne scheint herein, zum allerersten Mal – und dann fallen die Läden wieder zu. Die Dunkelheit ist für dich danach noch viel dunkler. «
    Sie sackte tiefer in sich zusammen, aber diesmal fing er sie auf und legte ihren Oberkörper sanft in seinen Schoß . Sie lehnte ihre Wange an seine Brust, so als wollte sie auf seinen Herzschlag lauschen. Jetzt sah er

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