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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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weißt, wie der Aether zu dem wurde, was er heute ist. Und warum er die Welt vernichten will - um sie nach seinem Willen neu zu schaffen. Von alldem habe ich dir erzählt.«
    Die Stimme klang voller und kräftiger als bei Alessias erstem Besuch im Herzen der Wolke. Nicht mehr so kläglich und niedergeschlagen. Einen Augenblick lang fürchtete sie, sie hätte sich zu weit vorgewagt, als sie hierher zurückgekehrt war. Niemand würde an diesem Ort nach ihr suchen.
    »Der Aether fließt wieder«, entgegnete sie. »Warum? Du hast mir gesagt, das sei unmöglich.«
    Ein langes Schweigen folgte, begleitet von einem unmerklichen Pulsieren des Goldlichts. Alessia war versucht die Augen zu schließen, aber sie wusste, dass die Helligkeit durch ihre Lider dringen würde. Tatsächlich war der Aetherglanz schon überall in ihr, tastete in ihren Gedanken und Gefühlen. Es war ihr noch unangenehmer als beim ersten Mal.
    »Warum?«, wiederholte sie schärfer, obwohl das Fragment die Frage auch in ihrem Verstand lesen musste, wieder und wieder und wieder.
    »Der Aether hat erkannt, dass er einen Fehler gemacht hat, als er mich von sich abgespalten hat«, sagte die Stimme. »Ich bin es, durch den er zu denken gelernt hat.«
    »Nachdem du es von uns gelernt hast.« » Ja. «
    »So wie du mir den Aether beschrieben hast, hätte ich nicht gedacht, dass er sich zu einem Fehler bekennt. Oder gar versucht ihn wiedergutzumachen.«
    Erneut verging eine Weile mit zähem Schweigen. Alessia hatte das Gefühl, sich an die Wand aus Goldlicht anlehnen zu können, so solide erschien sie ihr. Wie ein Organ, in dem sie feststeckte. In einem Anflug von Panik fragte sie sich, ob sie bereits vom Aether verschlungen worden war, ohne sich dessen bewusst zu sein.
    »Dankbarkeit ist dem Aether nicht fremd. So wie alle anderen Gefühle, die er sich von euch Menschen abgeschaut hat. Er weiß, was er mir zu verdanken hat. Ohne mich wüsste er nicht, was er ist. Nicht einmal, dass er ist.«
    »Und darum hat er frischen Aether durch die Pumpen
    fließen lassen? Um dich und die Wolkeninsel wieder in die Hohen Lüfte aufsteigen zu lassen?«
    »Auch deshalb, ja.«
    »Aber das war nicht der einzige Grund, oder?«
    »Es mag noch andere geben.«
    »Warum sagst du mir nicht die Wahrheit?«
    »Das tue ich.«
    »Aber du verschweigst mir Dinge. Vielleicht, weil du sie selbst nicht hören willst.«
    Wieder Stille. Dann: »Das verstehe ich nicht.«
    »Manchmal will man Dingen ausweichen, die man insgeheim längst weiß. Weil man sie nicht wahrhaben will. Weil man Angst hat, sie könnten einem ... sie könnten einem wehtun.« »Oh.«
    »Du kennst deine eigenen Gefühle nicht halb so gut, wie du glaubst.«
    »Ich lerne noch immer von euch«, sagte das Aetherfrag-ment. » leb habe nie etwas anderes behauptet.«
    »Dann vertrau mir und sag mir die ganze Wahrheit. Warum wurde der Aetherfluss wiederhergestellt? Warum hat der Aether die Insel vor dem Absturz bewahrt, wo er sie doch erst zerstören wollte?« Dich zerstören wollte, hätte sie beinahe gesagt, denn das war der feine Unterschied. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Und warum lenkt er uns nach Norden?«
    »Nicht er lenkt die Insel. Das tue ich.«
    »Er benutzt dich!«, entfuhr es ihr. »Es ist erst ein paar Tage her, da wollte der Aether noch, dass du stirbst. Dass
    er dich jetzt am Leben erhält, nur um die Wolkeninsel irgendwohin zu steuern ... Macht dich das denn nicht wütend?«
    »Doch«, sagte die Stimme überraschend ehrlich.
    »Warum gehorchst du ihm dann?«
    »Ich habe Angst vor dem Tod. Vor dem Nichtsein. Das habe ich von euch Menschen gelernt. Darüber haben wir bereits gesprochen.«
    Verzweifelt machte sie weitere Schritte in die Helligkeit. Ein Reflex schloss ihre Augen unter diesem Ansturm aus Licht, doch wie sie es vorausgesehen hatte, boten ihre Lider keinen Schutz vor dem grellen Goldglanz. »Liegt es in deiner Macht, die Insel wieder sinken zu lassen?«
    »Natürlich. Ich lenke sie.«
    »Dann bring uns irgendwohin, wo der Erdboden sicher ist. Ohne diese Kreaturen, die uns angegriffen haben.« Gab es einen solchen Ort überhaupt? Sie wusste es nicht. Vielleicht hatten die verbotenen Schriften gelogen, die sie heimlich gelesen hatte. »Wir Menschen könnten die Wolke verlassen und auf der Erde weiterleben.«
    »Dazu ist keine Zeit. Ich muss schnell sein. Das war seine Bedingung. Und welchen Sinn hätte das? Die Welt wird zerstört, alles, bis auf den Aether.«
    »Hat er dir versprochen dich

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