Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant
hatten. Flammen leckten in alle Richtungen, als sich der mächtige Balg aus Papierwaben über dem -Felsgrat zusammenschob und für endlose Augenblicke die Hitze eines Vulkans freisetzte.
Wisperwind spürte die Woge aus brennender Luft von hinten herankommen. Eine Feuerwand schob sich erbarmungslos auf sie zu. Alles spielte sich innerhalb von drei, vier Sekunden ab, aber ihr schien es, als verginge eine Ewigkeit zwischen dem Knirschen und Bersten des ersten Aufpralls und dem Moment, da sie den schreienden Rattendrachen mit sich zur Seite riss - nicht nach rechts, hinaus aus dem Tal, denn bis dorthin hätten sie es nicht mehr geschafft, sondern über die Felskante nach links und hinab in die Tiefe, dorthin, wo unzählige Trümmer brannten und der Abgrund unter ihnen von Asche, Qualm und noch mehr Feuer erfüllt war.
Im einen Augenblick flogen sie noch, im nächsten stürzten sie. Noch immer hielt sie Feiqing am Arm fest, was keine Leistung ihrer Muskelkraft, sondern allein ihres eisernen Willens war, in Tausenden Stunden antrainiert, derselbe Wille, der ihr half, mit bloßer Hand steinhartes Holz zu spalten oder mit ihren Wurfnadeln Ziele zu treffen, die andere nicht einmal sehen konnten.
Feiqing strampelte und brüllte. Sie fielen hinab ins Tal, während hinter ihnen, über ihnen, das Gildenschiff zerbarst und sich Flammenfontänen über die Bergflanke ergossen. Wisperwind kämpfte um ihre Konzentration, um ihre Selbstbeherrschung, um ihrer beider Überleben. Es gelang ihr, sich wieder in den Federflug zu versetzen und den Sturz in die Tiefe abzubremsen. Sie sanken noch immer durch schwarzen Rauch, Felsen rasten an ihnen vorüber und auch von unten auf sie zu, aber sie bekam sich jetzt so weit unter Kontrolle, dass zumindest der Boden keine wirkliche Gefahr mehr darstellte.
Überall um sie herum regnete es brennende Trümmer. Sie blickte nach oben, sah einen Himmel aus Feuer auf sich herabstürzen und riss Feiqing im letzten Augenblick mit sich zur Seite. Ein riesiges Wrackteil fiel fauchend an ihnen vorüber, gefolgt von einem Schwärm kleinerer Trümmer, die Funken sprühend auf die Felsen schlugen. Feiqing hing jetzt schlaff wie ein Reissack in ihrem Griff. Erneut musste sie einem Feuerball von oben ausweichen, gleich darauf zwei weiteren.
Dann erst waren sie endlich außerhalb der Reichweite lodernder Holztrümmer und flammenschlagender Segelfetzen. Unter ihnen kam der Talboden näher, gesprenkelt mit Hunderten Feuern, pechschwarzen Aschefeldern und verkohlten Überresten.
Als Wisperwinds Kraft endgültig aufgebraucht war, krachten sie und Feiqing zu Boden, wurden von der Wucht des Aufpralls getrennt und umhergeschleudert. Zuletzt blieb sie auf dem Rücken liegen, den Blick nach oben gerichtet, und sah dort einen atemberaubenden Wirbel aus Rauchschlieren und Feuerschweifen, ein brodelndes Gemisch aus tiefem Schwarz und lodernder Glut.
Feiqing lag keine zwei Meter neben ihr auf dem Bauch. Das Erste, was er bewegte, war sein Drachenschwanz, gefolgt von seinen Zehen. Er stöhnte leise, drehte den Kopf in Wisperwinds Richtung und tastete nach seiner Knollennase, die bei dem Aufprall eingedellt worden war wie ein fauler Apfel.
»Ich bin ... verunstaltet«, stellte er fest.
Sie hätte stundenlang das Schauspiel am Himmel betrachten können, diesen schrecklichen und zugleich wunderschönen Albtraum aus Feuer und Asche. Nur daliegen und zuschauen. Dann aber kehrte Klarheit zurück in ihre Gedanken. Die Wirklichkeit traf sie wie eine Ohrfeige. Wisperwind schrak hoch und stellte fest, dass Feiqing und sie inmitten einer flammenden Höllenlandschaft lagen. Der felsige Talgrund war übersät mit Feuern, manche so groß wie Scheiterhaufen. Uberall zwischen den Trümmern der abgestürzten Gildenschiffe lagen Tote. Gekämpft wurde hier unten schon lange nicht mehr, nirgends regte sich Leben.
Ihr Blick suchte die gewundene Treppe, glitt an den Stufen hinauf, über weitere Körper und Trümmer hinweg, bis zur qualmumwogten Plattform vor dem Portal. Dort oben tobte noch immer erbarmungslos die Schlacht zwischen Xus Verteidigern und den Anhängern Mukhtar Khans.
» Was ist mit Nugua und Niccolo ?«, stöhnte Feiqing, der sich ebenfalls aufrappelte. »Wir können sie nicht einfach im Stich lassen.«
Sie reichte ihm die Hand und half ihm auf die Beine. »Willst du mitten durch die Schlacht marschieren, an ein paar wütenden Drachen vorbei, und dann die ganzen Dongtian nach den beiden absuchen?«
Er ließ die Schultern
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