Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
seinen Kissen auf. »Es ist jemand hier, um Euch zu sehen – jemand, den wir erwartet haben.«
    »Wie?« Dom Garyth öffnete einen Spalt weit die Augen und starrte Carilla mißtrauisch an. »Wer bist du?«
    »Erkennt Ihr mich denn nicht?« Die Tatsache, daß er sie nicht erkannte, schmerzte sie mehr als offene Feindseligkeit es vermocht hätte.
    »Wie?«
    »Ich bin es – Carilla. Ich bin zurückgekommen. Kennt Ihr mich nicht mehr?«
    »Carilla! Du willst Carilla sein?« Dom Garyth lachte mürrisch. »Halte mich nicht zum Narren! Mein Mädchen hatte Haar wie geflochtenes Kupfer.« Und dabei betrachtete er voller Abscheu Carillas Haare. »Sie war eine Schönheit. Und immer vergnügt und froh, mich zu sehen – so war sie, und nicht wie dieser Nichtsnutz Felix. Ich habe sie überall hin mitgenommen, bis sie dafür zu groß wurde. So ist das nun mal mit Mädchen, verstehst du. Wenn sie zur Frau werden, hält man sich als Vater besser fern.«
    »Was … was ist aus ihr geworden?« Carilla fiel es schwer, das aufkommende Zittern zu unterdrücken. Aber sicher war es einfacher, die geistige Verwirrung ihres Vaters zu berücksichtigen und mitzuspielen; ihm zu widersprechen, hätte ohnehin nichts gebracht. Auch ohne Laran spürte sie, wie sehr Ranarl mit ihr litt.
    »Aus ihr?« Dom Garyth hob matt und verständnislos die Hand. »Eines Abends ist sie einfach auf und davon.«
    »Aber warum?«
    »Warum, warum? Was weiß ich? Undankbar war sie, jawohl, das war sie, ein undankbares Gör.«
    »Hattet Ihr etwa einen … Streit? Habt Ihr sie nicht … fortgeschickt?« fragte Carilla vorsichtig.
    »Ich? Sie fortschicken? Vielleicht hab’ ich das getan. Aber ich habe es nicht so gemeint. Das Haus war leer, nachdem sie fort war. Leer …« Und jetzt rannen dem alten Mann die Tränen über die zerfurchten Wangen. »Du siehst selbst, wie es jetzt ist. Nichts mehr da. Alles fort. Aber wenn Felix heimkommt, werde ich ihm meine Meinung sagen.«
    Carilla räusperte sich. »Mara hat mir erzählt, daß Mutter gestorben ist. Es tut mir so leid.« Mara hatte ihr ebenfalls erzählt und sie gleichzeitig gebeten, es gegenüber Dom Garyth nicht zu erwähnen, daß auch Felix schon lange tot war; er war in einem Duell um eine Frau gefallen.
    »Wie?« Ihr Vater hob plötzlich ruckartig den Kopf. »Was sagst du?«
    »Domna Garyth«, wiederholte Carilla diesmal etwas lauter. »Es tut mir so leid zu erfahren, daß sie tot ist.«
    »Tot? Ja, die Domna ist tot. Liegt oben am Hügel begraben.«
    »Ich … ich bin noch nicht dort gewesen. Ranarl meinte … nun ja … es sieht nicht sehr gut aus.«
    »Gut? Das nennst du gut?« Der alte Mann gestikulierte wild umher. »Schau dir doch an, was aus uns geworden ist! Kein Bauer möchte so hausen. Immer und immer wieder von den Banditen heimgesucht. Und was sie übrig ließen, hat Felix durchgebracht. Vom Rest wird keine Maus satt. Hier findest du nur magere Beute, mein Mädchen. Hörst du, magere Beute!«
    »Ranarl sagte bereits, daß es Schwierigkeiten gäbe, aber das habe ich nicht erwartet.«
    »Ranarl? Was hat Ranarl damit zu tun?« Hinter seinem Rücken sandte der Coridom einen verzweifelten Blick zum Himmel, als ihr Vater immer erregter sprach. »Das ist alles Felix’ Schuld! Wie oft habe ich ihn gewarnt? Wenn du das Glücksspiel und deine ewigen Frauengeschichten nicht beendest, werde ich dich aus meinem Testament streichen, Erstgeborener hin oder her. Ganze Nächte bleibt er weg. Kann mich nicht einmal daran erinnern, wann er es das letzte Mal für nötig befunden hat, nach Hause zu kommen. Vermutlich wird er schon wieder auftauchen, wenn er Geld braucht. Das hat bisher immer gewirkt. Aber diesmal wird er eine Überraschung erleben. Magere Beute, sag’ ich nur, magere Beute.«
    »Das habt Ihr bereits erwähnt«, meinte Carilla. »Aber wißt Ihr denn nicht, daß Felix – « Sie biß sich auf die Lippen, als Ranarl ihr mit einem warnenden Blick bedeutete zu schweigen.
    »Was ist mit Felix? Daß er ein Narr ist? Glaub nicht, ich wüßte das nicht selber. Aber schließlich ist er mein einziger Sohn und …« Er lehnte sich vertraulich zu Carilla hinüber und fuhr mit einem anzüglichen Grinsen fort. »In Wirklichkeit ist er doch ein Prachtbursche – ganz wie ich selbst in meinen jungen Jahren. Steht voll im Saft, der junge Stier. Soll er sich doch die Hörner abstoßen, später wird er schon noch zur Vernunft kommen.« Seine Miene verfinsterte sich wieder. »Nicht so meine Tochter, dieses wilde Fohlen!

Weitere Kostenlose Bücher