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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sie gehen sollte, wenn sie einmal zu alt zum Kämpfen war. Und gerade in letzter Zeit hatte sie wiederholt daran gedacht, daß es bis dahin nicht mehr lange dauern würde. Der Gedanke, ihrem Gildenhaus zur Last zu fallen, war ihr unerträglich. Aber jetzt … Mit anderen Schwestern hatte sie schon seit langem überlegt, Land zu erwerben und eine Pferdezucht zu betreiben. Aber die meisten Güter wurden innerhalb der Familie vererbt oder ihr Besitz war sonstwie heiß umstritten. Hier oben in den Bergen sah es jedoch anders aus. Hier regierte das Schwert und nicht die Comyn.
    Damit drängte sich gleich die nächste Frage auf: Waren die Entsagenden stark genug, Snow Haven zu verteidigen? Gleich nach dem Ableben ihres Vaters würden sie wahrscheinlich von allen Seiten her angegriffen werden. Es war so schon ein Wunder, daß Snow Haven bislang einigermaßen ungeschoren davongekommen war. Aber Carillas Gedanken eilten schon weiter in die Zukunft. In ihren langen Dienstjahren hatte sie sich einiges zur Seite gelegt, und mit dem Geld, das sie aus dem Verkauf des Schmucks erwarten durfte, hätten sie genug Kapital, um Vieh und Gerätschaften zu kaufen. Unterstützung würde sie genügend erhalten – sie kannte Dutzende von Frauen, die für die Möglichkeit dankbar wären, ein neues Gildenhaus zu eröffnen. Und an einem so entlegenen Ort brauchten sie vielleicht nicht einmal eine besondere Genehmigung! Es war fast schon zu schön um wahr zu sein.
    Carilla rutschte aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her und rieb sich nervös das Gesicht. »Das kommt alles so unerwartet; ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Überlegt nicht zu lang, Mylady«, mahnte Ranarl sie. »Wir werden alle nicht jünger. Wer weiß, was passiert, wenn Ihr zögert.«
    »Du sprichst mir aus dem Herzen«, erwiderte Carilla. »Trotzdem muß ich es erst mit meinen Gildenschwestern besprechen und die rechtlichen Fragen abklären. Ich werde eine Menge Hilfe benötigen, wenn ich ein solches Gut führen soll – und ich fürchte, ich verstehe mehr von Kriegsgeschäften als von Friedenszeiten.«
    »So lange ich lebe, sollt Ihr diese Hilfe erhalten«, erklärte Ranarl ernst.
    Carilla legte den Inhalt in das Schmuckkästchen zurück und verschloß es. Dann erhob sie sich langsam, ging zum Fenster und blickte hinaus. Es war später geworden, als sie angenommen hatte; draußen wurde es allmählich dunkel, und Lori würde sich schon Sorgen machen. Sie wandte sich zu Ranarl um. Der Kloß im Hals hinderte sie fast am Sprechen. »Ich hätte viel früher zurückkommen sollen«, brachte sie hervor.
    »Das wäre eine große Hilfe gewesen«, entgegnete Ranarl unter Tränen. »Vielleicht sollte ich das Euch nicht sagen, aber … Felix … er war ein Ungeheuer. Zum Schluß konnte selbst der Dom ihn nicht mehr bändigen. Er hat … einmal hat er den alten Mann halbtot geschlagen – und das hat ihn dann auch um den Verstand gebracht. Vielleicht war es der Schlag auf den Kopf, vielleicht war es auch der Schock … ich weiß es nicht. Danach sperrte Felix ihn immer wieder ein, und wir durften uns nicht in seine Nähe wagen. Ich schäme mich es einzugestehen, aber wir hatten alle viel zu große Angst vor Eurem Bruder. Wenn Ihr je Euren Vater gehaßt habt, weil er Felix bevorzugte, dann glaubt mir, daß er es bitter bereut hat.« Ranarl zögerte, bevor er fortfuhr. »Und das gilt auch für Eure Mutter. Das Geld, das Euch Mara damals zugesteckt hat, als Ihr fortlaufen mußtet – es stammte von Eurer Mutter. Sie hatte es uns gegeben und das Versprechen abgenommen, es Euch nicht zu erzählen. Sie fürchtete sich vor Eurem Vater.«
    »Ich … ich hatte ja keine Ahnung …« Carilla mußte schwer schlucken. Sie hatte immer nur eines gewollt – Rache; doch jetzt verspürte sie nur eine innere Leere, als die Wut, die sie jahrelang gehegt und geschürt hatte, verflog. Aber allmählich ließ das Schwindelgefühl nach und die Benommenheit wich größerer Klarheit. Selbst die verblichenen Farben der Vorhänge erschienen ihr jetzt voller und das gelbe Kerzenlicht heller, so als ob ein Schleier von ihren Augen fiel. Zum ersten Mal begriff sie, daß das Schicksal sie auf den richtigen Weg geführt hatte. Mit dem engen Leben als Ehefrau und Mutter wäre sie nie glücklich geworden – und nur die Götter mochten wissen, welchen Tölpel ihr Vater als Schwiegersohn ausgesucht hätte! Das Ereignis, das sie aus der vorgezeichneten Bahn geworfen und das sie immer nur als Tragödie betrachtet

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