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Das Wüten der ganzen Welt

Das Wüten der ganzen Welt

Titel: Das Wüten der ganzen Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maarten 't Hart
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das trocknen Fußes da hindurch geführt wurde, bewegst du dich auf bekanntem Boden. Na ja, und von da ist es nur ein einziger kleiner Schritt...«
    »Zum Kreuz«, sagte Everaarts.
    »Genau«, sagte Koevoet, »du kapierst es allmählich, aber fang notfalls mit dem Roten Meer an. Das darf man, das ist gut.«
    Die Kreuzzugskampagne, anfangs eine Initiative des reformierten Evangelisationskomitees von Ebenezer, wurde im Oktober ökumenischer organisiert. Das Evangelisationskomitee der evangelischen Kirche, Maranatha, beschloß mit neun gegen drei Stimmen mitzumachen. Die Heilsarmee schloß sich der Kampagne an. Die Christlich-Reformierten nahme n Abstand. Der Pfarrer der römischen Kirche fragte an, ob er auch eine von den Gemüsekisten besteigen dürfe. Das wurde vom Kreuzzugskomitee mit großer Entrüstung abgelehnt.
    Ab Oktober wurden die vorbereitenden Versammlungen im großen Saal des Gebäudes Sursum Corda abgehalten. Bei der letzten großen Versammlung, am Freitagabend, der dem Frommen Samstag voranging, waren mein Vater und ich dabei. Auch ich durfte mitmachen, auch ich sollte am nächsten Tag, wie Pastor Dercksen sagte, »mannhaft vorwärtsstürmen für den lebendigen Herrn«.
    »Er sagt ›Herrn‹ statt ›Herren‹«, flüsterte mein Vater ärgerlich.
    Nach den Eröffnungsworten des evangelischen Pastors Vogel gab Bruder Koevoet eine Übersicht über die zu führende Kampagne. In allen acht Stadtteilen sollte am Frommen Samstag Punkt drei Uhr die Frohe Botschaft verkündet werden, und zwar von acht Brüdern auf acht Gemüsekisten. Unter ihnen auch Brüder von woandersher, wie Pastor Zelle aus Rockanje. Der sollte im Stadtteil Goudsteen predigen. Dann Pastor Van Nordt aus Viaardingen. Der sollte die Gegend um Zuid- und Noordvliet übernehmen. Und Pastor Potjer aus Maasland. Gut für den Neubau in Sluispolder. (»Warum haben sie den nun aus dem Stall geholt?« flüsterte mein Vater. »Der redet auf Raten, was haben wir denn davon?«) In den acht Stadtteilen würden sechs Harmoniums, von denen fünf ein Händler aus der Damstraat zur Verfügung stellen würde, und ein Klavier und ein Akkordeon den Lobgesang begleiten. Im Hoofd, in der President Steynstraat, würde das einzige Klavier erklingen. Es würde von Bruder Goudveyl aus dem Lumpenlagerhaus nach draußen gebracht und von dessen Sohn gespielt werden.
    »Ho, du wirst ausdrücklich vermerkt«, sagte mein Vater.
    »Leider ist es uns nicht gelungen«, sagte Bruder Koevoet, »in allen Stadtteilen Lautsprecher aufzuhängen. Soviel konnten wir nicht zusammenkratzen. In drei Stadtteilen werden wir mit Flüstertüten oder Megafonen das Greuz verkündigen.«
    Er ließ die letzten Worte auf uns wirken und sagte dann: »Überall, wo Ungläubige wohnen, werden zwei Brüder klingeln. Sie werden persönlich das Greuz...«
    Er schwieg, er suchte nach einem neuen Wort, konnte offenbar keines finden, schaute uns verzweifelt an, sagte zum Schluß: »...verkünden«. 

Frommer Samstag
     
    Am Frommen Samstag wehte ein rauher Wind. Es nieselte.
    »Naßkalt ist es«, sagte mein Vater, »aber so schlimm kann gar kein Samstag sein, früher oder später kommt Sonnenschein.«
    Von Sonnenschein konnte jedoch den ganzen Tag über keine Rede sein. Es war so stark bewölkt, daß es mittags um zwei Uhr bereits Abend zu sein schien. In vielen Wohnzimmern brannte schon um drei Uhr Licht. Und von ungefähr zehn Uhr morgens an waren im Hoofd fast ununterbrochen Knallfrösche zu hören, die von den gassies und gosern gezündet wurden. Während ich die Evangelisationstexte bei Sursum Corda abholte, schlug mir auf der Straße der Wind einen so aasig kalten Regen ins Gesicht, daß ich völlig durchfroren heimkehrte.
    Als ich mich um halb drei im Lagerhaus ans Klavier setzte, waren meine Finger steif und taub. Lange blies ich auf meine Knöchel. Draußen explodierten die verfrühten Knallfrösche zum Jahreswechsel. Endlich waren mein Hände warm genug, um schon einmal »Da rauscht in den Wolken« und Befiehl du deine Wege zu üben.
    Aber wer sollte eigentlich singen da draußen auf der Straße, in diesem kalten, unfreundlichen Regen? Warum hatte Gott, für den wir dies alles taten, nicht für besseres Wetter gesorgt? Wenn er, wie es in Befiehl du deine Wege hieß, »Wolken, Luft und Winden Wege, Lauf und Bahn wies«, warum hatte er diesen nieselnden Wolken dann befohlen, tief über unserer Stadt hängen zu bleiben? Und warum solche Wolken, Wolken, schwer von schauderhaft kaltem Regen?
    Da es

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