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Das Wüten der ganzen Welt

Das Wüten der ganzen Welt

Titel: Das Wüten der ganzen Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maarten 't Hart
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beim erstemal?«
    »Wie angeguckt?«
    »So... so... wie soll ich das sagen, so... es gibt kein Wort dafür, so... durchdringend, nein, Gott, ich weiß es nicht.«
    »Durchdringend?«
    »Ja, du hast geguckt, als wenn du mich an der Wand festnageln wolltest... ich finde es verrückt, das alles zu sagen, das sind Sachen, die man denkt, aber nicht ausspricht, und jetzt gehe ich neben dir, und ich laß das alles einfach so raus. Was ist das bloß, ich kapier das nicht, vielleicht liegt es daran, daß ich die ganze Ze it gedacht habe, du hättest eine Freundin.«
    »Ich habe keine Freundin.«
    »Nein, das brauchst du nun wirklich nicht noch mal zu sagen, das weiß ich ja jetzt.«
    »Aber du hast schon einen Freund.«
    »Ja.«
    Ein kleines Stück liefen wir noch weiter, dann sagte sie: »Sollen wir zurückgehen?«
    Wir kehrten um, liefen zurück, am sich kräuselnden Wasser entlang. Sie sagte: »Ich weiß gar nicht, was ich nun machen soll.«
    »Ach komm«, sagte ich, »so furchtbar ist das nicht, wenn du keinen Freund hättest, würden wir uns dies alles nie gesagt haben, dann wäre überhaupt nichts passiert und würde wahrscheinlich auch gar nichts passieren, es ist nur, weil...«
    »Na, ich weiß bloß nicht, was ich machen soll, ich bin verrückt nach Erik, wirklich wahr, und dich habe ich nun ein paar Monate lang nur ab und zu kurz gesehen, und erst heute abend habe ich dich ein klein wenig kennengelernt... und doch ist es, doch ist es... es ist, als ob du... oh, ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, es ist so verwirrend, wenn du nun mein Bruder wärst oder so... es war eine so angenehme Vorstellung, daß du schon eine Freundin hast und daß die so ein Biest ist. Dadurch warst du eigentlich auch gar nicht nett, aber nun, es ist so verwirrend... es ist so warm, ich ersticke fast... ich wollte, ich könnte jetzt baden gehen.«
    »Du kannst ja hier in den Kanal springen«, sagte ich.
    »Nein, das Wasser hier ist furchtbar schmutzig.«
    Bis zum Haus liefen wir schweigend am Wasser entlang. An der Haustür blickte ich sie noch einmal an. Sie sah kaum auf, sagte nur: »Na ja, tschüs.«
    Nicht ein einziges Mal drehte ich mich um, als ich wegfuhr. Auf dem Schlängelpfad raste ich tollkühn um die Kurven und dachte die ganze Zeit: Es ist nicht zu glauben, es ist nicht zu glauben, sie waren also auch da an dem Sonnabendnachmittag. Ob auf dem Kutter doch etwas vorgefallen war, wodurch sie sich veranlaßt sahen oder in jedem Fall einer sich berufen fühlte, Vroombout zu erschießen? Bis auf den Dirigenten waren sie alle dort, und vielleicht war der Dirigent ja auch da, wer weiß, es kann doch kein Zufall sein? Das ist doch unmöglich? Aber warum hat sie dann niemand in der President Steynstraat gesehen? Oder haben sie um die Ecke in ihrem Ford gewartet?
    So fuhr ich weiter, und verbissen dachte ich über diesen immer rätselhafter werdenden Mord an Vroombout nach. Solange ich das tat, brauchte ich an nichts anderes zu denken. Das würde später noch kommen, das konnte ich noch aufschieben, vielleicht konnte ich es sogar ganz vergessen, verdrängen. Es war schon Juni, die langen Semesterferien würden bald beginnen, und in diesen langen Ferien würde bestimmt nicht musiziert werden, und vielleicht war es sogar besser, nie wieder dort zu musizieren. Dann brauchte ich Hester nicht wiederzusehen, und sie konnte mich vergessen, und ich konnte sie vergessen. So viel war ja schließlich auch nicht dran an der Sache, wir hatten ein paar Liedchen gesungen und waren ein Stück am Kanal entlanggegangen. Und dazu kam noch, daß sie die Tochter eines Ehepaars war, das höchstwahrscheinlich etwas mit dem Mord an Vroombout zu tun hatte. Unausweichlich war daher meine Schlußfolgerung, daß ihr Vater mich deshalb eingeladen hatte, mit ihnen Haydn zu spielen. Er war während des Praktikums zu mir gekommen, zu mir, dem einzigen Zeugen des Mords. Er hatte mich einwickeln wollen, neutralisieren. Ja, so mußte es sein, kein Professor musizierte doch unter normalen Umständen mit einem Erstsemester?

 Yvonne
     
    »Was für eine Sauerei«, sagte sie, »wie gemein, mich einfach wegzuschicken.«
    Sie tippte mit ihren knallroten Stilett-Nägeln auf die Kunststoffplatte des Praktikumstischs. Aus meiner Bürette fiel ein Tropfen, der die Flüssigkeit im Becherglas blutrot färbte.
    »Paß auf, was du tust«, rief ich, »das war ein Tropfen zuviel!«
    »Ist mir völlig egal, steh ich gestern da wie eine Witzfigur, werd ich von dieser Bohnenstange von

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