Das Wunder der Dankbarkeit
der Autobahn, der fährt vielleicht nah auf! – Danke, dieser Mensch zeigt mir, wie wichtig es ist, rücksichtsvoll und vorsichtig im Verkehr zu sein.
Mit dieser Methode kannst du Umwertungen vornehmen und dir bewusst machen, wie relativ und unzureichend so ein schnelles Urteil ist. Mit der Zeit wirst du immer weniger beurteilen, weil du deine Gedanken kontrollieren kannst – und nicht sie dich!
Kritisieren bringt selten etwas Gutes
Eine sehr unschöne Begleiterscheinung der Beurteilungen in unserem Kopf ist das Meckern und Kritisieren. Ob nur gedacht oder auch ausgesprochen – Kritik ist nur selten konstruktiv, meist ist sie schlicht schädlich. Zwar überkommt uns manchmal das Bedürfnis, über jemanden herzuziehen, wenn wir uns über ihn ärgern. Oder wir möchten dem anderen seine Unzulänglichkeiten unter die Nase reiben. Doch wir müssen diesem Drang ja nicht nachgeben. Das fällt uns leichter, wenn wir unsere Motivation zu kritisieren durchschauen, wenn wir erkennen, dass wir dadurch unser Ego aufwerten wollen. Wir möchten uns über den anderen stellen, weil wir glauben, besser zu sein oder etwas besser zu können als dieser. Letztlich schaden wir uns damit aber selbst, weil wir den negativen Gefühlen in uns Raum geben: der Besserwisserei, der Überheblichkeit, dem Neid, der Lieblosigkeit und so weiter. Auf die Art ziehen wir uns nur selbst runter. Es macht uns einfach kein gutes Gefühl, wenn wir schlecht über andere reden oder über sie herziehen.
Und auch bei anderen kommen Lästereien nicht gut an. Ruf dir eine Situation in Erinnerung, in der du schlecht über jemanden geredet hast. Wie hat der andere reagiert? Allein die Konzentration auf diese Fragestellung wird bewirken, dass du dich mit anderen wesentlich reflektierter unterhalten wirst und ihr beide euch wesentlich wohler dabei fühlt. Das wirst du auch merken, wenn du darauf achtest, wie du dich fühlst, wenn ein anderer schlecht über jemanden redet.
Von der Nervensäge zum Vorbild
Eine Seminarteilnehmerin erzählte mal von einer Kollegin, die sie total nervte. Immer wenn ein Meeting war, führte diese Frau das große Wort, hatte sehr festgefahrene Meinungen und setzte sich auch häufig damit durch. Die Seminarteilnehmerin war völlig fertig wegen dieser Kollegin und ließ wahrlich kein gutes Haar an ihr. Da stellte Bärbel die rettende Frage: „Was kannst du von dieser alten Fregatte denn lernen?“ Die Seminarteilnehmerin dachte nach und antwortete schließlich: „Vielleicht lehne ich diese Frau ja ab, weil ich insgeheim neidisch auf ihr Verhalten bin. Die steht einfach zu sich und zeigt, wie gut sie ihren Job kann.“ Es stellte sich heraus, dass die Seminarteilnehmerin sich nicht recht traute, in Meetings ihren Mund aufzumachen und ihre Meinung zu sagen.
In der Folgezeit arbeitete sie an einer besseren Selbstdarstellung. Ihre nervende Kollegin nahm sie als Vorbild, um sich selbst im Job mehr zuzutrauen und sich mehr zu zeigen. Je länger sie das umsetzte, umso mehr verschwand ihre Ablehnung dieser Kollegin. Im Nachhinein war die Seminarteilnehmerin der Kollegin sogar dankbar, denn durch sie wurde ihr Berufsleben viel erfüllter und sie selbst generell viel mutiger und durchsetzungsfreudiger.
So wie die Seminarteilnehmerin können wir aus unserer ablehnenden Haltung anderen Menschen gegenüber letztlich einen großen Gewinn ziehen – wenn wir, statt dieser Ablehnung Raum zu geben, zu meckern oder zu kritisieren, unserer Kritik auf den Grund gehen und die dahinterliegenden eigenen Schwächen aufdecken. Denn hier steckt unser eigentliches Entwicklungspotenzial. Dafür sollten wir dankbar sein. Du weißt doch: Der andere hält uns immer einen Spiegel vor. Und wir entscheiden, ob wir hineinblicken oder nicht. Die folgende Übung hilft dir beim Blick in den Spiegel.
Übung Und ich?
Nimm dir ein großes Blatt Papier und unterteile es in drei Spalten. Geh dann in Gedanken deine Freunde, Bekannten und Kollegen durch und schreibe die Namen aller, an denen du etwas auszusetzen hast, untereinander in die linke Spalte. Versuche nun auf den Punkt zu bringen, was dich an der Person stört, und schreibe es in die mittlere Spalte. In die rechte trägst du dann eine Frage an dich ein, die den Kritikpunkt betrifft. Hier ein paar Beispiele:
Helga redet immer so laut.
Möchte ich auch lauter reden und besser gehört werden?
Dieter kommt immer zu spät.
Möchte ich auch lockerer werden im Umgang mit der Zeit?
Frau Puhlmann zieht sich immer so
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