Das Wunder der Dankbarkeit
Leben immer mehr annehmen können, je dankbarer ich ihm entgegentrete.
Hindernisse auf dem Weg zur Dankbarkeit
Schlechte Gefühle durch zu viel Kritik
„Manchmal ist die Fähigkeit, das Schöne zu sehen, nichts weiter als eine bewusste Entscheidung dafür. Oft zeigt sich erst im Rückblick, manchmal Jahre später, dass sich bestimmte Erfahrungen im Leben – etwa die Trennung von einem Partner – als großes Glück und als glückliche Fügung zu etwas Besserem erwiesen haben.“ Bärbel
I m ersten Teil hast du die Geschwister der Dankbarkeit kennengelernt: Sie heißen Selbstliebe, Nächstenliebe, Achtsamkeit, Mitgefühl und Akzeptanz. Nun stelle ich dir auch die Hindernisse vor, die unserer dankbaren Haltung im Weg stehen können. Beginnen möchte ich mit der menschlichen Neigung, ständig zu urteilen und zu kritisieren. Im Kapitel über Bewusstsein und Achtsamkeit habe ich dich dazu auf gefordert, einfach mal nur wahrzunehmen, was ist, ohne es zu bewerten oder zu beurteilen. Das ist gar nicht so einfach, stimmt’s?! Wir sind es nämlich so gewohnt, alles und jeden in Schubladen zu stecken, dass uns das gar nicht mehr auffällt. Leider verhindern wir so aber eine dankbare, akzeptierende Haltung.
Um zu einem Urteil zu gelangen, vergleichen wir und wägen gegeneinander ab. Wir wollen herausfinden, was besser und schlechter (für uns) ist. Du weißt schon, so wie die Stiftung Warentest: Welche Waschmaschine ist die bessere, X oder Y? Da werden dann verschiedene Kriterien miteinander verglichen, etwa die Waschleistung, der Wasserverbrauch und die Bedienfreundlichkeit. Und am Ende gibt’s eine Gesamtnote zwischen „sehr gut“ und „mangelhaft“.
Die meisten Urteile, die wir fällen, sind allerdings alles andere als reiflich überlegt. Es sind schnelle Bewertungen von fast allem, was wir so wahrnehmen. Besonders das Wetter ist da sehr ergiebig: Heute ist es zu kalt, morgen zu heiß und übermorgen zu nass. Aber auch andere Begebenheiten haben es schwer, unserer Bewertung zu entkommen. Beim Essen finden wir bestimmt das sprichwörtliche Haar in der Suppe, die S-Bahn ist immer unpünktlich, und die Nachbarn sind laut.
Sehen wir aber genauer hin, dann stellen wir fest, dass unsere Einschätzungen sehr einseitig sind. Es sind nur Momentaufnahmen, die lediglich einen kleinen Teil der ganzen Wahrheit widerspiegeln – mithin nichts als Vorurteile. Was immer wir registrieren, wir sehen es durch den Filter, der durch unser Bewusstsein bestimmt ist. Unsere Wahrnehmung ist also höchst subjektiv und hat ganz allein mit uns zu tun. Im Gegensatz zu Waschmaschinen gibt es nämlich für die meisten Sachverhalte und erst recht für die Einschätzung von Menschen keine objektiven Kriterien und keine zureichenden Beurteilungen.
Hinzu kommt, dass die permanenten Urteile in unserem Kopf zu großer Unzufriedenheit führen, denn die meisten von ihnen sind abwertend und negativ, sie sind in Wirklichkeit Verurteilungen: „Was für ein Sauwetter“, „So ein unsympathischer Typ“, „Mein Chef ist cholerisch“ und so weiter. Solche Gedanken stehen dem Akzeptieren des Hier und Jetzt im Weg. Sie machen schlechte Gefühle und miese Stimmung. Sie verhindern Freude und Dankbarkeit. Deshalb solltest du das Geplapper in deinem Kopf nicht hinnehmen, sondern dich dazwischenschalten und für Ruhe sorgen! Wie du das machst? Beobachte mal genau, was in deinem Kopf so vorgeht, welche Stimmen sich da zu Wort melden. Und sobald du merkst, dass wieder Urteile gefällt werden oder du etwas abwertest, drückst du die Stopptaste und legst den Schalter einfach um: Bei jeder negativen Beurteilung suchst du nach einem positiven Aspekt und neutralisierst so den Gedanken. Verbinde das am besten mit einem Dank. Ich zeige es dir in der folgenden Übung.
Übung Alles hat sein Gutes
Nimm dir ein bisschen Zeit und beobachte eine Weile deine Gedanken. Schreibe dir alle auf, bei denen du negativ urteilst. Nimm ruhig auch die ganz banalen, das fällt erst mal leichter. Und dann suche nach Aspekten, die aus dem negativen ein positives Urteil machen. Verbinde sie mit einem „Danke“. Hier ein paar Beispiele:
Mensch, immer dieses Regenwetter. – Danke, Regen, heute brauche ich meinen Garten nicht zu gießen.
Himmel, ist das heute wieder heiß. – Danke, liebe Sonne, heute gehe ich an den See zum Schwimmen.
Der Nachbar grummelt heute wieder bloß rum. – Danke für diesen Menschen, der mir manchmal mit Rat und Tat zur Seite steht.
So ein blöder Raser auf
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