Das Wunder der Dankbarkeit
steigere mich höchstens in eine regelrechte Schimpftirade hinein. Wird also Zeit, daran etwas zu ändern!
Gewaltfreie Kommunikation
Der US-amerikanische Psychologe Marshall Rosenberg hat dieses Problem erkannt und ein wunderbares Konzept entwickelt, um bei Gesprächen ohne Anschuldigungen und Bewertungen auszukommen: die „Gewaltfreie Kommunikation“. Er zeigt Wege auf, wie aus unseren gewohnheitsmäßigen, automatischen Reaktionen bewusste Antworten werden, mit denen wir ausdrücken, „was wir wahrnehmen, fühlen und brauchen“. Kern dieser Technik ist das Vier-Schritte-Modell:
Beobachten statt bewerten
Gefühle benennen
Bedürfnisse wahrnehmen und darauf basierend
eine klare und erfüllbare Bitte äußern
Dazu werde ich dir gleich mehr erzählen. Lass uns erst einmal ansehen, wie die drei Sätze von oben sich verändern, wenn ich nur klare Bitten aufgrund meiner Bedürfnisse formulieren würde:
Satz eins würde lauten: „Bitte räum auf!“
Satz zwei verändert sich sehr deutlich: „Bitte halte dich an unsere Abmachungen!“
Und Satz drei wird einfach zu: „Bitte tu es gleich!“
Im Alltag haben wir meist völlig verlernt, unsere Gefühle auszudrücken und unsere Bedürfnisse zu zeigen. Ja, schlimmer noch, oft nehmen wir beides nicht einmal wahr. Stattdessen unterstellen wir vielleicht, der andere täte etwas mit voller Absicht, und stellen Forderungen an ihn. In der Folge entgleist ein normales Gespräch schnell und wächst sich zu einem Konflikt aus, denn der andere fühlt sich angegriffen und wird zum Gegner.
Übung Bedürfnisse und Bitten ausdrücken
Wie geht es dir, wenn du die ersten drei oben genannten Formulierungen auf dich wirken lässt? Merkst du die Anklagen und Vorwürfe dahinter?
Suche dir Situationen aus deinem Alltag, in denen du nicht gewaltfrei kommunizierst. Hast du gestern etwas zu deiner Kollegin gesagt, das vielleicht eine Unterstellung beinhaltet hat? Wirfst du deinem Partner manchmal etwas vor, statt ihm zu sagen, welches Bedürfnis du hast? Achte auf Streitereien und Konflikte, sie sind nämlich häufig die Folge „falscher“ Kommunikation. Denke dir dann zu jedem Vorwurf eine Formulierung aus, die deinem eigentlichen Bedürfnis entspricht.
Do you speak giraffisch?
Ich möchte dir die Methode von Marshall Rosenberg noch ein bisschen genauer vorstellen, weil sie so ein wichtiger Schritt zu mehr Frieden und Dankbarkeit sein kann (Hinweise auf Buch und Website siehe > ). Der offizielle Titel dieser revolutionären Technik ist zwar „Gewaltfreie Kommunikation“, Rosenberg selbst nennt sie aber meist etwas scherzhaft auch die „Giraffensprache“ oder „Herzenssprache“. Denn wir brauchen bei der Anwendung dieser Sprache vor allem ein großes Herz. Und Giraffen haben von allen Landtieren das größte Herz. Während wir also in der Giraffensprache aus dem Herzen reden, reden wir sonst meist aus dem Verstand heraus. Unser alltäglicher, „normaler“ Umgangston entstammt, so Rosenberg, fast ausschließlich dem, was er Wolfssprache nennt: Unsere Kommunikation ist voll von Angriffen, Vorwürfen und Kritik. Das fällt uns schon gar nicht mehr auf.
Werden wir nun zu Giraffen, dann hören wir mit dem Herzen zu und überhören die Angriffe und Beleidigungen einfach. Stattdessen fühlen wir uns in den Gesprächspartner ein und lernen, die hinter dem Gesprochenen mitschwingenden Bedürfnisse zu erfassen. Und nur auf diese antworten wir. So können wir den Krieg der Worte beenden. Das kann weitreichende Folgen haben: Mit Hilfe der „Gewaltfreien Kommunikation“ konnten schon blutige Stammeskonflikte in Afrika beendet werden.
Kleine Kinder lernen „giraffisch“, wie alle Sprachen, recht schnell. In Israel gibt es auf Initiative Rosenbergs schon seit vielen Jahren Hunderte von Trainingsgruppen, in denen israelische und palästinensische Kinder gemeinsam die Giraffensprache erlernen. Damit wird ein wunderschöner Samen für einen langfristigen Frieden in dieser Region gepflanzt. In den Gruppen lernen die Kinder, sich auf giraffische Weise zu unterhalten. Kommen beispielsweise zwei Jungen dieser Gruppe streitend angelaufen, dann gehen sie zu einem Vermittler. Das ist ein älterer Junge, der an diesem Tag diese Aufgabe übernommen hat. Der Vermittler gibt dem ersten Jungen eine Giraffenpuppe und setzt dem Beschuldigten Giraffenohren auf. Außerdem gibt es noch eine Wolfspuppe, die der Vermittler während des Gesprächs in der Hand hält. Sprechen darf immer nur der, der die
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