Das Wunder der Liebe
Leggings und dem grünen Pullover wie eine der Elfen aus, die dem Weihnachtsmann bei seiner Arbeit halfen. Verlangen stieg in ihm auf, und irritiert über die Reaktion seines Körpers schaute Keegan rasch weg.
Ein großer Karton, auf dem die Aufschrift
“Weihnachtsdekoration” prangte, stand geöffnet mitten auf dem Boden. Wren hatte den Kaminsims bereits mit einer roten Girlande geschmückt und Mistelzweige über die Türen gehängt.
Der Duft von Bratäpfeln zog durch das Haus. Und der Schmuck des Weihnachtsbaumes glitzerte im Licht der Morgensonne.
Wie lange ist sie wohl schon wach? fragte sich Keegan.
Während er schlief, hatte Wren das Farmhaus in ein Winterwunderland verwandelt. Ein dicker Weihnachtsmann, der sich zu den Klängen von “Santa Claus is coming to Town”
drehte und mit der Hand winkte, stand auf dem Couchtisch, geschmückte Tannen und Kränze aus Kiefernzapfen hingen an den Türen.
Warum’macht sich diese Frau meinetwegen so viel Mühe, fragte er sich und starrte durch das Fenster hinaus über die vereiste Landschaft.
“Haben Sie Hunger?” Wren schaute ihn an. “Sie können Bratäpfel, Würstchen und Kartoffelpüree haben.”
Wren trug heute kleine Glockenohrringe, die fröhlich klingelten, wenn sie sich bewegte. Und wenn sie lächelte, sah sie so bezaubernd aus, dass ihm der Atem stockte.
Doch Keegan verdrängte seine Gefühle, er wollte diese Frau nicht bewundern.
Wren plauderte fröhlich über das Wetter, über die Weihnachtszeit und die Kühe. Keegan sagte dagegen nichts, er wollte sie nicht noch zu einer Unterhaltung ermuntern. Je mehr er mit dieser Frau sprach, umso größer war das Risiko, doch etwas mit ihr anzufangen. Es war besser, den Mund zu halten und in Abwehrstellung zu gehen. Er würde sowieso bald dieses Haus verlassen. Vielleicht heute schon.
“Sie sehen heute Morgen sehr viel besser aus”, bemerkte sie.
“Wie fühlen Sie sich?”
“Ausgeruht”, gab Keegan kurz angebunden zu.
Nachdem er sich am Abend zuvor nach langer Zeit einmal gestattet hatte, seiner Trauer Ausdruck zu geben und zu weinen, war er in einen tiefen traumlosen Schlaf gefallen. Er wusste nicht, ob er das der heilenden Anwesenheit von Wren oder der Tatsache zu verdanken hatte, dass er seinen Tränen einmal freien Lauf gelassen hatte. Es war das erste Mal seit dieser schrecklichen Nacht, in der Maggie und Katie gestorben waren, dass er geweint hatte. Dieses Farmhaus, das ihn so sehr an die Farm seiner Großeltern erinnerte, und Wren, die in ihrer Art Maggie so ähnlich war, hatten - zumindest für eine kurze Zeit -
eine seelische Blockade in ihm gelöst.
Doch nun, im Licht des Tages, war er beschämt über die Tränen, die er vergossen hatte. Schnell hatte Keegan sich erneut seine Rüstung angezogen und die Maske der Gleichgültigkeit angelegt, die ihm in den letzten achtzehn Monaten bereits gute Dienste geleistet hatte. Es würde seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, diesen Schuft Heller zu erwischen. Er hatte nichts, was er dieser Frau geben könnte. Noch nicht einmal ein Lächeln.
“Haben Sie vielleicht eine Landkarte von dieser Gegend?”
fragte er abrupt. Er durfte auf keinen Fall vergessen, dass er die Farm von Hellers Vater ausfindig machen musste.
“Ich glaube schon. Einen Moment, bitte.” Wren ging zu einer Kommode und suchte in den Schubladen herum. “Ja, hier ist eine Karte von Texas.”
“Haben Sie nichts Genaueres von dieser Gegend?”
Wren legte nachdenklich die Stirn in Falten. “Doch, natürlich, warten Sie.” Sie suchte weiter und wurde schließlich fündig. “Aha. Hier ist sie.” Sie reicht ihm die vergilbte Karte.
“Danke.”
“Keine Ursache.”
Wren ging voraus in die Küche und Keegan, der ihr folgte, blieb plötzlich wie erstarrt stehen. Auf dem Tisch lag eine rotgrüne Decke mit einem Krippenmotiv, einer Krippe, die der verblüffend ähnlich sah, die Maggie jedes Jahr aufgestellt hatte.
Sein Herz setzte für einen Moment aus, und ihm war, als hätte er einen Schlag in die Magengegend bekommen.
“Setzen Sie sich doch”, sagte Wren und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen.
Keegan riss den Blick von dem kleinen Jesus-Figürchen in der Krippe weg, zog einen Stuhl hervor und sank darauf nieder.
Der Knoten in seinem Magen wurde immer größer, und sein Appetit war verschwunden.
Wren lief summend in der Küche herum und stellte schließlich einen Teller vor ihn hin.
“Wollen Sie denn nichts essen?” fragte
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