Das Wunder der Liebe
gehasst. Nachdem mein Großvater gestorben war, hat er sie verkauft.”
“Ich kann mir einfach nicht vorstellen, das hier zu verkaufen.
Dieses Land, diese Farm ist ein Teil von mir. Hier sind meine Wurzeln. Sie erfordert harte Arbeit, aber ich kann mir nicht vorstellen, sie herzugeben.”
“Manchmal frage ich mich, was passiert wäre, wenn ich alt genug gewesen wäre, um meinem Vater die Farm abzukaufen.”
Keegan starrte in die Ferne, als ob er seine Vergangenheit an sich vorbeiziehen sähe. “Wie anders wäre mein Leben dann verlaufen.”
Bedauern zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, und Wren streckte die Hand aus, um seinen Arm zu berühren, aber er rückte rasch von ihr ab.
“Es wird Zeit, dass wir uns wieder an die Arbeit machen”, erklärte er und zerbrach damit die Nähe, die zwischen ihnen entstanden war.
Er hatte Schwierigkeiten, Mitgefühl anzunehmen. Da er selbst gelitten hatte und gezeichnet war, konnte Wren das nur allzu gut verstehen. Trotzdem schmerzte seine Zurückweisung sie.
Sie nahmen ihre Arbeit wieder auf, und nach weiteren anstrengenden vier Stunden hatten sie alle Spuren des Rohrbruchs beseitigt. Seltsamerweise fühlte sich Wren trotz ihrer Erschöpfung ausgesprochen gut. Unwillkürlich hatte sie sich an jene Tage erinnern müssen, als noch ihr Vater und ihre Mutter Seite an Seite die Aufgaben der Farm erledigten. Obwohl sie während der Arbeit wortkarg gewesen waren, hatte man doch die Nähe gespürt, die beide miteinander verband. Wahre Partner, die Hand in Hand arbeiteten. Sie und Keegan waren ebenfalls solch ein Team. Konzentriert und aufeinander abgestimmt erledigten sie ihre Arbeit.
Dann gingen sie zurück ins Haus und zogen ihre Handschuhe, Jacken und Stiefel aus. Wren wusste, dass sie furchtbar aussehen musste, und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
“Danke”, sagte sie.
“Sie müssen mir nicht danken. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, um mich für Ihre Gastfreundschaft zu bedanken.”
“Mr. Winslow.” Sie zögerte.
“Ja?”
“Ich muss Sie etwas fragen.”
Er hob eine Augenbraue.
“Ich weiß, dass Sie nur auf der Durchreise sind”, begann sie hastig, als wenn sie Angst hätte, ihren Mut zu verlieren. “Aber Sie erwähnten auch, dass Sie keinen Job haben.”
Keegan erwiderte nichts und wartete.
Sie war schüchtern. Es fiel ihr sehr schwer, ihm dieses Angebot zu machen. Und sie wusste nicht, ob sie das Richtige tat. “Falls Sie in Betracht ziehen, eine Weile in Stephenville zu bleiben”, fuhr sie fort, “möchte ich, dass Sie wissen, dass Sie gern bei mir bleiben können.”
In seinen dunklen Augen glühte ein eigenartiges Feuer, und ihr Herz machte einen kleinen Satz. Hatte er sie missverstanden?
Glaubte er etwa, sie würde ihm etwas anderes als einen Job anbieten?
Wren schluckte nervös. “Ich meine, wenn Sie ernstlich erwägen, wieder sesshaft zu werden, wenn Sie …” Du lieber Himmel, warum fand sie jetzt nicht die richtigen Worte?
“Keine Scheu, Wren. Sagen Sie einfach, was Sie meinen”, forderte Keegan sie freundlich auf.
Sie räusperte sich. “Mr. Winslow”, begann sie dann noch einmal mit fester Stimme. “Hätten Sie gern einen Job?”
Sie zitterte am ganzen Körper. Warum? War es so ein gewaltiger Schritt für sie, ihm einen Job anzubieten? Er wusste, dass sie schüchtern war. Es war ihr bestimmt nicht leicht gefallen, einem Fremden dieses Angebot zu machen.
Hatte sie jetzt Angst, dass er Ja oder dass er Nein sagen würde?
Ihr Kinn bebte leicht. Ihre Augen wirkten riesig in dem blassen Gesicht. Sie brauchte Hilfe, um diese Farm weiterführen zu können, das war klar. Aber leider war er nicht der richtige Mann für diesen Job.
Er zuckte mit den Schultern.
“Sie müssen mir die Antwort nicht sofort geben”, erklärte sie rasch, bevor das Schweigen zwischen ihnen zu unangenehm wurde. “Denken Sie einfach darüber nach.”
“Also gut”, sagte er. Obwohl es schwer war, dieser liebenswerten Frau eine Absage zu erteilen, wusste er bereits, dass er nicht bleiben konnte. Gleichzeitig sehnte sich ein Teil von ihm danach, endlich Ruhe zu finden, seine Rache vorübergehend zu vergessen und sich hier auf dieser Farm für eine Weile zu erholen. Aber diesen Luxus würde er sich nicht gönnen. Den durfte er sich nicht gönnen.
“Wir könnten das Zimmer im Dachboden für Sie herrichten”, schlug sie vor. “Es ein wenig wohnlicher machen.”
Nervös wickelte sie den Saum ihres Pullovers um den Finger.
Diese Geste
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