Das Wunder der Liebe
liebevoller Fürsorge he ilen zu lassen.
Er zog sein Hemd aus, drehte sich um und schaute über die Schulter auf seinem Rücken. Die Brandnarbe breitete sich rot und hässlich vom Nacken über seine Schulter aus. Sie war Mahnmal für das, was er erlitten hatte. Heller hatte ihm das angetan und ihn damit fürs Leben gezeichnet. Er konnte und würde das nicht vergessen.
Während Keegan im vorderen Badezimmer duschte, zog sich Wren im hinteren aus. Die Auseinandersetzung mit Keegan hatte sie stärker mitgenommen, als sie sich eingestehen wollte.
Sie hatte ihm die Stirn geboten, aber um welchen Preis? Sie ließ ihren Slip zu Boden fallen und stieg in das warme Schaumbad.
Wren versuchte, nicht daran zu denken, wie Keegan nackt unter der Dusche stand, aber sie war machtlos gegen die Bilder, die vor ihrem inneren Auge aufstiegen.
Sie sah, wie er den Kopf senkte, während das warme, wohltuende Wasser auf ihn niederprasselte. Sie dachte an seine Verbrennung und presste unwillkürlich die Fingerspitzen gegen ihre Lippen. Dann schloss sie die Augen und erforschte in Gedanken seinen Körper, wie sie es sich im wahren Leben niemals getrauen würde.
Sein Körper war lang und schlank, die Brust muskulös, der Bauch wie ein Waschbrett, der Po fest und knackig. Wren spürte ein prickelndes Verlangen in sich aufsteigen.
Oh, verflixt! Noch nicht einmal in ihren kühnsten Phantasien hätte sie sich erträumt, dass sie sich einmal so stark zu einem Mann hingezogen fühlen würde.
Sie sollte Angst vor ihm haben, aber stattdessen faszinierte er sie. Die Liebe mit ihm wäre bestimmt aufregender als alles, was sie sich bisher erträumt hatte.
Liebe mit ihm?
Du lieber Himmel, seit wann dachte sie denn daran, mit Keegan Winslow ins Bett zu gehen? Es musste eben in der Küche geschehen sein. Alles war plötzlich so anders geworden, viel intensiver. Sein männlicher Duft erfüllte ihre Sinne, seine Lippen weckten unersättliches Verlangen in ihr, und die Erinnerung an seine Stimme sandte ihr einen erregenden Schauer durch den ganzen Körper.
Ja, sie begehrte diesen Mann. Wie sie nie einen Mann zuvor begehrt hatte.
Und sie konnte ihn nicht haben.
Er war von irgendetwas besessen. Er hatte sich eine Aufgabe gestellt, die er unbedingt erfüllen wollte. Er schien sich selbst bestrafen zu wollen. Er wanderte durchs Land und weigerte sich, ihre Hilfe anzunehmen. War es eine schwere Schuld, die er mit sich herumtrug? Was hat er getan? fragte sie sich. Und warum?
“Wenn er doch nur mit mir reden würde”, flüsterte sie leise vor sich hin, bis ihr bewusst wurde, was sie da sagte. Warum sollte er ihr sein Herz ausschütten? Sie bedeutete ihm doch gar nichts. Ironischerweise hatte sie sich noch vor ein paar Tagen einen schweigsamen Farmarbeiter gewünscht. Jetzt, da sie einen hatte, wünschte sie sich nichts mehr, als das Keegan endlich mit ihr redete, ihr alles erzählte.
“Vergiss es, Wren”, sagte sie jetzt lauter. “Behandle ihn gut, während er hier ist, und lass ihn dann gehen.”
Wren sank noch tiefer in das duftende Schaumbad. Aber konnte sie diesem Rat folgen?
Sie tat es wieder.
Sie summte wieder fröhlich vor sich hin, kochte und schenkte ihm dabei dieses herzerwärmende Lächeln. Keegan hatte an diesem Tag zum zweiten Mal gemolken, als er bei seiner Rückkehr ins Haus die hübsch dekorierten Päckchen unter dem Weihnachtsbaum liegen sah.
Oh verflixt, dachte er. Bitte, lass diese Päckchen nicht für mich sein.
Allein der Gedanke, dass sie ein Geschenk für ihn haben könnte, erfüllte Keegan mit Panik. Er hatte nichts, was er ihr geben könnte. Er hatte bereits vor langer Zeit aufgehört, an andere Menschen zu denken. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass Wren ihm ein Geschenk geben könnte.
“Nehmen Sie im Wohnzimmer Platz”, rief sie ihm von der Küche aus zu. “Wir werden heute vor dem Weihnachtsbaum essen.”
Keegan stöhnte innerlich auf. Obwohl er seine Abneigung gegen Weihnachten deutlich gezeigt hatte, war Wren offensichtlich fest entschlossen, dieses Fest so zu feiern, wie es sich gehörte.
“Kann ich Ihnen behilflich sein?” fragte er unsicher.
“Nein, danke.”
Er steckte die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans und schlenderte langsam zum Wohnzimmer hinüber. Ein Bücherregal stand auf der gegenüberliegenden Seite vom Kamin. Er stellte sich davor und studierte die Büchertitel.
Dickens, Twain, Hemingway, Steinbeck, Cather, Poe. Alle Klassiker in Leder gebunden. Was erwartete er? Sie war
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