Das Wunder der Liebe
Leben.
“Denk an Heller”, sagte er laut in die Dunkelheit hinein.
“Konzentrier dich darauf, diesen Mann zu finden. Du bist so nah.”
Aber seit wann können Hass und Rache Schmerzen lindern, flüsterte ihm auf einmal seine innere Stimme zu. “Gewalt löst nur noch mehr Gewalt aus.”
Keegan blieb bestürzt in der schneebedeckten, einsamen Landschaft stehen. Während der letzten sechs Monate hatte Keegan sein Gewissen ignorieren können, aber seit er Wren mit ihrem warmen Lächeln begegnet war, schien sich der Panzer, der um sein Herz lag, aufzulösen.
Er griff zu dem Schal um seinen Hals, zu dem Schal, den sie ihm gestrickt hatte. Wren hatte ihm nichts als Liebe geschenkt, und er war so von Angst zerfressen, dass er ihr wunderbares Geschenk nicht annehmen konnte.
Wovor hatte er eigentlich Angst? Vor dem Leben? Vor der Liebe? Davor, wieder verletzt zu werden? Keegan seufzte.
Liebe oder Hass? Rache oder Vergebung? Dunkelheit oder der Anbruch eines neuen Tages? In diesem Moment wusste Keegan, dass er eine Entscheidung treffen musste.
Wren Matthews oder Connor Heller.
Hinter ihm lag die Rettung. Vor ihm die ewige Verdammnis.
Es begann wieder zu schneien, und große Schneeflocken fielen auf Keegans Kopf und Schultern.
“Gib mir ein Zeichen”, sagte er und hob sein Gesicht gen Himmel. “Bitte, zeig mir, was ich tun soll.”
Er wartete schweigend, die Hände vor Anspannung zu Fäusten geballt.
Nichts passierte. Was ha tte er erwartet? Blitz und Donner?
Die Kälte stach ihm ins Gesicht, drang durch seine Kleidung.
Würde es eine,Antwort geben? Ein Zeichen? Wenn nicht in der Weihnachtsnacht, wann dann?
Horch nach innen. Höre auf die Stimme deines Herzens, nahm er plötzlich eine Stimme wahr.
Er sah sich verwirrt um. War das nicht Maggies Stimme gewesen, oder wurde er schon langsam verrückt?
Hör auf die Stimme deines Herzens, Keegan.
“Maggie”, rief Keegan mit bebender Stimme und fiel auf die Knie. Es musste Einbildung sein. Oder hatte er etwa wieder Fieber?
Er vergrub das Gesicht in seinen Hände und schloss die Augen. Sein Herz schmerzte so sehr, dass es fast unerträglich war.
Sie liebt dich, Keegan. Und du könntest sie auch lieben, wenn du nur endlich loslassen und wieder zu dir selbst finden könntest, sagte die innere Stimme.
“Was soll ich loslassen?” schrie er in die Stille der Nacht hinaus.
Den Hass und deine Rachegefühle, kam prompt die Antwort.
Keegan schluchzte auf. Konnte es wirklich sein, dass Maggie durch seine Gedanken zu ihm sprach?
“Maggie, bitte, was soll ich tun?”
Entscheide dich für die Liebe. Katie und ich wollen, dass du glücklich bist, hörte er die innere Stimme wieder.
Tränen strömten Keegan über das Gesicht. “Oh, Maggie, wäre ich doch nur an jenem Abend früher bei euch gewesen.”
Keegan, vergib dir endlich, und fang wieder an zu leben.
Wrens Liebe wird dir dabei helfen, sprach sein Herz zu ihm.
Und plötzlich versiegten Keegans Tränen, und er wurde ganz ruhig. Friede und eine heitere Gelassenheit durchströmten ihn.
“Maggie?” fragte er. Doch die Stimme in seinem Inneren war verstummt. Hatte sein Unterbewusstsein ihm einen Streich gespielt, oder hatte er ein spirituelles Erlebnis gehabt? Es spielte keine Rolle. Die Botschaft blieb die Gleiche.
Liebe.
Und Liebe bedeutete Wren.
Er erhob sich, holte die Magnum aus seiner Tasche und warf sie im hohen Bogen fort. Mit dem Gefühl, von einer ungeheuren Last befreit zu sein, straffte er die Schultern und lief über das Feld zurück.
“Jingle Bell Rock” ertönte aus dem Radio, während Wren auf einem Stuhl in der Mitte der Küche saß und zuschaute, wie der angetrunkene Heller, der sich ihre Küchenschürze um den Kopf gebunden hatte, um sie herumtanzte. Dieser Mann war der personifizierte Wahnsinn.
In einer Hand hielt Heller einen Kanister Benzin, in der anderen eine Flasche Whisky. Eine angezündete Zigarette hing zwischen seinen wulstigen Lippen. In seinen listigen schwarzen Augen glitzerte Bösartigkeit.
“Macht das nicht Spaß?” lallte er, und als er sich zu ihr vorbeugte, konnte sie unter seinem Hemd eine Waffe erkennen.
Angst schnürte ihr die Kehle zu. Dennoch war sie fest entschlossen, dieser Bestie nicht zu zeigen, was in ihr vorging.
“Ja”, erwiderte sie trocken. “Ich könnte mich halb totlachen.”
Er warf den Kopf zurück und brüllte vor Lachen. “Hey, Mann, du hast wirklich mehr drauf als Winslows erste Frau. Sie schrie und weinte immer
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