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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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Sebastian. Sie spürte, wie seine Brust ihre Arme streifte, als er hinter sie trat. »Sie hat es geliebt. Es hing bei ihr im Wohnzimmer, neben dem Holzofen. Das ist das einzige Familienerbstück, das ich besitze. Ich hatte es jahrelang weggepackt.«
    »Warum hast du es erst jetzt aufgehängt?«, fragte sie, ohne den Blick von dem Bild zu wenden.
    »Ich war mir nicht sicher, ob ich bleiben würde.«
    »In diesem Haus?«
    »Nein, in Walls of Water. Ich wusste nicht, ob alles klappen würde.« Er machte eine Pause. »Aber es hat geklappt.«
    Ihre Kopfhaut prickelte, so, als wäre sie gerade mit knapper Not einem Zusammenstoß entgangen. Sie hatte nicht gewusst, dass sie ihn beinahe verloren hätte. Was war denn nur los mit Walls of Water, dass die Leute ständig wegwollten? War es denn nicht schön, ein Zuhause, eine Geschichte und eine Familie zu haben, selbst wenn sie einem manchmal auf die Nerven ging? Mit dem Rücken zu ihm sagte sie: »Du hast noch nie von deiner Großtante gesprochen.«
    »Sie war die Einzige in meiner Familie, die mich vorbehaltlos liebte. Aber sie starb, als ich zehn war.«
    Sebastian redete nicht häufig von seiner Familie, aber aus dem wenigen, was er Paxton erzählt hatte, wusste sie, dass sein Vater oft aggressiv gewesen war und er einen viel älteren Bruder hatte, der nach West Virginia gezogen war. Sie hatten in einer Wohnwagensiedlung im Westen der Stadt gelebt, nahe der Stadtgrenze. Wahrscheinlich hatte sie damit ihre Frage selbst beantwortet. Vielleicht gab es Dinge, die man einfach hinter sich lassen musste. Bei Sebastian konnte sie das verstehen, bei ihrem Bruder nicht. Um das Thema zu wechseln, drehte sie sich lächelnd um und fragte: »Sollen wir jetzt was essen?«
    Ihr war nicht klar gewesen, wie nah er hinter ihr stand. »Es sei denn, du möchtest hier oben noch etwas anderes tun«, entgegnete er.
    Sie wollte dieses Thema nicht anschneiden. Sie konnte es nicht. »Möchtest du mir damit zu verstehen geben, dass ich deinen Fitnessraum benutzen sollte?«, scherzte sie.
    Er senkte den Blick und wandte sich ab. »Niemals, Schätzchen. Ich liebe dich genau so, wie du bist.«

FÜNF
    Ans Licht befördert
    E s gab Zeiten, in denen Willa und Rachel so viel zu tun hatten, dass ihr Lunch nur aus Cappuccino-Donuts und kaltem Kaffee bestand und man sich kaum vorstellen konnte, dass die National Street nach Thanksgiving einen deutlichen Geschäftseinbruch erleben würde. Im Winter gab es Tage und manchmal sogar eine ganze Woche ohne einen einzigen Kunden. Nur im Februar, dem kältesten Monat in dieser Gegend, kam es stets zu einem kleinen Aufschwung. Dann besuchten die Fremden nämlich gern den Nationalpark, um die berühmten Wasserfälle in gefrorenem Zustand zu besichtigen. Sie sahen dann aus wie Brautschleier vor den Bergen. Doch die übrigen Wintermonate mussten sich die Leute, die vom Tourismus lebten, irgendwie durchschlagen und von wärmeren Zeiten träumen, vom eisvogelblauen Himmel und von Laub, das so grün war, dass es aussah, als wäre es frisch gestrichen worden und würde abfärben, wenn man es berührte.
    In den Monaten vor dem nächsten Frühling, in denen nicht viel los war, wurden viele Zugezogene unruhig und beschlossen weiterzuziehen. Das hatte Willa immer wieder erlebt. Rachel hielt es nun schon über ein Jahr hier aus, aber Willa wusste, wie hart die kalten Monate jemandem vorkamen, der so voller Tatendrang steckte wie Rachel. Sie befürchtete, dass sie sie im kommenden Winter verlieren würde. Nur Rachel, ihr Kaffee und ihre Schokolade machten Willa das Leben jetzt erträglich, nachdem die Restaurierung des Madam so gut wie abgeschlossen war und sie keinen Grund mehr hatte, jeden Tag auf den Jackson Hill zu fahren und nachzuschauen, wie es dort oben lief.
    »Willa, sieh mal«, sagte Rachel etwa um vier Uhr an diesem Nachmittag, als es im Laden endlich etwas ruhiger war. Willa drehte sich zu ihr um und bemerkte, dass Rachel aufgehört hatte, die Snacks in der Vitrine aufzufüllen, und aus dem Fenster starrte. »Groß, dunkel, reich kommt auf uns zu.«
    Willa folgte ihrem Blick. Sie entdeckte Colin Osgood auf dem Weg zum Laden.
    »Oh, Mist. Sag ihm, dass ich nicht da bin«, bat sie und machte sich auf den Weg ins Lager.
    »Was ist denn mit dir los?«, rief Rachel ihr nach.
    Willa verschwand und zog die Tür hinter sich zu, gerade noch rechtzeitig, bevor die Glocke am Eingang bimmelte.
    Was war mit ihr los? Das war eine gute Frage, aber nur schwer zu erklären, vor allem

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