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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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geschafft, energisch genug Nein zu sagen. Jede hat schon einmal einen unsympathischen Typen angelächelt, der sie anmachte – bloß weil sie ihn nicht kränken und keine Szene machen wollte. Alle Frauen erinnern sich an solche oder ähnliche Vorfälle, selbst wenn sie so etwas nicht persönlich erlebt haben. Es ist ein Teil ihres kollektiven Unbewussten.
    Willa konnte einfach nicht am Straßenrand verharren und zuschauen. Sie musste etwas tun. Was, das wusste sie noch nicht so recht. Aber sie lenkte ihren Jeep über die Straße auf den Parkplatz des Ladens. Kurz kam ihr der Gedanke, dass nichts an diesem Tag normal gewesen, dass keine Sekunde davon langweilig gewesen war. Doch sie würde nie im Leben, nicht einmal sich selbst gegenüber, zugeben, dass ihr das irgendwie gefallen hatte.
    Sie hielt vor der Gruppe an und schaltete das Fernlicht ein. Paxton versuchte gerade, einem der Männer, der sie begrapschte, auszuweichen. Als sie entschlossen weitergehen wollte, wurde sie von dem anderen Mann daran gehindert.
    Willa suchte in ihrer Tasche nach dem Pfefferspray und öffnete die Tür.
    »Hi, Paxton«, sagte sie. Ihr Herz raste, und sie spürte, wie ihr Adrenalinspiegel in die Höhe schoss. »Was machst du denn hier?«
    Die Männer drehten sich zu ihr um. Paxtons Kopf schnellte hoch, und Willa erkannte die Angst in ihrem Blick. Sie war das schwache Tier, umzingelt von Raubtieren. Hilf mir!
    »Na, wen haben wir denn da? Noch so eine Hübsche. Jetzt haben wir genug für eine Party«, knurrte der Mann, der Paxton am Arm festhielt. »Missbrauch« stand ihm quer übers Gesicht geschrieben. Es war ihm selbst passiert, und er hatte andere missbraucht. Die Gewalt war so tief in seiner Psyche verwurzelt, dass er niemanden anschauen konnte, ohne sich vorzustellen, wie er wohl mit Blutergüssen aussah. Willa spürte es an der Art, wie er ihren Hals und die zarte Haut ihrer Wangen betrachtete.
    »Warum lasst ihr sie nicht in Ruhe? Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das möchte«, sagte Willa. Ihre Hand schmerzte schon, weil sie das Pfefferspray so fest umklammert hielt. Sie nahm alles um sich herum überdeutlich wahr – jedes noch so kleine Geräusch, jeden Lufthauch.
    Robbie kicherte. Schon in der Schule hatte er immer mit den Schlägertypen herumgehangen. Er hatte nicht wirklich dazugehört, doch er war nah genug an ihnen dran gewesen. Und wie die meisten Leute seines Schlags hatte er sich gedacht, nah genug war besser, als nirgendwo dazuzugehören. »Na komm schon, Willa. Wie oft bekommen wir hier eine betrunkene Ballkönigin zu sehen? Und damals in der Schule hat sie mir einen Liebesbrief geschrieben. Sie hat es zwar geleugnet, weshalb mich alle ausgelacht haben, aber sie hat ihn mir geschickt. Gib’s zu, Paxton.«
    »Robbie, du meine Güte! Ich habe dir diesen Brief zugesteckt«, sagte Willa. »Ich war der Joker. Solche Dummheiten habe ich damals eben angestellt. Sie hatte nichts damit zu tun.«
    Er schaute sie verwirrt an.
    Willa ließ sie stehen und trat an den Ladeneingang. »Rufen Sie die Polizei!«, bat sie laut.
    Der Mann an der Kasse hob den Blick von seiner Zeitschrift, dann senkte er ihn wieder und ignorierte sie.
    »Das ist mein Bruder«, erklärte der zweite Mann. »Der ruft niemanden.«
    Willa wich langsam zurück. Sie hätte sich in ihren Jeep retten, die Türen verriegeln und selbst die Polizei rufen können. Aber dann hätte sich Paxton allein wehren müssen. Das Letzte, was eine Frau in einer solchen Situation wollte, war, sich umzuschauen und all die Leute zu sehen, die ihr hätten helfen können, jedoch keinen Finger rührten. Paxton schien zu wissen, was in Willas Kopf vorging, und versuchte, Willa dazu zu bringen, den Blick nicht abzuwenden. Lass mich nicht allein!
    »Paxton, stell deine Tüten ab«, sagte Willa schließlich.
    »Aber …«
    »Tu es einfach. Und dann fahren wir in meinem Jeep, okay?«
    »Ich habe ein Auto.«
    »Ich weiß. Fahren wir trotzdem in meinem.« Willa bewegte die Hand kaum merklich, und Paxton entdeckte das Pfefferspray. Sofort ließ sie die Tüten fallen. Die Weinflaschen zerbrachen.
    »Die geht nirgendwohin«, knurrte der Mann, der ihren Arm festhielt. »Außer vielleicht für ein bisschen Spaß hinters Haus.«
    Willa holte tief Luft, dann hob sie die Spraydose und zielte. Das war ihre letzte Option, doch sie zögerte nicht. Außerdem hatte sie in ihrer vertanen Jugend so oft Graffiti fabriziert, dass sie mit einer Sprühdose gut umgehen konnte. Den ersten Mann erwischte

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