Das Wunder von Grauenfels (German Edition)
ein offenes Geheimnis.«
»Ich konnte ja nicht ahnen, dass er Sophies Schwärmerei gleich derart ausnutzt.« Berit zuckte die Schultern. »Ach, vergessen wir die Murphys. Wie sieht’s bei dir aus? Wirst du unserer Madonna noch lange auflauern, oder rufen dich in absehbarer Zeit andere, hehre Ziele?«
Ruben grinste. »Sagen wir mal so: Ich hoffe, einer gewissen Berit Mohn noch längere Zeit auflauern zu können. Aber die Sache Grauenfels lasse ich ab morgen erst mal ruhen.«
Berit lächelte und ließ zu, dass er seine Hand zu ihrer herüberrutschen ließ und mit ihren Fingerspitzen spielte.
Sie hörte interessiert zu, als er von seinen weiteren Terminen in den neuen Bundesländern erzählte.
»Wie’s aussieht, wird es eine ziemlich frustrierende Reise«, meinte er schließlich. »Es steht ja nach wie vor schlecht mit den blühenden Landschaften. Da wünscht man sich fast noch ein paar Marienerscheinungen …«
»Eine UFO-Landung wäre auch nicht schlecht«, platzte Berit heraus.
Ruben sah sie spitzbübisch an. »War das Plan B?«, fragte er augenzwinkernd. »Ach ja, ehe ich es vergesse, euren Bürgermeister muss ich noch mal interviewen. Machst du mir da irgendwann übernächste Woche mal einen Termin?«
Berit nickte, nichts Böses ahnend. »Sobald wie möglich. Ab dem zehnten ist er allerdings fünf Tage weg – irgendeine Tagung zur Strukturbelebung oder Stadtplanung oder so was. Wir haben zig Anfragen wegen des Steinbruchs, da wollen alle möglichen Leute investieren. Igor braucht dringend fachmännische Hilfe bei der Entscheidung, was genehmigt wird.«
»Was wollen die Leute denn da bauen?«, fragte Ruben verdutzt. »Bis jetzt hat sich dafür doch kein Schwein interessiert!«
Berit lächelte. »Bisher wimmelte es da ja auch nicht vorTouristen. Nein, die Angebote gehen vom Gästehaus bis zum Tagungszentrum – und ein paar ganz schräge Sachen sind auch dabei. Eine Therme zum Beispiel. Hab ich erzählt, dass unser Wasser beim letzten Test Superwerte hatte? Können wir als Heilwasser vermarkten …«
Ruben verdrehte die Augen. »Tut ihr doch schon!«, meinte er.
Berit schüttelte den Kopf. »Richtig, meine ich, mit Zertifikat. Insofern wäre eine hübsche Therme nebenan nicht schlecht. Und Erich von Däniken – das ist der mit den UFOs, du weißt schon – plant eine Art Mischung zwischen Info-Zentrum und Erlebnispark. Der interessiert sich auch für den Standort. Weil Marienerscheinungen und UFO-Landungen im Wesentlichen die gleiche Zielgruppe hätten, meinte der Manager.«
Ruben blieb der Mund offen stehen.
»Ja, so haben wir auch geguckt.« Berit lachte.
»Aber was ist mit der jämmerlichen Infrastruktur?«, fragte Ruben. »Ich bin vorhin ziemlich geheizt, um es vor der Pressekonferenz zu schaffen, und ich stand zum Teil kurz vor dem Achsenbruch.«
»An den Wochenenden stehst du obendrein noch im Stau«, nickte Berit. »Aber das ist temporär, der Autobahnzubringer ist schon bewilligt, nächstes Jahr fangen sie an. Und die alte Straße wird dieses Jahr noch zweispurig ausgebaut. Das ist ganz schnell genehmigt worden, nachdem der Verkehr die ersten drei Male zusammengebrochen ist.«
»Es ist nicht zu fassen …«, murmelte Ruben. »Aber da wir gerade von Verkehr sprechen … wie wollen wir den Abend denn ausklingen lassen? Ich meine, äh, wenn ich gleich noch fahren muss, kann ich nichts mehr trinken, und dann sollten wir vielleicht in Grauenfels …«
Berit schenkte ihm einen Princess-Diana-Blick. »Wir könnten auch einfach noch eine Flasche bestellen und uns dann hier ein Zimmer nehmen …«
Ruben lächelte. »Aber nur unter der Bedingung, dass du mich anschließend nicht als Wunder vermarktest. Dies hier kommt bitte nicht in die Jungfrauen-Kuppelstatistik!«
»Das war die wunder vollste Nacht …« Ruben konnte am nächsten Morgen nicht umhin, das Wörtchen Wunder aufzugreifen. »Obwohl man hier ja eher vorsichtig sein muss mit so einer Wortwahl!«, fügte er schließlich noch hinzu.
Nach der Liebesnacht in Vierenhausen dauerte es noch fast einen Monat, bis Ruben nach Grauenfels zurückkehrte, um die Marienerscheinung endlich zu entlarven. Die neuerliche Reise hatte sich zunächst hingezogen, weil ein paar Politiker aus den neuen Ländern gerade mal wieder als ehemalige Stasi-Spitzel entlarvt worden waren und Klein Ruben auf die Angelegenheit ansetzte. Anschließend bestand die Redaktion darauf, dass Ruben ein paar Tage in Hamburg verbrachte, um die Serie zu schreiben und das
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