Das Wunder von Grauenfels (German Edition)
Sie’s auch. Außerdem hat er mit dem Schwanz gewedelt wie ein Blöder, der kennt doch Claudia, schließlich ist sie neuerdings ständig im Bürgermeisteramt. Und das Vieh sabbert zwar wie tollwütig, ist aber ganz harmlos.«
»Rex?«, fragte Ruben.
»Der Hund vom Bürgermeister. Von Herrn Barhaupt.«
Ruben hatte das Gefühl, sich die Hände waschen zu müssen, als er Marco endlich verließ. Ein unbegabter, mieser kleiner Neidhammel – aber genau das, was er seit Wochen gesucht hatte. Während er durch die Stadt schlenderte, überlegte Ruben sein weiteres Vorgehen. Zu blöd, dass er die nächsten Tage bereits anderweitig verplant hatte – aber andererseits war es nicht schlecht, Berit und Co erst mal in Sicherheit zu wiegen.Bevor er seine Story schrieb, brauchte er auch noch ein paar Fotos. Es konnte schließlich nicht so schwer sein, die Stelle am Steinbruch ausfindig zu machen, von der aus man das Bild der Madonna auf die Felswand projiziert hatte. Vielleicht versuchte er, sich den morgigen Tag noch dafür freizuschaufeln. Und Rex würde sich ebenfalls auftreiben lassen. Überhaupt, Igor Barhaupt. Den hätte er sich schon längst vornehmen sollen, womöglich war er die Schwachstelle des Unternehmens. Als Bürgermeister war der Mann schließlich für all das hier verantwortlich – er musste nervös sein. Und die Tatsache, dass er den Hund zur Verfügung gestellt hatte, bewies seine Mittäterschaft. Man musste bloß aufpassen, dass Berit und Gina ihn nicht vorher instruierten.
Nein, Ruben würde Berit nichts von seinem Gespräch mit Marco erzählen. So Leid es ihm tat, aber in dieser Sache musste er sie kalt erwischen. Wenn er Barhaupts Geständnis erst hatte, konnte er immer noch mit ihr reden.
Rubens Termine für den Montag ließen sich tatsächlich noch absagen. Insofern verbrachte er den nächsten Tag auf Motivsuche für die Illustration seines Artikels. Das Wetter spielte gut mit, und auf einem Streifzug durchs Wäldchen fand er zwei versteckte Stellen, die sich für eine Projektion im Steinbruch anboten – eine davon ein Hochsitz, der ihm merkwürdig vorkam, weil offensichtlich die Einstiegsleiter entfernt worden war. Woher der Hund plötzlich gekommen war und wohin er verschwand, blieb ihm zwar schleierhaft, aber vielleicht konnte ihm das ja Ginas Freund Merlot erklären. Ruben rief seine Redaktion an und ließ eine Volontärin herausfinden, wo der Circo Magico in dieser Woche gastierte. Schließlich fuhr er sechzig Kilometer, um der Nachmittagsvorstellung beizuwohnen, und wurde nicht enttäuscht. Merlot verwandelte nicht nur Leguane in Osterhäschen, sondern ließ auch ein weißes Tigerbaby verschwinden. Wie genau erdas machte, würde er garantiert nicht preisgeben – das ging gegen die Ehre eines Magiers. Aber es gelang Ruben, die Vorgänge zu fotografieren. Verglichen mit den Bildern aus dem Steinbruch wäre das Beweis genug.
Auf der Rückfahrt nach Grauenfels erreichte ihn dann ein Anruf aus der Redaktion.
»Hör mal, was war denn da gestern los bei eurer Marienerscheinung?«, fragte Herbert Klein. »Irgendwas Spannendes in Bezug auf die Murphys? Die geben nämlich gleich ’ne Pressekonferenz – man munkelt, dieser kleine Wichser Marvin will sich outen. Dabei ist die Klatschpresse voll von Fotos von ihm und dieser schnuckeligen kleinen Seherin …«
Ruben seufzte und schaltete von Recherche gegen Berit auf Romeo auf Rettungsmission. So schnell es auf den immer noch recht ramponierten Straßen rund um Grauenfels ging, fuhr er zum Bürgermeisteramt. Berit und Gina mussten informiert werden.
*
»Und vielen Dank noch mal für die Warnung«, meinte Berit. Sie saß mit Ruben in einem italienischen Restaurant in Vierenhausen und hatte ihm eben erzählt, wie elegant Claudia und Sophie die heikle Situation nach Marvins Outing gerettet hatten. Ruben und Berit hatten sich zu dem Ausflug in die Kreisstadt entschlossen, da Grauenfels’ Restaurants und Biergärten heute garantiert von Reportern und Filmteams besetzt waren.
»Gern geschehen. Aber war ja sowieso zu spät«, meinte Ruben leichthin und ließ die Blicke wohlgefällig über seine hübsche Begleiterin schweifen. Berit sah verteufelt gut aus. Sie trug ein eng anliegendes Sommerkleid in verschiedenen Blautönen, das ihre schlanke Figur betonte. Ruben fragte sich, ob darunter noch Unterwäsche passte und ob es ihm wohl gelingen würde, das heute noch herauszufinden. »Hättest du michmal vorher gefragt. Für die Presse war Marvins Veranlagung
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